Sportlich, souverän, spontan

Seit fast zwei Jahrzehnten prägt Annette Fetscherin den Schweizer Sportjournalismus im TV. Die Thurgauerin moderiert Grossanlässe – mit Leidenschaft und mit der nötigen Ruhe. Abseits der Kameras findet sie beim Polo oder beim Mittagessen mit ihrer Familie den perfekten Ausgleich.

Blue Autoren Team
25. September 2025
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TEXT: Andrea Klemenz, FOTO: Severin Jakob - Moderiert die grossen Anlässe: Annette Fetscherin im SRF-Sportstudio.

Dein Traumberuf als Kind war Tierärztin. Wie bist du in die Medienbranche gekommen?  

Der Wunsch, Tierärztin zu werden, kam daher, weil ich sehr gerne Tiere hatte. Ich bin früher schon viel geritten und hatte Katzen zuhause. Richtung Journalismus ging ich dann, weil ich das Gefühl hatte, dass das meinem Talent entspricht. Ich habe als Kind gerne geschrieben, Aufsätze in der Schule, aber auch Geschichten zuhause. Darum dachte ich erst, ich könnte ja Autorin werden. Nun ist das aber ein Beruf, den man nicht einfach lernen kann. Ich kam zur Einsicht, dass ich zuerst Lebenserfahrung sammeln sollte, bevor ich ein Buch schreibe. Darum entschied ich mich für den Beruf der Journalistin. Eigentlich wollte ich schreibende Journalistin werden, kam dann aber durch Zufall zum Fernsehen.  

«Ich bekam die Chance, ohne dass ich sie gesucht hatte. Dafür bin ich extrem dankbar. Es war genau das Richtige.» - Annette Fetscherin

Deine TV-Karriere hat bei Tele Top begonnen. Wie kam es dazu?  

Nach der Kanti wollte ich an der Fachhochschule Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation studieren. Dafür benötigte ich erst ein Praktikumsjahr, das ich bei Tele Top absolviert habe. Das hat mir unglaublich viel Spass gemacht. Ich wollte weiterarbeiten und gleichzeitig studieren. Das war aber an der Fachhochschule nicht möglich, weil es ein Vollzeitstudium war. Deshalb habe ich dann an der Uni Publizistik studiert und nebenbei 50 Prozent bei Tele Top gearbeitet.  

Wie kamst du zum Sportjournalismus? 

Ich habe mich schon als Kind sehr für Sport interessiert. Das war eines der Themen, für die ich mich am meisten begeistern konnte. Trotzdem war Sportjournalistin nicht mein Traumberuf. Ich konnte mir das gar nicht richtig vorstellen. Bei mir stand einfach der Journalismus im Vordergrund. Bei Tele Top habe ich in den News gearbeitet und auch den Sport abgedeckt. Ich habe festgestellt, dass es mir extrem viel Spass macht, über Sport zu berichten. Später bin ich durch Zufall in Kontakt mit Teleclub gekommen. Man hat mich gefragt, ob ich im Sport arbeiten wolle. Ich bekam die Chance, ohne dass ich sie gesucht hatte. Dafür bin ich extrem dankbar. Es war genau das Richtige.  

Annette, was ist deine Energiefrage?

Annette Fetscherins Energiefrage

Mit welchen drei Massnahmen kann ich im Alltag und im Haushalt relativ einfach Energie sparen?

Hier gehts zur Antwort der EKZ-Energieberatung

Marc Sway
Ihre Karriere startete die SRF-Sportmoderatorin anfangs der 2000er Jahre bei Tele Top.

Jetzt bist du schon über 20 Jahre vor der Kamera.  

Ja, es ist grausam (lacht). So schnell vergeht die Zeit.  

Hast du manchmal noch Lampenfieber?  

Es kommt sehr auf die Situation an. Eine Grundanspannung ist immer vorhanden, ohne die geht es auch nicht. Sie ist wichtig für die Konzentration. Es ist mehr eine Vorfreude auf die Sendung. Momente der Nervosität gibt es zum Beispiel, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert und ich im Moment nicht weiss, wie ich reagieren soll. Aber auch, wenn ich mit einer Thematik nicht so vertraut bin oder ich jemanden interviewen muss, dessen Geschichte ich nicht so gut kenne.  

Wie gehst du damit um?  

Zum Glück habe ich Routinen entwickelt und weiss inzwischen, wie ich Fragen offen formulieren kann, wenn ich mal nicht hundertprozentig sicher bin. Ich habe auch gelernt zu akzeptieren, dass ich nicht alles wissen kann, gerade wenn ich über so viele unterschiedliche Sportarten berichte.  

Das Schöne ist, dass es den typischen Arbeitstag nicht gibt

Gab es mal eine unangenehme Situation vor der Kamera?  

Ich hatte bei Teleclub mal eine Art Blackout. Da hatte ich noch nicht so viel Erfahrung. Ich sollte ein Interview mit dem Goalie des FC Basel führen, der Argentinier ist. Deshalb bereitete ich das Interview auf Spanisch vor. Beim Pausenpfiff kamen der Medienchef und der Spieler auf mich zu und der Medienchef sagte mir ein paar Sekunden, bevor wir live gingen, dass ich das Interview auf Englisch führen soll. Auf meinem Ohr hörte ich nur noch den Countdown bis zur Liveschaltung und ich kam in einen Riesenstress, obwohl ich viel besser Englisch spreche als Spanisch. Mir kamen die Wörter einfach nicht in den Sinn. Ich stotterte die Frage nur so hin. Ich glaube, er hat mir noch recht geholfen, indem er geantwortet hat, bevor meine Frage wirklich fertig war. Ich wollte im Erdboden versinken.  

Gibt es eine Moderation, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?  

Ich habe meine ersten Olympischen Spiele in Peking moderiert, inmitten der Corona-Zeit. Das war eine spezielle Situation. Nur schon die Reise und all die Tests, die wir ständig machen mussten. Und alle hatten diese Ganzkörperanzüge an. Das war schon eine verrückte Zeit. Ich durfte dort im Studio als Anchor moderieren. Das Schöne war, dass während der Sportereignisse die Welt wieder normal zu sein schien. Plötzlich gab es wieder Emotionen und Freude und die Sportlerinnen und Sportler konnten ihre Leistungen abrufen. Es war ein krasser Gegensatz. 

«Je grösser die Euphorie desto grösser werden hoffentlich auch die Mittel, die zur Verfügung stehen» - Annette Fetscherin über den Frauenfussball

Wie sieht bei dir ein typischer Arbeitstag aus, wenn du das überhaupt beschreiben kannst?  

Das Schöne ist, dass es den typischen Arbeitstag nicht gibt. Jeder Tag ist anders. Während der Fussball-EM gab es schon eine gewisse Routine. Da war ich jeweils ungefähr fünf Stunden vor dem Sendestart im Büro und habe die Sendung vorbereitet, meine Moderationen geschrieben und mir Fragen überlegt. Um halb vier ging es in die Maske. Das dauert eine Stunde. Diese Zeit geniesse ich immer, weil ich mich dabei entspannen und über andere Dinge sprechen kann als die bevorstehende Sendung. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn, also um halb sechs, war Sendestart. Und dann waren wir bis abends um halb zwölf auf Sendung. Zwischendurch versuchen wir noch etwas zu essen. Wenn ich im Winter an einem Skirennen bin, dann sehen die Tage komplett anders aus. So wird es nie langweilig und es ist immer wieder eine neue Challenge.  

Wie schätzt du die Entwicklung im Frauenfussball ein?  

Sportlich ist die Entwicklung rasant, weil der Frauenfussball immer professioneller wird. Ich hoffe fest, dass man jetzt nach der Europameisterschaft das Potenzial noch etwas mehr ausschöpfen kann. Je grösser die Euphorie ist und je mehr Menschen sich dafür interessieren, desto grösser werden hoffentlich auch die Mittel, die zur Verfügung stehen. In den letzten Jahren, in denen ich die Frauen-Nati moderieren durfte, ist es normal geworden, dass auch männliche Kollegen sagen, sie hätten «England-Frankreich» geschaut, wenn es sich um ein Frauenspiel handelt. An der Women’s EURO in der Schweiz schauten alle, die Fussballinteressiert sind, und sogar noch ein paar andere. Das ist für mich ein Gradmesser, der mir zeigt, wie gross die Entwicklung war in den letzten Jahren.  

Woher kommt dein Interesse am Sport?  

Diese Begeisterung hat mir mein Papa mitgegeben. Er und mein Grosspapa sind grosse Fussballfans. Ich habe drei Geschwister und wir durften fast nie fernsehen. Aber wenn die Schweizer Nati spielte, sassen wir alle vor dem Fernseher. Mein Grosspapa, eigentlich eine ruhige Person, hat richtig gejubelt, wenn die Nati ein Goal geschossen hat.  

Polo ist ein Vollkontaktsport

Du spielst Polo. Wie bist du zu diesem Sport gekommen?  

Ich bin immer schon geritten, habe früher auch Springreiten gemacht, hatte aber nie ein eigenes Pferd. Ich probiere gerne neue Sachen aus und habe mal eine Probelektion im Polo genommen. Da hat es mir richtig den Ärmel reingenommen. Ich bin nach dieser Stunde abgestiegen und habe gefragt, wann ich wieder kommen darf. Das ist jetzt vielleicht acht Jahre her. Seither mache ich das regelmässig.  

Hast du mittlerweile ein eigenes Pferd?  

Ja, im Polo braucht man fast ein eigenes Pferd, besonders wenn man den Sport so intensiv betreibt. Im Sommer trainiere ich fünfmal in der Woche in Winterthur, da ist der grösste Poloclub der Schweiz.  

Was gefällt dir speziell an diesem Sport?  

Es ist Adrenalin pur! Und es ist ein Vollkontaktsport, man darf auch checken. Gleichzeitig ist es auch noch ein Teamsport. Das finde ich das Schöne am Polo: Man ist nicht nur ein Team mit dem Tier, sondern auch mit der Mannschaft. Und das Gefühl, wenn man einen Ball gut trifft, ist unglaublich.  

Was für ein Typ Fussballfan bist du?  

Ich bin eher ruhig. Ich habe mir in fast 20 Jahren Sportjournalismus angewöhnt, selbst neutral zu sein. Und dass ich nicht juble auf der Tribüne, egal wer das Goal schiesst. Aber wenn die Schweizer Nati spielt, ist es anders. Dann kann ich schon mal jubeln. 

Ich bin sehr loyal und spontan, wenn auch etwas chaotisch

Was ist dir im Leben neben dem Sport noch wichtig?  

Mir ist extrem wichtig, dass ich genug Zeit für mein Privatleben, meine Freunde und meine Familie habe. Es ist manchmal schwierig, die Balance zu halten, weil der Job fast immer am Abend und am Wochenende stattfindet. Mein Hobby, mein Pferd, erfordert auch viel Zeit. Aber ich habe viele Freunde im Stall. Nach den Polomatches sitzen wir oft noch zusammen und werfen etwas auf den Grill. Das ist meine kleine Familie.  

Besuchst du oft deine Familie im Thurgau? 

Ja, ich bin sehr oft dort. Mein Papa lebt dort sowie meine Schwester und mein Bruder mit deren Kindern. Ich besuche sie häufig zum Mittagessen. Da ich oft erst am Nachmittag und am Abend arbeite, kann ich mir die Zeit am Mittag nehmen. Das ist schön, denn dann sind auch die Kinder zu Hause.  

Wenn du ab morgen keine Sportsendung mehr moderieren dürftest, welches Format würdest du wählen?  

Ich bin sehr vielseitig interessiert, darum finde ich es noch schwierig, mich zu entscheiden. Von den Interessen her würde ich gerne etwas mit Tieren machen. Bei SRF finde ich die Sendung «Einstein» extrem spannend. Die Themenauswahl und -umsetzung sind interessant und man lernt immer wieder neue und faszinierende Fakten und Geschichten.   

Bist du der Typ, der seine Zukunft plant, oder lässt du die Dinge auf dich zukommen?  

Ich bin tatsächlich eher der Typ, der es auf sich zukommen lässt. Das hat bis jetzt sehr gut funktioniert. Ich habe meine beruflichen Stationen nie geplant. Es ist einfach immer wieder ein Türchen aufgegangen. Wenn ich aber das Gefühl habe, dass ich eine Veränderung will, dann fange ich schon an, mich aktiv umzuschauen. Ich würde nicht die Hand ins Feuer legen, dass ich noch 15 Jahre im Fernsehen arbeite. Es kann gut sein, dass es mich irgendwo anders hin verschlägt. Aber ich habe mir keine konkreten Ziele gesetzt. Ich bin auch privat eher spontan. 

Die sympathische Moderatorin kann beim Polo am besten herunterfahren.

Deine Arbeitstage sind lang und intensiv. Wie erholst du dich?  

Am besten runterfahren kann ich bei den Pferden und beim Polo. Wenn ich mich mit den Tieren beschäftige, ist alles andere im Moment nicht so wichtig. Zudem muss man sich im Polo wirklich gut konzentrieren, sonst kann es gefährlich werden. Das macht meinen Kopf völlig frei. Und das Umfeld dort kennt mich als Polospielerin und Pferdefreundin. Es ist egal, was ich beruflich mache. Darum kann ich so gut abschalten.  

Wie würden dich deine Freunde beschreiben?  

Ich denke, ich bin sehr loyal und spontan. Vielleicht auch etwas chaotisch, was manchmal etwas mühsam sein kann. Ich investiere sehr gerne in eine gute Freundschaft und bin auch für diese Person da, wenn sie mich braucht. Das fordere ich aber auch von meinen Freunden.  

Du bist immer sehr aufgestellt und fröhlich. Gibt es etwas, das dich nachdenklich macht?  

Natürlich. Ich hadere persönlich häufig mit Ungerechtigkeiten. Ich kann Sachen gut abhaken, wenn ich merke, dass ich etwas nicht ändern kann. Aber wenn mich jemand unfair behandelt, habe ich Mühe. Klar, die ganze geopolitische Situation macht mich auch nachdenklich. Ich versuche einfach, das beizutragen, was ich kann.  

Beschäftigst du dich in irgendeiner Form mit Energiethemen?  

Ja, auf jeden Fall. Ich finde, vor diesen Themen kann man die Augen nicht verschliessen. Ich versuche einerseits bei mir zuhause Energie zu sparen, und andererseits beim Thema generell auf dem Laufenden zu bleiben. Das ist nicht immer einfach, weil es auch widersprüchliche Informationen gibt. Zum Beispiel, was die Automobilbranche betrifft: Sind jetzt Akkus wirklich nachhaltiger? Das finde ich schwierig zu beurteilen. Aber gerade darum ist es wichtig, dass man versucht, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. 

Annette Fetscherin

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