Meine Schwester Kiki Maeder

Die längste Zeit war Kiki Maeder die kleine Schwester, die unseren Autor ein wenig nervte. Heute ist sie ein «Schätzeli der Nation» – zu Recht, findet er.

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Fotos: zvg

Meine Schwester Kiki und ich haben heute ein herzliches Verhältnis zueinander; wir sind uns nahe, obwohl wir uns nicht mehr so oft sehen oder hören. Seit wir beide Kinder haben, stehen wir zwar wieder in etwas engerem Kontakt zueinander. Wir respektieren uns gegenseitig auch sehr. Ich will ehrlich sein: Ich habe einiges aufzuholen in dieser Hinsicht, ich war als Kind nicht immer so lieb zu meiner kleinen Schwester, wie sie es verdient hätte. Und ich war auch nicht der Herzlichste. Man hört ja oft, wenn ein Paar das zweite Kind bekommt: ‹Gut, in ein paar Jahren können sie dann zusammen spielen.› So ein Bruder war ich nicht. Mich hat meine kleine Schwester manchmal eher genervt. Bis plötzlich alle meine Freunde zu uns auf Besuch kommen wollten, aber natürlich nicht, ohne vorher zu fragen: ‹Sag, Nico, ist Kiki dann auch zu Hause?› Das war ein ziemlicher ein Schreck für mich zu sehen, wie aus dem kleinen Mädchen diese attraktive Frau geworden war.

Was uns in der Kindheit und Jugend einander ­näherbrachte, war, dass ich ein sehr schlechter Schüler war – ich kam ein Jahr später in die Schule, sie ein Jahr früher, ich musste eine Klasse wiederholen. Und dann war sie bloss noch eine Klasse unter mir, und sie war eine gute Schülerin. Ich denke, das hat mich motiviert, doch noch einen Abschluss hinzubekommen.

In unserer Familie war Kiki die Introvertierte; der Performer, wenn man so sagen will, war mehr ich. Das hat sie vielleicht auch herausgefordert: Sie hatte einen Globi-Bruder, der auf sich aufmerksam machen wollte mit seinem Auftritt. Also beschloss sie, sich ebenfalls auf die Bühne zu stellen. Und dann gleich richtig – sie hat sich freigeschwommen und mich abgehängt –, was wiederum zu ihr passt. Als Kind war sie mehrheitlich eine Ruhige, die gut alleine spielen konnte: Ihr genügte ihre Fantasiewelt – während ich einen Gameboy brauchte oder mit Kollegen was unternehmen wollte. Das ist, denke ich, bis heute so geblieben: Ihr ist wohl, wenn sie für sich sein kann. Ich brauche Betrieb, bei mir muss was laufen.
 

Das war ein ziemlicher Schreck für mich zu sehen, wie aus dem kleinen Mädchen diese attraktive Frau geworden war.


Kiki war schon als Kind eine Musische, sie hat zum Beispiel Klavier gespielt, und sie konnte singen. Aber dass sie Karriere im Showgeschäft macht, damit habe ich weniger gerechnet. Ich hätte sie mir vielleicht in kleinen, unkommerziellen Produktionen vorstellen können, nicht auf der Bühne des Bernhard Theaters. Doch sie hat von Anfang an sehr viel Biss gezeigt, als sie an Castings ging – und die Rolle nach stundenlangem Warten dann nicht bekam … Daran denkt man heute nicht mehr, weil sie erfolgreich ist und man sie vom Fernsehen kennt.

Meine Schwester Kiki und ich haben heute ein herzliches Verhältnis zueinander; wir sind uns nahe, obwohl wir uns nicht mehr so oft sehen oder hören. Seit wir beide Kinder haben, stehen wir zwar wieder in etwas engerem Kontakt zueinander. Wir respektieren uns gegenseitig auch sehr. Ich will ehrlich sein: Ich habe einiges aufzuholen in dieser Hinsicht, ich war als Kind nicht immer so lieb zu meiner kleinen Schwester, wie sie es verdient hätte. Und ich war auch nicht der Herzlichste. Man hört ja oft, wenn ein Paar das zweite Kind bekommt: ‹Gut, in ein paar Jahren können sie dann zusammen spielen.› So ein Bruder war ich nicht. Mich hat meine kleine Schwester manchmal eher genervt. Bis plötzlich alle meine Freunde zu uns auf Besuch kommen wollten, aber natürlich nicht, ohne vorher zu fragen: ‹Sag, Nico, ist Kiki dann auch zu Hause?› Das war ein ziemlicher ein Schreck für mich zu sehen, wie aus dem kleinen Mädchen diese attraktive Frau geworden war.

Was uns in der Kindheit und Jugend einander ­näherbrachte, war, dass ich ein sehr schlechter Schüler war – ich kam ein Jahr später in die Schule, sie ein Jahr früher, ich musste eine Klasse wiederholen. Und dann war sie bloss noch eine Klasse unter mir, und sie war eine gute Schülerin. Ich denke, das hat mich motiviert, doch noch einen Abschluss hinzubekommen.

In unserer Familie war Kiki die Introvertierte; der Performer, wenn man so sagen will, war mehr ich. Das hat sie vielleicht auch herausgefordert: Sie hatte einen Globi-Bruder, der auf sich aufmerksam machen wollte mit seinem Auftritt. Also beschloss sie, sich ebenfalls auf die Bühne zu stellen. Und dann gleich richtig – sie hat sich freigeschwommen und mich abgehängt –, was wiederum zu ihr passt. Als Kind war sie mehrheitlich eine Ruhige, die gut alleine spielen konnte: Ihr genügte ihre Fantasiewelt – während ich einen Gameboy brauchte oder mit Kollegen was unternehmen wollte. Das ist, denke ich, bis heute so geblieben: Ihr ist wohl, wenn sie für sich sein kann. Ich brauche Betrieb, bei mir muss was laufen.
 

Das war ein ziemlicher Schreck für mich zu sehen, wie aus dem kleinen Mädchen diese attraktive Frau geworden war.


Kiki war schon als Kind eine Musische, sie hat zum Beispiel Klavier gespielt, und sie konnte singen. Aber dass sie Karriere im Showgeschäft macht, damit habe ich weniger gerechnet. Ich hätte sie mir vielleicht in kleinen, unkommerziellen Produktionen vorstellen können, nicht auf der Bühne des Bernhard Theaters. Doch sie hat von Anfang an sehr viel Biss gezeigt, als sie an Castings ging – und die Rolle nach stundenlangem Warten dann nicht bekam … Daran denkt man heute nicht mehr, weil sie erfolgreich ist und man sie vom Fernsehen kennt.

Nico Maeder, 40, ist Gastrounternehmer. Zusammen mit Geschäftspartnern betreibt er in Zürich etwa die Restaurants Bärengasse, Blaue Ente, Giesserei oder die Atelier Bar. Er wuchs mit seiner Schwester Kiki in Zürich auf.
Christina "Kiki" Maeder, 36, ist eine Schauspielerin und TV-Moderatorin (etwa bei "Happy Day" im Schweizer Fernsehen). Ihr Vater war der Unternehmer Jacky Maeder, der die von seinem Grossvater gegründete Logistikfirma gleichen Namens führte und später an die Swissair verkaufte.

Unsere Mutter und unser Vater haben uns Werte mitgegeben, dank denen meine Schwester und ich heute gut durchs Leben kommen. Wir sind sehr behütet aufgewachsen, aber auch privilegiert, was das Materielle angeht – unser Vater war die längste Zeit ein erfolgreicher Unternehmer –, uns standen Möglichkeiten offen, die andere Kinder nicht haben. Aber wir wurden recht streng erzogen, zum Beispiel was den Umgang mit anderen Leuten betrifft: ‹Ihr müsst jedem mit Respekt begegnen›, hiess es immer. Doch wir haben auch die Gewissheit vermittelt bekommen, dass wir uns von nichts und niemandem einschüchtern lassen müssen. Was dazu beigetragen hat, denke ich, dass Kiki und ich heute beide unsere Wege gehen und ziemlich genau das tun können, was wir gut und richtig finden.

Obwohl ich eine grosse Nähe zu Kiki verspüre, staune ich manchmal, wie verschieden unsere Vorstellungen davon sind, was einem wichtig ist im Leben: Kiki ist wirklich, wenn man so will, ein Künstlertyp, sie fährt gerne Velo, das Materielle bedeutet ihr weniger und so weiter. Bei mir dagegen, muss ich selber sagen, drückt wohl mehr der Zürichberg-Schnösel durch – ich mag schöne Autos, und es ist mir wichtig, dass meine Familie und ich unseren angenehmen Lebensstandard halten können. Mittlerweile ist es für mich nicht mehr überraschend, Kiki in der Öffentlichkeit oder im Fernsehen auftreten zu sehen. Oder einen Bericht über sie in einer Zeitschrift zu finden. Am Anfang ihrer Karriere war das natürlich noch anders. Heute kann ich sagen: Meine kleine Schwester hat ihre Berufung zu ihrem Beruf machen können.

Und ist dabei sich selbst geblieben. Früher fand ich manchmal, sie sei fast zu lieb für diese Welt, sie wollte es immer allen recht machen. Heute ist sie ein ‹Schätzeli der Nation›. Das passt, sie ist wirklich so.

Unsere Mutter und unser Vater haben uns Werte mitgegeben, dank denen meine Schwester und ich heute gut durchs Leben kommen. Wir sind sehr behütet aufgewachsen, aber auch privilegiert, was das Materielle angeht – unser Vater war die längste Zeit ein erfolgreicher Unternehmer –, uns standen Möglichkeiten offen, die andere Kinder nicht haben. Aber wir wurden recht streng erzogen, zum Beispiel was den Umgang mit anderen Leuten betrifft: ‹Ihr müsst jedem mit Respekt begegnen›, hiess es immer. Doch wir haben auch die Gewissheit vermittelt bekommen, dass wir uns von nichts und niemandem einschüchtern lassen müssen. Was dazu beigetragen hat, denke ich, dass Kiki und ich heute beide unsere Wege gehen und ziemlich genau das tun können, was wir gut und richtig finden.

Obwohl ich eine grosse Nähe zu Kiki verspüre, staune ich manchmal, wie verschieden unsere Vorstellungen davon sind, was einem wichtig ist im Leben: Kiki ist wirklich, wenn man so will, ein Künstlertyp, sie fährt gerne Velo, das Materielle bedeutet ihr weniger und so weiter. Bei mir dagegen, muss ich selber sagen, drückt wohl mehr der Zürichberg-Schnösel durch – ich mag schöne Autos, und es ist mir wichtig, dass meine Familie und ich unseren angenehmen Lebensstandard halten können. Mittlerweile ist es für mich nicht mehr überraschend, Kiki in der Öffentlichkeit oder im Fernsehen auftreten zu sehen. Oder einen Bericht über sie in einer Zeitschrift zu finden. Am Anfang ihrer Karriere war das natürlich noch anders. Heute kann ich sagen: Meine kleine Schwester hat ihre Berufung zu ihrem Beruf machen können.

Und ist dabei sich selbst geblieben. Früher fand ich manchmal, sie sei fast zu lieb für diese Welt, sie wollte es immer allen recht machen. Heute ist sie ein ‹Schätzeli der Nation›. Das passt, sie ist wirklich so.