80 Jahre am Grund des Zürichsees

Mission erfolgreich! Im Sommer wurde ein neues, über drei Kilometer langes Stromkabel im Zürichsee verlegt und in Betrieb genommen. Ein Projekt mit vielen Unbekannten, das von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von EKZ und seinen Partnerunternehmen viel abverlangte.

Anja Rubin
24. Oktober 2020
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Fotos: Severin Jakob

Seekabelverlegung
Beat Kropf, Leiter Netzregion Sihl, überschaut die Arbeiten

1940 legte EKZ zwei Mittelspannungskabel von Wädenswil nach Männedorf, um die Region am rechten Zürichseeufer vom Unterwerk in Wädenswil her mit Strom zu versorgen. Heute, fast 80 Jahre später, werden die alten Leitungen dem gestiegenen Strombedarf und den hohen Anforderungen an die Versorgungssicherheit nicht mehr gerecht und sind deshalb im August durch ein leistungsfähigeres ersetzt worden. Wenn das neue Seekabel dereinst vom Grund des Zürichsees geborgen werden wird, dürfte die Welt anders aussehen als heute. Unsere Energieversorgung wird dann vielleicht grösstenteils von erneuerbaren Quellen gespeist. Bis dahin wird das 16-Kilovolt-Kabel zuverlässig zu einer sicheren Stromversorgung beitragen.

1940 legte EKZ zwei Mittelspannungskabel von Wädenswil nach Männedorf, um die Region am rechten Zürichseeufer vom Unterwerk in Wädenswil her mit Strom zu versorgen. Heute, fast 80 Jahre später, werden die alten Leitungen dem gestiegenen Strombedarf und den hohen Anforderungen an die Versorgungssicherheit nicht mehr gerecht und sind deshalb im August durch ein leistungsfähigeres ersetzt worden. Wenn das neue Seekabel dereinst vom Grund des Zürichsees geborgen werden wird, dürfte die Welt anders aussehen als heute. Unsere Energieversorgung wird dann vielleicht grösstenteils von erneuerbaren Quellen gespeist. Bis dahin wird das 16-Kilovolt-Kabel zuverlässig zu einer sicheren Stromversorgung beitragen.

Burglind deckte Schwachstellen auf

Den Ausschlag für den zügigen Kabelersatz im Zürichsee gab das Sturmtief Burglind 2018, das die Region rund um Stäfa über mehrere Stunden vom Stromnetz trennte. «Damals zeigte sich, dass das Seekabel, das eigentlich die Absicherung dieser Seegemeinden von der gegenüberliegenden Seeseite her hätte sicherstellen sollen, die heute benötigte Leistung nicht mehr vollständig bringen konnte», erklärt Beat Kropf, Leiter der Netzregion Sihl und Projekteiter.

Die Planungs- und Submissionsphase war anspruchsvoll. Schliesslich gehören Seekabelprojekte in der Schweiz nicht zur Tagesordnung. Entsprechend überschaubar sind die Anbieter für Planung, Ausführung und Material. Als die Kabel bestellt und die Unternehmer bestimmt waren, ging es ans konkrete Bauprogramm. Doch was ist zu erwarten auf dem Seegrund? Worauf würde man stossen bei den Bohrungen im Uferbereich? Andere Leitungen? Uralter Bauschutt? Relikte von den Pfahlbauern? Wo genau lag das 80-jährige Kabel, das trotz Berechnungen, Echolot und Tauchern nicht restlos lokalisiert werden konnte? Würde die Verlegung des neuen Kabels, mit einer Länge von rund 3400 Metern, tatsächlich an einem einzigen Tag umsetzbar sein? Für den Projektleiter Kropf keine einfache Aufgabe.

Burglind deckte Schwachstellen auf

Den Ausschlag für den zügigen Kabelersatz im Zürichsee gab das Sturmtief Burglind 2018, das die Region rund um Stäfa über mehrere Stunden vom Stromnetz trennte. «Damals zeigte sich, dass das Seekabel, das eigentlich die Absicherung dieser Seegemeinden von der gegenüberliegenden Seeseite her hätte sicherstellen sollen, die heute benötigte Leistung nicht mehr vollständig bringen konnte», erklärt Beat Kropf, Leiter der Netzregion Sihl und Projekteiter.

Die Planungs- und Submissionsphase war anspruchsvoll. Schliesslich gehören Seekabelprojekte in der Schweiz nicht zur Tagesordnung. Entsprechend überschaubar sind die Anbieter für Planung, Ausführung und Material. Als die Kabel bestellt und die Unternehmer bestimmt waren, ging es ans konkrete Bauprogramm. Doch was ist zu erwarten auf dem Seegrund? Worauf würde man stossen bei den Bohrungen im Uferbereich? Andere Leitungen? Uralter Bauschutt? Relikte von den Pfahlbauern? Wo genau lag das 80-jährige Kabel, das trotz Berechnungen, Echolot und Tauchern nicht restlos lokalisiert werden konnte? Würde die Verlegung des neuen Kabels, mit einer Länge von rund 3400 Metern, tatsächlich an einem einzigen Tag umsetzbar sein? Für den Projektleiter Kropf keine einfache Aufgabe.

Ein Stück Kabel als Souvenir

«Zudem war das Interesse am Kabelersatz enorm», erklärt er. Bewohnerinnen und Bewohner der Seegemeinden beobachteten jede Bewegung auf dem See, Ingenieure und andere Interessierte fragten nach einem Stück Kabel als Souvenir, Medienschaffende besuchten die Baustelle auf dem Ponton. Dass die Segler, Ruderer und Badegäste bei den beiden Bauplätzen auf dem Giessenareal in Wädenswil und beim Segelclub in Männedorf nicht durch die Bautätigkeit gestört waren, lag einzig am Corona-bedingten Stillstand fast aller Freizeitaktivitäten beim Baustart in diesem Frühling.

So ratterten die beiden Bohrmaschinen, die die Spülbohrungen für die Leerrohre im Uferbereich vornahmen, im Mai fast schon einsam an den besten Lagen direkt am See vor sich hin. In Wädenswil liefen die Bohrungen derart problemlos, dass sogar der Projektleiter Kropf zwei Tage vor dem eigentlichen Zeitprogramm plötzlich vor vollendeten Tatsachen stand. Dagegen kämpfte der Bohrmeister auf der Männedorfer Seite mit unerwarteten Armierungseisen und Felsschichten und musste den Bohrkopf mehr als einmal wegen massiven Verschleisses austauschen.  

Ein Stück Kabel als Souvenir

«Zudem war das Interesse am Kabelersatz enorm», erklärt er. Bewohnerinnen und Bewohner der Seegemeinden beobachteten jede Bewegung auf dem See, Ingenieure und andere Interessierte fragten nach einem Stück Kabel als Souvenir, Medienschaffende besuchten die Baustelle auf dem Ponton. Dass die Segler, Ruderer und Badegäste bei den beiden Bauplätzen auf dem Giessenareal in Wädenswil und beim Segelclub in Männedorf nicht durch die Bautätigkeit gestört waren, lag einzig am Corona-bedingten Stillstand fast aller Freizeitaktivitäten beim Baustart in diesem Frühling.

So ratterten die beiden Bohrmaschinen, die die Spülbohrungen für die Leerrohre im Uferbereich vornahmen, im Mai fast schon einsam an den besten Lagen direkt am See vor sich hin. In Wädenswil liefen die Bohrungen derart problemlos, dass sogar der Projektleiter Kropf zwei Tage vor dem eigentlichen Zeitprogramm plötzlich vor vollendeten Tatsachen stand. Dagegen kämpfte der Bohrmeister auf der Männedorfer Seite mit unerwarteten Armierungseisen und Felsschichten und musste den Bohrkopf mehr als einmal wegen massiven Verschleisses austauschen.  

Zahlen und Fakten

  • Anzahl alte Seekabel: 2
  • Alter: Aus dem Jahr 1940
  • Gewicht: je 48 Tonnen
  • Länge: je 3,3 Kilometer
  • Anzahl neue Seekabel: 1 (ein Bündel bestehend aus drei Einleiter Mittelspannungs- und einem Kommunikationskabel)
  • Länge: je 3,4 Kilometer
  • Anzahl alte Seekabel: 2
  • Alter: Aus dem Jahr 1940
  • Gewicht: je 48 Tonnen
  • Länge: je 3,3 Kilometer
  • Anzahl neue Seekabel: 1 (ein Bündel bestehend aus drei Einleiter Mittelspannungs- und einem Kommunikationskabel)
  • Länge: je 3,4 Kilometer

Ungewisser Verlauf bei der Bergung

Die Bergung der beiden alten Kabel im Juni, die Arbeit mit den grössten Unbekannten, verlief überraschend geschmeidig. «Wir entschieden uns gemeinsam mit unseren Wasserbauspezialisten von der Willy Stäubli Ing. AG, dass wir die schwierigsten Stellen vorerst auslassen, damit nicht der ganze Bauprozess verzögert würde», erzählt Kropf. So schnitt man dort, wo beispielsweise das EKZ-Kabel unter einer Trinkwasserfassung für das Zürcher Oberland verlief, einfach auf beiden Seiten das Kabel durch, versiegelte es und liess das kurze Reststück vorerst liegen, damit die Bergung ansonsten flüssig voranschreiten konnte. Unterdessen haben Taucher auch diese Teile geborgen.

Kabelversenken mit der Zürichseefähre

Für die Verlegung – oder besser: Versenkung – wurde im August eigens die Zürichseefähre «Meilen» gechartert. Denn für die grossen Gerätschaften, Lastwagen und die vier übergrossen Bobinen mit den Kabeln war ein entsprechendes Gefährt vonnöten. Um 5 Uhr früh legte das Schiff, das tags zuvor beladen worden war, in Horgen ab und startete in aller Frühe mit dem Abrollen der neuen Kabel, welche fortlaufend, im 10-Meter-Takt zusammen mit einem Glasfaserkabel gebündelt , langsam auf den Seegrund glitten. Das Seekabel wird über die kommenden Jahre wie bereits das alte Kabel im Schlick des Zürichsees verschwinden. Die Rollen mit den gut drei Kilometern Kabel drauf waren um 18 Uhr abgerollt. Das Ziel wurde erreicht und die Kabel waren genügend lang. «Tatsächlich war es nicht ganz klar, wieviel Kabel wir genau benötigen würden, da wir ja das Terrain des Seegrunds nicht im Detail kannten und die Verlegung in den Zürichsee ziemlich knifflig ist. Und zuviel Kabel wollten und konnten wir nicht bestellen, da die maximale Länge für ein Kabel an einem Stück erreicht war», gibt Kropf zu bedenken. «Am Schluss hat es aber gut von einer Trafostation zur nächsten gereicht», schmunzelt er. Die Leitung durch den Zürichsee dient fortan der sogenannten redundanten Versorgung: So beziehen die Bewohner der Region Stäfa im Normalfall Strom vom Unterwerk Stäfa. Fällt dieses aus, kann die Region durch Umschalten unter anderem über das Seekabel von Wädenswil her versorgt werden.

Ungewisser Verlauf bei der Bergung

Die Bergung der beiden alten Kabel im Juni, die Arbeit mit den grössten Unbekannten, verlief überraschend geschmeidig. «Wir entschieden uns gemeinsam mit unseren Wasserbauspezialisten von der Willy Stäubli Ing. AG, dass wir die schwierigsten Stellen vorerst auslassen, damit nicht der ganze Bauprozess verzögert würde», erzählt Kropf. So schnitt man dort, wo beispielsweise das EKZ-Kabel unter einer Trinkwasserfassung für das Zürcher Oberland verlief, einfach auf beiden Seiten das Kabel durch, versiegelte es und liess das kurze Reststück vorerst liegen, damit die Bergung ansonsten flüssig voranschreiten konnte. Unterdessen haben Taucher auch diese Teile geborgen.

Kabelversenken mit der Zürichseefähre

Für die Verlegung – oder besser: Versenkung – wurde im August eigens die Zürichseefähre «Meilen» gechartert. Denn für die grossen Gerätschaften, Lastwagen und die vier übergrossen Bobinen mit den Kabeln war ein entsprechendes Gefährt vonnöten. Um 5 Uhr früh legte das Schiff, das tags zuvor beladen worden war, in Horgen ab und startete in aller Frühe mit dem Abrollen der neuen Kabel, welche fortlaufend, im 10-Meter-Takt zusammen mit einem Glasfaserkabel gebündelt , langsam auf den Seegrund glitten. Das Seekabel wird über die kommenden Jahre wie bereits das alte Kabel im Schlick des Zürichsees verschwinden. Die Rollen mit den gut drei Kilometern Kabel drauf waren um 18 Uhr abgerollt. Das Ziel wurde erreicht und die Kabel waren genügend lang. «Tatsächlich war es nicht ganz klar, wieviel Kabel wir genau benötigen würden, da wir ja das Terrain des Seegrunds nicht im Detail kannten und die Verlegung in den Zürichsee ziemlich knifflig ist. Und zuviel Kabel wollten und konnten wir nicht bestellen, da die maximale Länge für ein Kabel an einem Stück erreicht war», gibt Kropf zu bedenken. «Am Schluss hat es aber gut von einer Trafostation zur nächsten gereicht», schmunzelt er. Die Leitung durch den Zürichsee dient fortan der sogenannten redundanten Versorgung: So beziehen die Bewohner der Region Stäfa im Normalfall Strom vom Unterwerk Stäfa. Fällt dieses aus, kann die Region durch Umschalten unter anderem über das Seekabel von Wädenswil her versorgt werden.

Seekabelverlegung
Der Auftakt frühmorgens
Den ganzen Tag über laufen die Kabelrollen
Am späteren Nachmittag ist es geschafft