Was könnte die Lösung sein?
Power-to-gas: man importiert chemische Energieträger wie Wasserstoff oder synthetisches Methan, die in Gegenden der Welt produziert werden, in denen es erneuerbare Energie im Überfluss gibt. Entscheidend ist dabei, dass man diversifiziert und aus unterschiedlichen Weltregionen importiert. Sonst begeben wir uns wieder in ein Klumpenrisiko der Auslandabhängigkeit, so wie wir es heute erleben. Neben dem Nahen Osten könnten die erneuerbaren Energieträger zukünftig z.B. auch aus Island, Patagonien oder Australien kommen.
Im Oman wird heute bereits Sonnenstrom für 1-2 Rappen pro kWh produziert. Da ist Effizienz kein Thema mehr
Bei der Produktion solcher Energieträger geht sehr viel erneuerbare Energie in Form von Abwärme verloren, ist das nicht ineffizient?
Ist es, aber das spielt dann keine Rolle mehr. Auf unserem Planeten gibt es grundsätzlich erneuerbare Energie im Überfluss. Im Oman zum Beispiel produziert man heute bereits Sonnenstrom für 1-2 Rappen pro Kilowattstunde. Bei so günstigen Preisen ist dieser Umwandlungsverlust nicht mehr relevant. Die Frage ist viel mehr, ob die Technologie systemdienlich ist.
Die Energiewende hängt auch massgeblich davon ab, ob es uns gelingt, Sonnenenergie hierzulande vom Sommer in den Winter zu bringen. Was gilt es hier zu tun?
Wir brauchen mehr Energiespeicher in der Schweiz. Dazu müssen wir jetzt endlich neue Pumpspeicherkraftwerke bauen und bestehende, wie den Grimsel, ausbauen. Gleichzeitig müssen wir noch viel kräftiger in die Digitalisierung des Stromnetz’ investieren, um es bereit zu machen für dynamische bidirektionale Energieflüsse, mit denen es zukünftig umgehen muss. So können dann auch Elektroautos als Speicher für das Stromnetz erschlossen werden. Kurzfristige Lastspitzen im Energiesystem lassen sich damit brechen, was die Netzstabilität verbessert. Hier würde ich mir ein schnelleres Tempo wünschen.
Den Atomausstieg im Gesetz zu verankern, war einer der grössten Fehler
Pumpspeicher sind das eine - was halten Sie von chemischen Energiespeichern in der Schweiz wie z.B. Wasserstoffspeichern?
Das Problem ist, dass wir in der Schweiz nur verhältnismässig kurze Perioden haben, während denen wir zu viel Strom haben, den wir speichern könnten. Wenn sie mit einem Elektrolyseur Wasserstoff herstellen wollen, dann muss der mindestens 6000-8000 Stunden im Jahr arbeiten, sonst rentiert er nicht. Es ist darum noch nicht klar, ob sich solche Speicher in der Schweiz lohnen werden. An der marokkanischen Küste beispielsweise sieht es anders aus. Dort gibt es sehr viel Sonne und Wind, sodass man die Technologie fast pausenlos produzieren lassen kann.
Im zweiten Teil des Interviews lesen Sie, was Peter Richner vom gesetzlich verankerten Atomausstieg hält und welches für ihn das vielversprechendste Projekt im Bereich der erneuerbaren Energien darstellt.