«Es braucht weibliche Vorbilder»

MINT – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technologie. Vier Berufsfelder, in denen Frauen stark untervertreten sind. Und das, obwohl Fachkräfte in diesen Bereichen schweizweit händeringend gesucht werden. Dr. Sonja Studer, Bereichsleiterin Bildung bei Swissmen, über die wichtige Rolle von weiblichen Vorbildern und Möglichkeiten, wie der MINT-Funke bei den Spezialistinnen von morgen zum Überspringen gebracht werden kann.

Viviane Ammann
23. September 2021
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Foto: zVg

Woran liegt es, dass junge Frauen oftmals einen grossen Bogen um Ausbildungen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) machen?

Diese Frage stelle ich mir schon lange. Eine wirklich befriedigende Erklärung habe ich aber noch nicht gefunden. Es ist schon lange erwiesen, dass Mädchen in MINT-Fächern genauso gut abschneiden wie Jungen. Trotzdem sehen wir in der Schweiz ausserordentlich grosse Geschlechterunterschiede bei der Berufswahl. Mädchen wählen aus einem viel kleineren Berufsspektrum als Jungen und entscheiden sich auffallend oft für «typische» Frauenberufe. Es ist wohl eine Kombination unterschiedlicher Faktoren, die dazu beitragen: Geschlechterstereotypen sind in unserer Gesellschaft noch immer tief verankert. Bei Eltern, Kolleginnen und Lehrern sorgt der Berufswunsch «Polymechanikerin» darum immer noch oft für Stirnrunzeln. Zudem ist vielen Jugendlichen nicht bewusst, dass Ingenieure und Technikerinnen nicht nur mit Maschinen umgehen, sondern ebenso mit Menschen. Dabei sind Teamwork, Kommunikationsfähigkeit, interdisziplinäres Denken und Kreativität im Berufsalltag ebenso gefragt wie technisches Flair. Ein weiteres Hindernis ist sicher, dass Frauen in technischen Berufen bisher kaum sichtbar sind und damit weibliche Vorbilder fehlen.

Geschlechterstereotypen sind in unserer Gesellschaft noch immer tief verankert.

Welche nächsten Schritte sind hierzulande nötig, um bei Frauen mehr Interesse an MINT-Fächern zu wecken?

In der Unterstufe sind viele Kinder – Mädchen genauso wie Jungen – fasziniert von Technik und Naturwissenschaften. Um dies zu pflegen, sollten Kinder und Jugendliche schon früh Technik im Alltag erleben und gestalten können. Das Elternhaus und die Schule spielen hierbei eine grosse Rolle. Da technische Berufe oft als abstrakt wahrgenommen werden, ermuntern wir die Unternehmen zudem, den Kontakt mit Schulen in der Region zu pflegen, Schnupperlehren anzubieten und den Schülerinnen und Schülern den Berufsalltag zu zeigen.

Ich bin zudem überzeugt, dass Frauen sich eher für MINT-Themen begeistern, wenn ihnen bewusst wird, wie viel sie in einem technischen Beruf dazu beitragen können, den Alltag zu erleichtern oder Lösungen für die grossen Probleme der Menschheit wie z.B. für Klimaschutz und Ernährungssicherheit zu entwickeln.

Wir müssen letztlich aber auch akzeptieren, dass die Interessen und Neigungen der Menschen sehr individuell sind. Nicht jedes Mädchen – und nicht jeder Junge – wird sich für MINT-Themen begeistern können. Auch das ist absolut in Ordnung. Technik und Naturwissenschaften sollten Freude bereiten, nicht Druck und Ängste auslösen.

Frauen in technischen Berufen müssen sichtbar gemacht werden. Es braucht Vorbilder.

Welchen Beitrag können Ausbildungsbetriebe wie EKZ leisten, um das Potenzial des weiblichen MINT-Nachwuchses nicht ungenutzt versickern zu lassen?

Ein wichtiger erster Schritt ist es, Frauen in technischen Berufen über alle Hierarchiestufen und Unternehmensbereiche hinweg sichtbar zu machen – von der Lernenden über die Teamleiterin bis zur Entwicklungschefin. In einem nächsten Schritt könnten weibliche Lernende dabei unterstützt werden, sich untereinander oder mit Mentorinnen innerhalb des Unternehmens zu vernetzen. Dass Lernmedien und Kommunikationsmittel gendergerecht gestaltet sind, sollte ebenso selbstverständlich sein wie das Vorhandensein einer angemessenen Infrastruktur wie Garderoben, Toiletten und passender Berufskleidung.

Schliesslich ist auch wichtig, dass Berufsbildner und Linienvorgesetzten Verständnis für die Bedürfnisse junger Frauen aufbringen und herablassende Sprüche ebenso wenig zulassen wie übertriebene Fürsorglichkeit. Junge Frauen in technischen Berufen wollen keine Sonderbehandlung, sondern als ebenbürtige Kolleginnen wahrgenommen werden.

Woran liegt es, dass junge Frauen oftmals einen grossen Bogen um Ausbildungen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) machen?

Diese Frage stelle ich mir schon lange. Eine wirklich befriedigende Erklärung habe ich aber noch nicht gefunden. Es ist schon lange erwiesen, dass Mädchen in MINT-Fächern genauso gut abschneiden wie Jungen. Trotzdem sehen wir in der Schweiz ausserordentlich grosse Geschlechterunterschiede bei der Berufswahl. Mädchen wählen aus einem viel kleineren Berufsspektrum als Jungen und entscheiden sich auffallend oft für «typische» Frauenberufe. Es ist wohl eine Kombination unterschiedlicher Faktoren, die dazu beitragen: Geschlechterstereotypen sind in unserer Gesellschaft noch immer tief verankert. Bei Eltern, Kolleginnen und Lehrern sorgt der Berufswunsch «Polymechanikerin» darum immer noch oft für Stirnrunzeln. Zudem ist vielen Jugendlichen nicht bewusst, dass Ingenieure und Technikerinnen nicht nur mit Maschinen umgehen, sondern ebenso mit Menschen. Dabei sind Teamwork, Kommunikationsfähigkeit, interdisziplinäres Denken und Kreativität im Berufsalltag ebenso gefragt wie technisches Flair. Ein weiteres Hindernis ist sicher, dass Frauen in technischen Berufen bisher kaum sichtbar sind und damit weibliche Vorbilder fehlen.

Geschlechterstereotypen sind in unserer Gesellschaft noch immer tief verankert.

Welche nächsten Schritte sind hierzulande nötig, um bei Frauen mehr Interesse an MINT-Fächern zu wecken?

In der Unterstufe sind viele Kinder – Mädchen genauso wie Jungen – fasziniert von Technik und Naturwissenschaften. Um dies zu pflegen, sollten Kinder und Jugendliche schon früh Technik im Alltag erleben und gestalten können. Das Elternhaus und die Schule spielen hierbei eine grosse Rolle. Da technische Berufe oft als abstrakt wahrgenommen werden, ermuntern wir die Unternehmen zudem, den Kontakt mit Schulen in der Region zu pflegen, Schnupperlehren anzubieten und den Schülerinnen und Schülern den Berufsalltag zu zeigen.

Ich bin zudem überzeugt, dass Frauen sich eher für MINT-Themen begeistern, wenn ihnen bewusst wird, wie viel sie in einem technischen Beruf dazu beitragen können, den Alltag zu erleichtern oder Lösungen für die grossen Probleme der Menschheit wie z.B. für Klimaschutz und Ernährungssicherheit zu entwickeln.

Wir müssen letztlich aber auch akzeptieren, dass die Interessen und Neigungen der Menschen sehr individuell sind. Nicht jedes Mädchen – und nicht jeder Junge – wird sich für MINT-Themen begeistern können. Auch das ist absolut in Ordnung. Technik und Naturwissenschaften sollten Freude bereiten, nicht Druck und Ängste auslösen.

Frauen in technischen Berufen müssen sichtbar gemacht werden. Es braucht Vorbilder.

Welchen Beitrag können Ausbildungsbetriebe wie EKZ leisten, um das Potenzial des weiblichen MINT-Nachwuchses nicht ungenutzt versickern zu lassen?

Ein wichtiger erster Schritt ist es, Frauen in technischen Berufen über alle Hierarchiestufen und Unternehmensbereiche hinweg sichtbar zu machen – von der Lernenden über die Teamleiterin bis zur Entwicklungschefin. In einem nächsten Schritt könnten weibliche Lernende dabei unterstützt werden, sich untereinander oder mit Mentorinnen innerhalb des Unternehmens zu vernetzen. Dass Lernmedien und Kommunikationsmittel gendergerecht gestaltet sind, sollte ebenso selbstverständlich sein wie das Vorhandensein einer angemessenen Infrastruktur wie Garderoben, Toiletten und passender Berufskleidung.

Schliesslich ist auch wichtig, dass Berufsbildner und Linienvorgesetzten Verständnis für die Bedürfnisse junger Frauen aufbringen und herablassende Sprüche ebenso wenig zulassen wie übertriebene Fürsorglichkeit. Junge Frauen in technischen Berufen wollen keine Sonderbehandlung, sondern als ebenbürtige Kolleginnen wahrgenommen werden.

EKZ als Ausbildungsbetrieb

Zwei Drittel der Jugendlichen in der Schweiz entscheiden sich jedes Jahr für eine Berufslehre. Zur Auswahl stehen rund 240 Lehrberufe. Die EKZ-Gruppe bietet Ausbildungsplätze in neun Berufen an. Vom Elektroinstallateur über die Kauffrau und den Koch zur Netzelektrikerin – beim Ausbildungsangebot setzt EKZ klar auf Berufsvielfalt. Mit einer Lehrlingsquote von 11 Prozent gehört das Unternehmen zu den kantonsweit grössten Ausbildnern: Auf über 1'300 Mitarbeitende kommen 147 Lernende.

Zwei Drittel der Jugendlichen in der Schweiz entscheiden sich jedes Jahr für eine Berufslehre. Zur Auswahl stehen rund 240 Lehrberufe. Die EKZ-Gruppe bietet Ausbildungsplätze in neun Berufen an. Vom Elektroinstallateur über die Kauffrau und den Koch zur Netzelektrikerin – beim Ausbildungsangebot setzt EKZ klar auf Berufsvielfalt. Mit einer Lehrlingsquote von 11 Prozent gehört das Unternehmen zu den kantonsweit grössten Ausbildnern: Auf über 1'300 Mitarbeitende kommen 147 Lernende.

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