So geht Gabi auch den Ausdauersport an: Indem sie alle ihre Abenteuer als ganzheitliches Erlebnis bestreitet – von der minutiösen Planung und Vorbereitung bis hin zu den Details, die sie als Person widerspiegeln. Bei den Ultraläufen trug sie immer eine Tiara und einen Laufrock. Lackierte Nägel sind bei ihr ein Muss. «Swiss Ultra Princess», so nannte man sie. Für die Atlantiküberquerung nahm sie Weihnachtsbeleuchtung mit und Bernadette, eine Pflanze, die Salzwasser verträgt. Gabi ist eine andere Art von Heldin, als man sie sich ausmalt, wenn man von diesem krassen Rennen hört. Sie ist keine Wikingerin mit Messer zwischen den Zähnen. Auch auf dem Ruderboot blieb sie die Swiss Ultra Princess.
Zahlreiche Hürden
Das heisst nicht, dass alles einfach war und Gabi bei der Atlantic Challenge nicht extremen Herausforderungen gegenüberstand, körperlich wie mental. Schon die Dreifachrolle, die sie in der Vorbereitungszeit einnehmen musste, war herausfordernd. Sie musste Sponsoren finden, sich in den Sozialen Medien präsentieren, trainieren und sich sämtliche Kenntnisse rund ums Boot, Nautik und Navigation aneignen. Während des Rennens war das Wetter ein harter Knackpunkt. Das Meer war sehr stürmisch. Nach nur fünf Stunden auf See brach ein Ruder und einmal riss eine Welle Gabi vom Boot. Zum Ende hin stieg das Steuersystem aus und die Strömung trieb das Boot ab. Gabi musste es mit den Füssen steuern, blieb die letzten 24 Stunden wach und ruderte durch. Auch die Einsamkeit machte ihr zu schaffen. Während ihr das Alleinsein Kraft gab, fühlte sie sich in der Einsamkeit hoffnungslos und ohne Verbindung. In solchen Momenten half ihr die Musik oder der Austausch mit mir. Über Whatsapp hielten wir Kontakt und ich konnte Gabi gut zureden oder auch mal anmotzen, um emotionale Situationen zu entschärfen.
Da konnte ich loslassen
Weil wir grundverschieden sind, haben Gabi und ich früh gelernt, einander leben zu lassen und uns dennoch sehr lieb zu haben. Ich habe ihren Entscheid, die Atlantic Challenge zu machen, zwar nicht komplett verstanden, aber ich konnte ihn akzeptieren. Im Gegensatz zu unseren Eltern, die Gabis Vorhaben zunächst gar nicht gut fanden. Bei mir gab es einen Schlüsselmoment, als meine beiden Söhne und ich Gabi auf La Gomera verabschiedeten. Auf der Fähre dorthin machte ich mir grosse Sorgen: Der Wellengang war so stark… und Gabi würde bei diesen Bedingungen in ihrem kleinen Boot alleine auf offenem Meer sein. Im Hafen habe ich ihr in die Augen gesehen und ich wusste, dass ich sie niemals umstimmen kann. Da konnte ich loslassen. Ich konnte nichts mehr tun, ausser ihr positive Vibes zu schicken. Der Rest war ihr Weg. Und diesen hat Gabi genossen. Ein grosses Highlight war für sie, als einmal eine Walfamilie zu ihr kam. Auch Delfine sah sie. Und eine Sturmschwalbe, die sie Reggie nannte, begleitete sie fast von Anfang an und schaute täglich vorbei.
An ihrer Ankunft hat sie nie gezweifelt. Diese Reise über den Atlantik führte Gabi auch zu sich selbst. Sie lebt ihr Leben seither noch bewusster. Die Erfahrungen, die sie in dieser Zeit gewonnen hat, möchte sie in ihrem Buch «Solo auf See» auch an andere Menschen weitergeben. Und wenn es nur die darin veröffentlichten Playlists sind, die andere dazu motivieren, das zu tun, was sie wirklich wollen – ohne Kompromisse und mit Sonne im Herzen.