Ein Transportsystem wie Hyperloop würde es uns beispielsweise erlauben, in Zürich zu wohnen und in Paris zu arbeiten.
Rennen um die erste Hyperloop-Strecke
„Ein Transportsystem wie Hyperloop würde es uns beispielsweise erlauben, in Zürich zu wohnen und in Paris zu arbeiten. Die Welt dürfte deutlich mobiler werden“, meint Strässle. Und gemäss Musk könnte man mit dem Hyperloop schneller als mit dem Flugzeug, ja sogar günstiger und umweltfreundlicher als mit dem Zug reisen. Der Konjunktiv lässt erahnen: die Umsetzung liegt in der Ferne. Doch zahlreiche Unternehmen und Start-Ups wetteifern jetzt um den Bau der weltweit ersten kommerziell genutzten Hyperloop-Strecke. Mit dabei ist auch Virgin. Richard Bransons Unternehmen hat bereits den Bau von zehn Hyperloop-Strecken in fünf verschiedenen Ländern angekündigt. Stehen tut noch nichts. Auch das holländische Start-Up Hardt Hyperloop, das sich aus einem ehemaligen Studenten-Team, vergleichbar mit Swissloop, entwickelt hat, will ein europaweites Hyperloop-System realisieren. Der Termin für die Jungfernfahrt steht noch in den Sternen. Doch die Ernsthaftigkeit, mit der die Technologie vorangetrieben wird, lässt Raum für Hoffnung auf eine baldige, nachhaltige Alternative zum Flugverkehr.
Auf zur Teststrecke
In der Werkstatt arbeiten die Studenten derweil penibel an technischen Details und merzen Fehler in der Programmierung aus. Mittlerweile haben sie die letzten Anpassungen für die Testfahrt auf der 120-Meter-Teststrecke der EMPA vorgenommen. Gemeinsam hieven sie das windschlüpfrige Gehäuse auf den Pod. Das Gehäuse wurde von Eric Weber, Student an der Zürcher Hochschule der Künste, gestaltet und von allen zusammen in stundenlanger Arbeit in Form geschliffen. Auch dies ist eine Verbesserung gegenüber dem vorjährigen Modell: „Die Transportkapsel kann mit Hülle auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigen. Vor einem Jahr musste die Hülle dafür noch entfernt werden“, sagt Strässle, während er sorgfältig mit dem Team eine Checkliste abarbeitet – eine Sicherheitsroutine vor jedem Start. Heute wird allerdings noch ohne Kapsel getestet.
Detektivische Suche nach Fehlern
Nun warten alle in gebührendem Sicherheitsabstand zum Geleise gebannt auf den Start. Kurz beschleunigt das Gefährt um dann einen halben Meter später unter pneumatischem Pressluftgeräusch wieder zum Stillstand zu kommen. Ein Fehler ist aufgetreten. Es gilt, diesen zu lokalisieren und herauszufinden, wodurch der Notstopp eingeleitet wurde. Philip Wiese, der unter anderem die Software für das Monitoring Cockpit entwickelt hat, sucht im Protokoll nach der Ursache des Fehlers. „Dieser könnte entweder in einem inkorrekt messenden Sensor, der Schaltung des Inverters oder bei der Batterie liegen“, erklärt Luca Rufer, der für die Hardware- und Software-Entwicklung in der Schnittstelle zwischen Batterie und Inverter verantwortlich ist. Gemeinsam mit Anna Huwyler, zuständig für die Entwicklung der Batterie, sucht er nach dem Fehler. Einige Minuten und zwei Anläufe später klappt alles und die Transportkapsel bewegt sich souverän im Schritttempo auf der Schiene vorwärts.
Wann ist Hyperloop Realität?
„Es ist schon bemerkenswert,“ meint Tim Saal, „während wir hier in mühseliger Ingenieursarbeit die perfekte Transportkapsel anstreben, redet man andernorts bereits über die ersten kommerziellen Highspeed-Strecken.“ Tatsächlich scheinen die Herausforderungen auf diesem Weg noch gigantisch: „Finanzierung, Sicherheitsschranken und rechtliche Implikationen, die Energiespeisung oder auch die Frage, wie man rasch und effizient ein Teilvakuum in einer Röhre auf hunderte Kilometer Länge erzeugen kann, bleiben noch unbeantwortet“, so Saal. Aktuell arbeiten die Studenten mit dem Ziel, die Transportkapsel schneller und effizienter zu bauen. Dabei profitieren sie enorm vom Praxistransfer und dem Austausch mit Kollegen und Industriepartnern.
Doch die Frage bleibt im Raum: wann werden alle Hürden aus dem Weg geräumt sein und wann kann man tatsächlich mit der ersten etablierten Hyperloop-Strecke rechnen? „Vielleicht in 15-20 Jahren“, so die Schätzung von Tim Saal, „allerdings nur, wenn jetzt richtig investiert und die Technologie von der Industrie auch vorangetrieben wird.“