Ralf Aregger ist gelernter Elektroplaner und arbeitet bereits seit acht Jahren bei der EKZ-Energieberatung für Geschäftskunden. Im November 2024 hat der die Leitung übernommen.
Ralf Aregger hat zusammen mit seinem Team bei der EKZ-Energieberatung die Energieeffizienz des Kantonsspitals Winterthur untersucht. Die Resultate zeigen: auch in einem Neubau braucht es einige Jahre, bis ein modernes Energiesystem optimal eingestellt ist.
Ralf Aregger ist gelernter Elektroplaner und arbeitet bereits seit acht Jahren bei der EKZ-Energieberatung für Geschäftskunden. Im November 2024 hat der die Leitung übernommen.
Dass ich bereits seit acht Jahren für die Energieberatung arbeite und die Abläufe und mein Team sehr gut kenne, vereinfachte natürlich alles. Ich bin sehr gut in die neue Position gestartet. Es freut mich sehr, dass wir uns in der Übergangsphase gleich an einem grossen Projekt im Gesundheitswesen erfolgreich beweisen durften.
Wir haben für das Kantonsspital Winterthur (KSW), das mit über 4000 Mitarbeitenden grösste Spital in der Region, verschiedene energetische Aspekte analysiert. Neben einer sogenannten Efficiency-Gap-Betrachtung für den Neubau konnten wir auch einen Vorher-Nachher-Vergleich für das ganze Areal erarbeiten.
Eine Efficiency-Gap-Analyse (auf Deutsch etwa: Effizienzlücken-Analyse) zeigt auf, wo Planung und Realität voneinander abweichen. Beim Neubau wird z.B. ein bestimmter Energieverbrauch vorausgeplant – doch im Betrieb ist dieser dann höher. Die Analyse sucht nach den Ursachen dieser Effizienzlücke, um einen Neubau und sein Energiesystem optimal einzustellen und so das volle Sparpotenzial zu erschliessen.
Das KSW wurde im Zuge eines Neubaus auf ihrem Areal auf die EKZ-Energieberatung für Geschäftskunden aufmerksam. Das Areal in Winterthur setzt sich aus diversen Gebäuden unterschiedlicher Zeitepochen zusammen. Eines davon war der alte Bettentrakt, der abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Das KSW-Team wollte in Erfahrung bringen, inwiefern sich das alte Areal, mit dem alten Bettentrakt, von jenem mit dem neuen Bettentrakt energetisch unterscheidet.
Sowohl die CO2-Emissionen als auch die Energieverbräuche des Kantonsspitals Winterthur sind heute tiefer, obwohl durch den Neubau die Nutzfläche vergrössert und die Anzahl Betten erhöht wurden.
Dass sowohl die Emissionen als auch die Energieverbräuche heute tiefer sind, obwohl durch den Neubau die Nutzfläche vergrössert und die Anzahl Betten erhöht wurden. Konkret konnten wir feststellen, dass in der Arealbetrachtung mit dem Neubau 24 Prozent weniger CO2 freigesetzt und 15 Prozent weniger Energie (Strom und thermische Energie) verbraucht werden.
Bei Neubauten sind Lücken zwischen Planungs- und Betriebswerten normal
Ja, neben dem Arealvergleich haben wir auch spezifisch den Energieverbrauch des Neubaus überprüft.
Wir haben mittels einer Efficiency-Gap-Analyse überprüft, wie stark die effektiven Energieverbräuche des Neubaus «Didymos» von den Planungswerten abweichen. Mit diesen Erkenntnissen konnten wir aufzeigen, dass das Gebäude zwar gut läuft, aber noch Verbesserungspotenzial aufweist. Daraus haben wir Ansätze zur Verbrauchssenkung abgeleitet, um dann Massnahmen vorzuschlagen, die es dem Technischen Dienst des KSW zukünftig erlauben werden, das volle Effizienzpotenzial aus dem neuen Gebäude herauszuholen.
Nicht unbedingt. Wenn ein Gebäude nach Minergie-Standard gebaut wurde, heisst dies nicht zwingend, dass es auch danach betrieben wird. Aber auch wenn: Moderne Gebäude sind nicht immer gleich von Beginn weg energieeffizient. Dazu bedarf es einer sorgfältigen Abstimmung der Energiesysteme auf die Bedingungen vor Ort. Deshalb haben wir die Efficiency-Gap-Analyse erstellt. Der Vorher-Nachher-Vergleich ist zwar bereits sehr positiv und zeigt, dass das Areal dank Neubau wesentlich effizienter ist. Dank der Efficiency-Gap-Analyse können wir in den kommenden Jahren aber noch mehr herausholen.
Bis ein modernes Energiesystem optimal auf einen Neubau abgestimmt ist, dauert es in der Regel zwei bis drei Jahre
Es ist nichts Aussergewöhnliches, wenn ein Gebäude mehr Energie verbraucht, als im Voraus errechnet worden ist. Man findet in der Praxis immer eine Differenz zwischen Planwerten und Betriebswerten. Oft ist dies auf die Einstellungen an der Anlage und auf Nutzungsänderungen zurückzuführen. Wenn man ein neues Gebäude in Betrieb nimmt, dauert es erfahrungsgemäss rund zwei bis drei Jahre, bis alle gebäudetechnischen Anlagen optimal aufeinander abgestimmt sind. Ein genaues Monitoring in den ersten Betriebsjahren lohnt sich deshalb auch finanziell. Auch in Winterthur haben wir so viel Verbesserungspotenzial festgestellt.
Egal ob Neu- oder Altbau, wir finden meistens Optimierungspotenzial
Wir haben vor Ort Heizung, Lüftung, Klimatechnik und elektrische Anlagen inklusive der Beleuchtung analysiert. Dabei sind wir bei allen Gewerken auf Optimierungspotenzial gestossen. Wir empfehlen deshalb, die Haustechnik bereits während der ersten ein bis zwei Jahre stetig zu überprüfen, damit die Anlagen optimal eingestellt werden können. Bei einer solchen Untersuchung versuchen wir das Gebäude immer ganzheitlich zu betrachten. Wir konzentrieren uns also nicht nur auf den Betrieb der gebäudetechnischen Anlagen, sondern auch auf das Verhalten und den Komfort der Menschen im Gebäude.
Einerseits die Dimension, die Grösse und Komplexität der gebäudetechnischen Anlagen. Aber auch die Zusammenarbeit mit dem Technischen Dienst und die mustergültige Umsetzung vor Ort. Das ist entscheidend, denn die Umsetzungsverantwortung liegt letztlich beim Auftraggeber. Am Kantonsspital Winterthur sind die Voraussetzungen ausgezeichnet. Denn das gesamte Team arbeitet akribisch darauf hin, die technischen Anlagen optimal einzustellen. Mit einem solchen Engagement holt man energetisch das volle Potenzial aus einem Neubau heraus.
Eine Betriebsoptimierung oder ein Energie-Monitoring sparen Energie und Geld
Ich denke ja, das ist es. Es zeigt auf, dass nicht nur in alten Gebäuden viel Potenzial vorhanden ist, sondern auch bei Neubauten. Lücken zwischen Planungswerten und Betriebswerten sind normal. Darum ist es so wichtig, dass neue Gebäude richtig eingestellt werden. Danach sollte je nach Grösse und Potenzial eines Gebäudes eine energetische Betriebsoptimierung oder zumindest ein Monitoring eingeführt werden, um die Verbräuche zu überwachen. So kann man bei Abweichungen sofort reagieren. Man spart nicht nur Energie und Geld, sondern sorgt auch noch für ein optimales Klima im Gebäude.