«Künstliche Intelligenz beansprucht die Rechenzentren noch gar nicht so stark»

In der Region Zürich haben sich in den vergangenen Jahren viele energieintensive Rechenzentren angesiedelt. Was ist der Grund dafür? Wir haben mit Wolfgang Zepf, Länderchef von Vantage Schweiz, gesprochen.

Luc Descombes
28. Juni 2025
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FOTOS: zVg - Wolfgang Zepf ist als Country Manager für das US-amerikanische Unternehmen Vantage Data Centers verantwortlich für den Bau hochleistungsfähiger Rechenzentren in der Schweiz.

Wolfgang Zepf, EKZ hat in den vergangenen fünf Jahren über 100 Anfragen für den Netzanschluss von Rechenzentren erhalten. Warum ist gerade Zürich so gefragt bei den Betreibern?

Zürich war als Börsenplatz neben Frankfurt, Paris, London, und anderen eines der ersten Wirtschaftszentren mit ausgebauter Glasfaserinfrastruktur. So entwickelte sich die Stadt langsam zu einer europäischen Daten-Drehscheibe. Als eines der reichsten Länder der Welt konnte die Schweiz so schlussendlich auch die sogenannten Hyperscaler wie z.B. Amazon oder Google dazu bewegen, Rechenzentren für die lokale Datenhaltung in der Schweiz zu offerieren. Für Schweizer Unternehmen ist das von grosser Bedeutung. Auch diese Rechenzentren stehen rund um den Wirtschaftsraum Zürich. Ihre geographische Nähe zueinander ist dabei sehr wichtig.

Wolfgang Zepf, EKZ hat in den vergangenen fünf Jahren über 100 Anfragen für den Netzanschluss von Rechenzentren erhalten. Warum ist gerade Zürich so gefragt bei den Betreibern?

Zürich war als Börsenplatz neben Frankfurt, Paris, London, und anderen eines der ersten Wirtschaftszentren mit ausgebauter Glasfaserinfrastruktur. So entwickelte sich die Stadt langsam zu einer europäischen Daten-Drehscheibe. Als eines der reichsten Länder der Welt konnte die Schweiz so schlussendlich auch die sogenannten Hyperscaler wie z.B. Amazon oder Google dazu bewegen, Rechenzentren für die lokale Datenhaltung in der Schweiz zu offerieren. Für Schweizer Unternehmen ist das von grosser Bedeutung. Auch diese Rechenzentren stehen rund um den Wirtschaftsraum Zürich. Ihre geographische Nähe zueinander ist dabei sehr wichtig.

Bei der Datenübertragung an die Rechenzentren zählt jede Millisekunde

Warum spielt die geographische Nähe der Rechenzentren eine Rolle? Die Daten bewegen sich doch mit Lichtgeschwindigkeit im Glasfasernetz.

Es geht um die sichere Lagerung und schnelle Verarbeitung der Daten. Die grossen Anbieter betreiben pro Region jeweils drei Rechenzentren, die jeweils in einer gewissen Distanz zueinanderstehen. Fällt eines davon aus, ist immer noch eine Sicherheitsreserve, diese nennt man auch Redundanz, gewährleistet. Denn es sind dann ja noch zwei in Betrieb. Da die Daten nahezu zeitgleich an drei Standorten synchron sein müssen, zählt jede Millisekunde.

Bei der Datenübertragung an die Rechenzentren zählt jede Millisekunde

Warum spielt die geographische Nähe der Rechenzentren eine Rolle? Die Daten bewegen sich doch mit Lichtgeschwindigkeit im Glasfasernetz.

Es geht um die sichere Lagerung und schnelle Verarbeitung der Daten. Die grossen Anbieter betreiben pro Region jeweils drei Rechenzentren, die jeweils in einer gewissen Distanz zueinanderstehen. Fällt eines davon aus, ist immer noch eine Sicherheitsreserve, diese nennt man auch Redundanz, gewährleistet. Denn es sind dann ja noch zwei in Betrieb. Da die Daten nahezu zeitgleich an drei Standorten synchron sein müssen, zählt jede Millisekunde.

Das Rechenzentrum von Vantage in Glattfelden
Dieses neue Rechenzentrum bei Glattfelden wird im Endausbau mit einer Leistung von bis zu 36 Megawatt (MW) versorgt. Zum Vergleich: Eine mittelgrosse Stadt in Zürich benötigt etwa 25 MW.

Was genau steckt hinter dem aktuell steigenden Bedarf an Rechenzentren?

Der Grund liegt wohl in der ständig zunehmenden Digitalisierung unserer Welt. Ob E-Commerce-Anwendungen wie E-Bay, Amazon, Digitec Galaxus, etc. Ob Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, Xing, LinkedIn, etc. oder Internet-of-Things-Geräte wie zum Beispiel Messfühler - all diese Dienste benötigen Cloud-Kapazitäten. Darüber hinaus geben immer mehr Firmen Ihre hauseigenen Rechenzentren auf und beziehen Ihre IT als Dienstleistung aus der Cloud von Microsoft Azure, Amazon Web Services oder Google Cloud, etc. Hinzukommen noch all die Streaming-Dienste wie Netflix, YouTube, Spotify und neu natürlich die beliebten Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz.

Rechenzentren sind für viele ein Reizthema und trotzdem nutzen alle die digitalen Dienste

Was genau steckt hinter dem aktuell steigenden Bedarf an Rechenzentren?

Der Grund liegt wohl in der ständig zunehmenden Digitalisierung unserer Welt. Ob E-Commerce-Anwendungen wie E-Bay, Amazon, Digitec Galaxus, etc. Ob Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, Xing, LinkedIn, etc. oder Internet-of-Things-Geräte wie zum Beispiel Messfühler - all diese Dienste benötigen Cloud-Kapazitäten. Darüber hinaus geben immer mehr Firmen Ihre hauseigenen Rechenzentren auf und beziehen Ihre IT als Dienstleistung aus der Cloud von Microsoft Azure, Amazon Web Services oder Google Cloud, etc. Hinzukommen noch all die Streaming-Dienste wie Netflix, YouTube, Spotify und neu natürlich die beliebten Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz.

Rechenzentren sind für viele ein Reizthema und trotzdem nutzen alle die digitalen Dienste

Welche Herausforderungen und Hürden begegnen Ihnen bei der Standortsuche für und dem Bau von Rechenzentren?

Die Kunst ist es, grössere bebaubare Industrieparzellen von circa drei Hektaren (ha) in geographisch günstiger Lage zu finden, für die sich dann auch noch ein entsprechender Stromanschluss von zwischen 60 bis 100 MW innert nützlicher Frist realisieren lässt. Während wir die Dinge für Planung und Bau der Rechenzentren relativ gut selbst in der Hand haben, sind wir bei der Strombeschaffung stark von den jeweiligen Netzbetreibern und deren Kapazitäten abhängig. Die digitale Welt ist geprägt von Wettbewerb und ständigem Wandel. Die Bereitstellung von entsprechenden Infrastrukturen wie Rechenzentren kann nie schnell genug erfolgen. Hier treffen mitunter zwei Welten aufeinander.

Was wünschen Sie sich in diesem Zusammenhang von Politik und Energieversorgern?

Ich wünschte mir schnelleres Handeln und effizientere Taskforces bei und unter den Netzbetreibern, um innert nützlicher Frist eine grobe Machbarkeitsstudie als Grundlage für den Netzanschlussvertrag zu erarbeiten. Auf politischer Ebene ist zu sagen, dass der Grossteil aller Regulierungen entstanden ist, bevor Rechenzentren überhaupt zu einer Kategorie im Immobilienbereich wurden. Hier wäre die eine oder andere sinnvolle Anpassung sicherlich im allgemeinen Interesse. Im Vergleich zum internationalen Wettbewerb sind wir klar auf der langsamen Seite.

Wo geht’s schneller?

Nehmen sie das Stargate-Projekt in Abilene in Texas. Das Projekt wird getragen von OpenAI, Oracle und Softbank. Auf einer Fläche von 365 ha entstehen AI-Datenzentren mit einem Netzanschluss von 1,2 Gigawatt. Baubeginn dort war im Juni 2024, die ersten Gebäude sind im Sommer 2025 fertiggestellt und betriebsbereit, der Rest folgt bis Mitte 2026. So etwas ist bei uns unvorstellbar.

Welche Herausforderungen und Hürden begegnen Ihnen bei der Standortsuche für und dem Bau von Rechenzentren?

Die Kunst ist es, grössere bebaubare Industrieparzellen von circa drei Hektaren (ha) in geographisch günstiger Lage zu finden, für die sich dann auch noch ein entsprechender Stromanschluss von zwischen 60 bis 100 MW innert nützlicher Frist realisieren lässt. Während wir die Dinge für Planung und Bau der Rechenzentren relativ gut selbst in der Hand haben, sind wir bei der Strombeschaffung stark von den jeweiligen Netzbetreibern und deren Kapazitäten abhängig. Die digitale Welt ist geprägt von Wettbewerb und ständigem Wandel. Die Bereitstellung von entsprechenden Infrastrukturen wie Rechenzentren kann nie schnell genug erfolgen. Hier treffen mitunter zwei Welten aufeinander.

Was wünschen Sie sich in diesem Zusammenhang von Politik und Energieversorgern?

Ich wünschte mir schnelleres Handeln und effizientere Taskforces bei und unter den Netzbetreibern, um innert nützlicher Frist eine grobe Machbarkeitsstudie als Grundlage für den Netzanschlussvertrag zu erarbeiten. Auf politischer Ebene ist zu sagen, dass der Grossteil aller Regulierungen entstanden ist, bevor Rechenzentren überhaupt zu einer Kategorie im Immobilienbereich wurden. Hier wäre die eine oder andere sinnvolle Anpassung sicherlich im allgemeinen Interesse. Im Vergleich zum internationalen Wettbewerb sind wir klar auf der langsamen Seite.

Wo geht’s schneller?

Nehmen sie das Stargate-Projekt in Abilene in Texas. Das Projekt wird getragen von OpenAI, Oracle und Softbank. Auf einer Fläche von 365 ha entstehen AI-Datenzentren mit einem Netzanschluss von 1,2 Gigawatt. Baubeginn dort war im Juni 2024, die ersten Gebäude sind im Sommer 2025 fertiggestellt und betriebsbereit, der Rest folgt bis Mitte 2026. So etwas ist bei uns unvorstellbar.

Spezialisierte KI-Rechenzentren dürfte es in der hochpreisigen Schweiz nie geben

Hat das Aufkommen der Künstlichen Intelligenz die Situation verschärft?

Was die Schweiz betrifft, zum heutigen Zeitpunkt noch nicht, nein. Die künstliche Intelligenz wirkt sich unterschiedlich in Rechenzentren aus. Hier sind die sogenannten «Training Sites» zu erwähnen, wo das eigentliche «Machine Learning», also der Lernprozess der KI, stattfindet. Solche spezialisierten Rechenzentren werden eher nicht in der hochpreisigen Schweiz entstehen. Hier braucht es Standorte, wo viel Land günstig vorhanden ist und Strom rasch und günstig zur Verfügung steht.

Spezialisierte KI-Rechenzentren dürfte es in der hochpreisigen Schweiz nie geben

Hat das Aufkommen der Künstlichen Intelligenz die Situation verschärft?

Was die Schweiz betrifft, zum heutigen Zeitpunkt noch nicht, nein. Die künstliche Intelligenz wirkt sich unterschiedlich in Rechenzentren aus. Hier sind die sogenannten «Training Sites» zu erwähnen, wo das eigentliche «Machine Learning», also der Lernprozess der KI, stattfindet. Solche spezialisierten Rechenzentren werden eher nicht in der hochpreisigen Schweiz entstehen. Hier braucht es Standorte, wo viel Land günstig vorhanden ist und Strom rasch und günstig zur Verfügung steht.

Könnte der Platzmangel für Rechenzentren in Zürich dem Trend hin zur Künstlichen Intelligenz (KI) vorerst Grenzen setzen?

KI findet bereits in vielen Bereichen Anwendung, ohne dass das allen bewusst ist. So zum Beispiel die Sprachassistenten in Smartphones, Empfehlungen bei Streaming-Diensten, Navigation und Sprachübersetzung. KI wird die zunehmende Digitalisierung sicherlich weiter beflügeln und den Bedarf an Landflächen für Rechenzentren zusätzlich befeuern. Den limitierenden Faktor für unsere Branche im Grossraum Zürich erkenne ich aber eher im Strom und weniger im Platz.

Wir müssen die positiven Effekte von Rechenzentren besser nutzen

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Trends?

Rechenzentren sind für viele ein Reizthema und trotzdem nutzen alle die digitalen Dienste. Diese bedürfen nun mal leistungsfähiger Rechenzentren. Die Digitalisierung wird weitergehen und somit wird der Bedarf nach hochleistungsfähigen und sicheren Rechenzentren weiter zunehmen. Man sollte sich aber in Zukunft auch die positiven Effekte von Rechenzentren zu Nutze machen. Das Effizienzpotenzial ist noch riesig. Rechenzentren werden hautsächlich als kolossale Stromfresser gesehen, welche die Netze belasten. Andererseits sind Rechenzentren mit Notstromanlagen ausgerüstet, welche auch zur Netzstabilisierung genutzt werden könnten. So können deren Notstromaggregate bei Strommangellagen ins Netz einspeisen und zu einem stabilen Versorgungsnetz beitragen. Ausserdem müssen die Anschlüsse an Wärmeverbünde sichergestellt werden. Mit der Abwärme des Rechenzentrums in Volketswil werden wir dereinst 7000 Haushalte beheizen im Winter.

Könnte der Platzmangel für Rechenzentren in Zürich dem Trend hin zur Künstlichen Intelligenz (KI) vorerst Grenzen setzen?

KI findet bereits in vielen Bereichen Anwendung, ohne dass das allen bewusst ist. So zum Beispiel die Sprachassistenten in Smartphones, Empfehlungen bei Streaming-Diensten, Navigation und Sprachübersetzung. KI wird die zunehmende Digitalisierung sicherlich weiter beflügeln und den Bedarf an Landflächen für Rechenzentren zusätzlich befeuern. Den limitierenden Faktor für unsere Branche im Grossraum Zürich erkenne ich aber eher im Strom und weniger im Platz.

Wir müssen die positiven Effekte von Rechenzentren besser nutzen

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Trends?

Rechenzentren sind für viele ein Reizthema und trotzdem nutzen alle die digitalen Dienste. Diese bedürfen nun mal leistungsfähiger Rechenzentren. Die Digitalisierung wird weitergehen und somit wird der Bedarf nach hochleistungsfähigen und sicheren Rechenzentren weiter zunehmen. Man sollte sich aber in Zukunft auch die positiven Effekte von Rechenzentren zu Nutze machen. Das Effizienzpotenzial ist noch riesig. Rechenzentren werden hautsächlich als kolossale Stromfresser gesehen, welche die Netze belasten. Andererseits sind Rechenzentren mit Notstromanlagen ausgerüstet, welche auch zur Netzstabilisierung genutzt werden könnten. So können deren Notstromaggregate bei Strommangellagen ins Netz einspeisen und zu einem stabilen Versorgungsnetz beitragen. Ausserdem müssen die Anschlüsse an Wärmeverbünde sichergestellt werden. Mit der Abwärme des Rechenzentrums in Volketswil werden wir dereinst 7000 Haushalte beheizen im Winter.

EKZ investiert pro Woche zwei Millionen Franken ins Stromnetz