Es sind drum kistenweise Insekten, die in jenen Herbsttagen im Büro der beiden Forscherinnen lagern. Die Kisten stapeln sich zu Türmen an der Rückwand des kleinen Büros in einem pavillonartigen Nebengebäude an der WSL, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Auf der anderen Seite des vielleicht 15 Quadratmeter grossen Raumes befinden sich die Behälter mit dem sortierten Material. Die Insekten – Mücken, Fliegen, Käfer etc. – befinden sich bereits klassifiziert in Behältern mit Ethanol und warten darauf, in den kühlen Keller verschoben zu werden. Sie werden für weitere Auswertungen im Rahmen von anderen Studien noch einmal gebraucht werden.
Bereits drittes Forschungsprojekt von EKZ und WSL
Die beiden Frauen arbeiten an der Auswertung eines neuen Feldversuchs, den die WSL gemeinsam mit EKZ, den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich, seit diesem Sommer durchführt. Um die Erkenntnisse aus zwei früheren gemeinsamen Studien zu vertiefen, installierten die beiden Partner an drei Standorten, die sonst nur wenig bis kein Kunstlicht kennen, Leuchten mit Fallen. Da standen also beispielsweise Lampen auf der Lägeren mitten im Wald und beleuchteten den Waldboden. Sie taten dies in unterschiedlicher Helligkeit und Lichtfarbe; die einen Leuchten waren ausserdem mit einem so genannten Diffusor versehen, der das Licht in die Umgebung streut. Von Juni bis August füllten sich nachts die Fallen mit Insekten, die vom Licht angezogen wurden. Seit September läuft nun die Auswertung. Erste Erkenntnis: Im Wald wurden mehr Insekten angelockt als in der peri-urbanen Umgebung der früheren Versuche, pro Falle bis zu zehnmal mehr. Was sagt uns das? «Entweder hat es im Wald mehr Insekten, oder die Insekten im Siedlungsgebiet sind sich einfach schon besser ans Licht gewöhnt und werden drum weniger angelockt», erklärt Julia Kappeler, die neben ihrem Masterstudium an der ETH im Projekt mitarbeitet. Zweites Fakt: Dunkel ist immer besser. Denn an den Dunkelstandorten, die zum Vergleich dienten, gingen kaum Insekten in die Fallen. Weitere Tendenzen, die sich im Versuch abzeichnen: Leuchten mit Diffusor ziehen markant mehr Insekten an als solche, die nur nach unten leuchten. «Die Lichtfarbe hat dagegen bei den bis dato ausgewerteten Proben kaum Einfluss auf die Insekten», sagt Sohneg.
Verregneter Sommer beeinflusst Resultate
Für abschliessende Erkenntnisse ist es noch zu früh, zu viele Proben liegen noch unausgewertet in den Kisten. Pro Probenwoche rechnen die Forscherinnen mit mindestens zwei Wochen Analyse. Und sind die Auswertungen des Sommers 2021 abgeschlossen, geht es im nächsten Sommer auch schon wieder weiter. Der Versuch ist über drei Jahre angelegt. «Es zeigt sich, dass das eine gute Entscheidung war. Denn der Sommer 2021 war derart verregnet, dass wir gespannt sind, wie es in einem trockenen Sommer herauskommt», sagt Kappeler. Was wir aus früheren Versuchen schon wissen: Es werden dann sehr, sehr viel mehr Insekten sein, die ab dem Herbst ausgezählt und sortiert werden müssen. Denn die Witterung ist ein wichtiger Faktor in Bezug aufs Insektentreiben.