«Wille ohne Freude reicht nicht»

Gabi Schenkel lebt ihr Leben voller Optimismus und ohne faule Kompromisse. Von ihrem Weg vom schüchternen Mädchen zur lebensbejahenden, starken Frau, die sich mutig sportlichen Extremherausforderungen stellt, erzählt ihre Schwester Sonja.

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Bilder: Atlantic Campaigns Text: Julia Kliewer

Gabi hat einen sehr starken Willen. Das zeigt sich nicht nur an ihrer Teilnahme am härtesten Ruderrennen der Welt, das sie als erste Schweizer Solo-Ruderin absolvierte, sondern auch an diversen Ultramarathonläufen mit Distanzen bis zu 200 Kilometern, die sie bestritten hat. Diesen starken Willen hatte Gabi schon als Kind. Sie steckte voller Ideen, aber sie war vorsichtig: Als ihre jüngere Schwester und «Testhäschen» schickte sie mich gerne mal vor. Obwohl Gabi schon immer sehr sportlich war – wir kommen aus einer Läuferfamilie, in der es üblich war, dass man am Wochenende rennen geht –, war sie ein «richtiges» Mädchen. Sie trug Zöpfe und spielte gerne mit Puppen. Noch heute macht sie mit ihren blonden langen Locken und lackierten Nägeln für viele Menschen nicht den Eindruck, als könnte sie solche sportlichen Herausforderungen meistern.

Gabi hat einen sehr starken Willen. Das zeigt sich nicht nur an ihrer Teilnahme am härtesten Ruderrennen der Welt, das sie als erste Schweizer Solo-Ruderin absolvierte, sondern auch an diversen Ultramarathonläufen mit Distanzen bis zu 200 Kilometern, die sie bestritten hat. Diesen starken Willen hatte Gabi schon als Kind. Sie steckte voller Ideen, aber sie war vorsichtig: Als ihre jüngere Schwester und «Testhäschen» schickte sie mich gerne mal vor. Obwohl Gabi schon immer sehr sportlich war – wir kommen aus einer Läuferfamilie, in der es üblich war, dass man am Wochenende rennen geht –, war sie ein «richtiges» Mädchen. Sie trug Zöpfe und spielte gerne mit Puppen. Noch heute macht sie mit ihren blonden langen Locken und lackierten Nägeln für viele Menschen nicht den Eindruck, als könnte sie solche sportlichen Herausforderungen meistern.

Sonja über Gabi Schenkel

Sonja Schenkel

Sonja Schenkel ist freischaffende Filmemacherin und Gründerin des Design und Do-Tanks Story Tex. Ihre Projekte verbinden Wissenschaft mit Kunst und beschäftigen sich mit der Beziehung unsererGesellschaft zur Natur.

Sonja Schenkel ist freischaffende Filmemacherin und Gründerin des Design und Do-Tanks Story Tex. Ihre Projekte verbinden Wissenschaft mit Kunst und beschäftigen sich mit der Beziehung unsererGesellschaft zur Natur.

Ankunft in Antigua
Mutig, willensstark und unkonventionell: Gabi Schenkel absolviert 2019/20 die Atlantic Challenge, das härteste Ruderrennen der Welt. Es führt unbegleitet von La Gomera quer über den Atlantik bis nach Antigua. Nach rund 75 Tagen und 5283 Kilometern kommt sie mit ihrem Ruderboot «Miss Universe» an. Gerade einmal ein Jahr vor der Atlantiküberquerung beginnt die heute 45-Jährige mit dem Rudern.
Bilder: Atlantic Campaigns

Das Geheimnis ist die Freude

Doch Stereotypisierungen schrecken Gabi nicht ab. Als Jugendliche hatte sie es nicht leicht in der Schule und wurde ausgegrenzt. Das, was sie damals erlebte, gab ihr genau die Kraft für all das, was sie heute kann. Weil sie lernen musste, sich auf sich selbst zu verlassen, und mit negativem Feedback umzugehen. Optimismus und positives Denken sind zentral in ihrem Leben. Für Gabi ist das Leben ein Erleben und keine Schmerzvermeidung. Wenn es bei einem Ultratrail hart wird, singt sie lauthals, um sich zu motivieren. Der Spass ist ihr bei allem, was sie tut, wichtig. Wille ohne Freude reicht nicht. Er ist die Grundbedingung, aber das Geheimnis ist die Freude. Gabi ist ausdauernd und ehrgeizig, aber nie verbissen und immer zu «Seich» aufgelegt. Ein wahrer Sonnenschein – mit Tiefgang. Gabi liebt Musik, tanzen und singen. Sie mag es, Bekanntschaften zu schliessen und Freunde zu treffen. Aber sie ist auch jemand, der sehr gut allein sein kann und das ab und zu auch braucht. Sie ist extrovertiert, aber auch überraschend sensibel und verletzlich. Als passionierte Osteopathin achtet sie im Job wie im Alltag darauf, in allen Dingen eine gute Balance zu halten.

Das Geheimnis ist die Freude

Doch Stereotypisierungen schrecken Gabi nicht ab. Als Jugendliche hatte sie es nicht leicht in der Schule und wurde ausgegrenzt. Das, was sie damals erlebte, gab ihr genau die Kraft für all das, was sie heute kann. Weil sie lernen musste, sich auf sich selbst zu verlassen, und mit negativem Feedback umzugehen. Optimismus und positives Denken sind zentral in ihrem Leben. Für Gabi ist das Leben ein Erleben und keine Schmerzvermeidung. Wenn es bei einem Ultratrail hart wird, singt sie lauthals, um sich zu motivieren. Der Spass ist ihr bei allem, was sie tut, wichtig. Wille ohne Freude reicht nicht. Er ist die Grundbedingung, aber das Geheimnis ist die Freude. Gabi ist ausdauernd und ehrgeizig, aber nie verbissen und immer zu «Seich» aufgelegt. Ein wahrer Sonnenschein – mit Tiefgang. Gabi liebt Musik, tanzen und singen. Sie mag es, Bekanntschaften zu schliessen und Freunde zu treffen. Aber sie ist auch jemand, der sehr gut allein sein kann und das ab und zu auch braucht. Sie ist extrovertiert, aber auch überraschend sensibel und verletzlich. Als passionierte Osteopathin achtet sie im Job wie im Alltag darauf, in allen Dingen eine gute Balance zu halten.

Mit eigener Kraft über den Atlantik
Das Ziel stets im Visier: Gabi Schenkel während der Antlantic Challenge
Bilder: Atlantic Campaigns
Bilder: Atlantic Campaigns
Auch die Seekrankheit zu Beginn dazu
Bilder: Atlantic Campaigns
Von La Gomera nach Antigua
Bilder: Atlantic Campaigns

So geht Gabi auch den Ausdauersport an: Indem sie alle ihre Abenteuer als ganzheitliches Erlebnis bestreitet – von der minutiösen Planung und Vorbereitung bis hin zu den Details, die sie als Person widerspiegeln. Bei den Ultraläufen trug sie immer eine Tiara und einen Laufrock. Lackierte Nägel sind bei ihr ein Muss. «Swiss Ultra Princess», so nannte man sie. Für die Atlantiküberquerung nahm sie Weihnachtsbeleuchtung mit und Bernadette, eine Pflanze, die Salzwasser verträgt. Gabi ist eine andere Art von Heldin, als man sie sich ausmalt, wenn man von diesem krassen Rennen hört. Sie ist keine Wikingerin mit Messer zwischen den Zähnen. Auch auf dem Ruderboot blieb sie die Swiss Ultra Princess.

Zahlreiche Hürden 

Das heisst nicht, dass alles einfach war und Gabi bei der Atlantic Challenge nicht extremen Herausforderungen gegenüberstand, körperlich wie mental. Schon die Dreifachrolle, die sie in der Vorbereitungszeit einnehmen musste, war herausfordernd. Sie musste Sponsoren finden, sich in den Sozialen Medien präsentieren, trainieren und sich sämtliche Kenntnisse rund ums Boot, Nautik und Navigation aneignen. Während des Rennens war das Wetter ein harter Knackpunkt. Das Meer war sehr stürmisch. Nach nur fünf Stunden auf See brach ein Ruder und einmal riss eine Welle Gabi vom Boot. Zum Ende hin stieg das Steuersystem aus und die Strömung trieb das Boot ab. Gabi musste es mit den Füssen steuern, blieb die letzten 24 Stunden wach und ruderte durch. Auch die Einsamkeit machte ihr zu schaffen. Während ihr das Alleinsein Kraft gab, fühlte sie sich in der Einsamkeit hoffnungslos und ohne Verbindung. In solchen Momenten half ihr die Musik oder der Austausch mit mir. Über Whatsapp hielten wir Kontakt und ich konnte Gabi gut zureden oder auch mal anmotzen, um emotionale Situationen zu entschärfen.

Da konnte ich loslassen

Weil wir grundverschieden sind, haben Gabi und ich früh gelernt, einander leben zu lassen und uns dennoch sehr lieb zu haben. Ich habe ihren Entscheid, die Atlantic Challenge zu machen, zwar nicht komplett verstanden, aber ich konnte ihn akzeptieren. Im Gegensatz zu unseren Eltern, die Gabis Vorhaben zunächst gar nicht gut fanden. Bei mir gab es einen Schlüsselmoment, als meine beiden Söhne und ich Gabi auf La Gomera verabschiedeten. Auf der Fähre dorthin machte ich mir grosse Sorgen: Der Wellengang war so stark… und Gabi würde bei diesen Bedingungen in ihrem kleinen Boot alleine auf offenem Meer sein. Im Hafen habe ich ihr in die Augen gesehen und ich wusste, dass ich sie niemals umstimmen kann. Da konnte ich loslassen. Ich konnte nichts mehr tun, ausser ihr positive Vibes zu schicken. Der Rest war ihr Weg. Und diesen hat Gabi genossen. Ein grosses Highlight war für sie, als einmal eine Walfamilie zu ihr kam. Auch Delfine sah sie. Und eine Sturmschwalbe, die sie Reggie nannte, begleitete sie fast von Anfang an und schaute täglich vorbei.

An ihrer Ankunft hat sie nie gezweifelt. Diese Reise über den Atlantik führte Gabi auch zu sich selbst. Sie lebt ihr Leben seither noch bewusster. Die Erfahrungen, die sie in dieser Zeit gewonnen hat, möchte sie in ihrem Buch «Solo auf See» auch an andere Menschen weitergeben. Und wenn es nur die darin veröffentlichten Playlists sind, die andere dazu motivieren, das zu tun, was sie wirklich wollen – ohne Kompromisse und mit Sonne im Herzen.

So geht Gabi auch den Ausdauersport an: Indem sie alle ihre Abenteuer als ganzheitliches Erlebnis bestreitet – von der minutiösen Planung und Vorbereitung bis hin zu den Details, die sie als Person widerspiegeln. Bei den Ultraläufen trug sie immer eine Tiara und einen Laufrock. Lackierte Nägel sind bei ihr ein Muss. «Swiss Ultra Princess», so nannte man sie. Für die Atlantiküberquerung nahm sie Weihnachtsbeleuchtung mit und Bernadette, eine Pflanze, die Salzwasser verträgt. Gabi ist eine andere Art von Heldin, als man sie sich ausmalt, wenn man von diesem krassen Rennen hört. Sie ist keine Wikingerin mit Messer zwischen den Zähnen. Auch auf dem Ruderboot blieb sie die Swiss Ultra Princess.

Zahlreiche Hürden 

Das heisst nicht, dass alles einfach war und Gabi bei der Atlantic Challenge nicht extremen Herausforderungen gegenüberstand, körperlich wie mental. Schon die Dreifachrolle, die sie in der Vorbereitungszeit einnehmen musste, war herausfordernd. Sie musste Sponsoren finden, sich in den Sozialen Medien präsentieren, trainieren und sich sämtliche Kenntnisse rund ums Boot, Nautik und Navigation aneignen. Während des Rennens war das Wetter ein harter Knackpunkt. Das Meer war sehr stürmisch. Nach nur fünf Stunden auf See brach ein Ruder und einmal riss eine Welle Gabi vom Boot. Zum Ende hin stieg das Steuersystem aus und die Strömung trieb das Boot ab. Gabi musste es mit den Füssen steuern, blieb die letzten 24 Stunden wach und ruderte durch. Auch die Einsamkeit machte ihr zu schaffen. Während ihr das Alleinsein Kraft gab, fühlte sie sich in der Einsamkeit hoffnungslos und ohne Verbindung. In solchen Momenten half ihr die Musik oder der Austausch mit mir. Über Whatsapp hielten wir Kontakt und ich konnte Gabi gut zureden oder auch mal anmotzen, um emotionale Situationen zu entschärfen.

Da konnte ich loslassen

Weil wir grundverschieden sind, haben Gabi und ich früh gelernt, einander leben zu lassen und uns dennoch sehr lieb zu haben. Ich habe ihren Entscheid, die Atlantic Challenge zu machen, zwar nicht komplett verstanden, aber ich konnte ihn akzeptieren. Im Gegensatz zu unseren Eltern, die Gabis Vorhaben zunächst gar nicht gut fanden. Bei mir gab es einen Schlüsselmoment, als meine beiden Söhne und ich Gabi auf La Gomera verabschiedeten. Auf der Fähre dorthin machte ich mir grosse Sorgen: Der Wellengang war so stark… und Gabi würde bei diesen Bedingungen in ihrem kleinen Boot alleine auf offenem Meer sein. Im Hafen habe ich ihr in die Augen gesehen und ich wusste, dass ich sie niemals umstimmen kann. Da konnte ich loslassen. Ich konnte nichts mehr tun, ausser ihr positive Vibes zu schicken. Der Rest war ihr Weg. Und diesen hat Gabi genossen. Ein grosses Highlight war für sie, als einmal eine Walfamilie zu ihr kam. Auch Delfine sah sie. Und eine Sturmschwalbe, die sie Reggie nannte, begleitete sie fast von Anfang an und schaute täglich vorbei.

An ihrer Ankunft hat sie nie gezweifelt. Diese Reise über den Atlantik führte Gabi auch zu sich selbst. Sie lebt ihr Leben seither noch bewusster. Die Erfahrungen, die sie in dieser Zeit gewonnen hat, möchte sie in ihrem Buch «Solo auf See» auch an andere Menschen weitergeben. Und wenn es nur die darin veröffentlichten Playlists sind, die andere dazu motivieren, das zu tun, was sie wirklich wollen – ohne Kompromisse und mit Sonne im Herzen.