Winkel ist die ideale Testgemeinde
Doch warum genau Winkel im Zürcher Unterland? Im Vorfeld wurde eine Standortanalyse durchgeführt. Drei Punkte waren bei der Wahl der Pilotgemeinde wichtig: Die Gemeinde muss die technischen Anforderungen erfüllen, das heisst vor allem über eine weitgehend kommunikationsfähige Netzinfrastruktur dank Glasfaser und Smart Metern verfügen. Sie soll zweitens eine relevante Anzahl von Solaranlagen in Betrieb und drittens zahlreiche Wärmepumpen und E-Ladestationen am Netz haben. Denn dadurch kann die Gemeinde als Beispiel dienen dafür, wie die Zukunft dereinst aussehen wird: immer mehr dezentrale Stromproduktion bei gleichzeitig grösserem und ungleichmässigerem Stromverbrauch.
«Unsere Herausforderung im Netz liegt darin, dass wir sogenannte Lastspitzen brechen möchten», erklärt Pascal Häfliger, Projektleiter bei EKZ. Schliesslich muss die Netzkapazität immer auf dieses Maximum ausgelegt werden. Diese Spitzen machen das Netz instabil. «Wir versuchen darum die grossen Verbraucher wie Wärmepumpen, Boiler und E-Ladestationen zu automatisieren», führt Häfliger aus. Moderne Lastschaltgeräte sorgen dafür, dass diese grossen Stromverbraucher dann betrieben werden, wenn der Nachbar auf seinem Dach gerade viel Solarstrom produziert.
Nutzen fürs Netz, Nutzen für die Bevölkerung
Für EKZ sind die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt äusserst relevant: «Uns interessiert insbesondere die Frage, ob die intelligenten Algorithmen es wirklich zulassen, die Lasten so zu verschieben, dass wir unser Netz dadurch zur richtigen Zeit entlasten können», erklärt Projektleiter Häfliger. Das Projekt ist aktuell über drei Jahre angedacht und so angelegt, dass es dereinst einfach auf andere Gemeinden übertragen werden kann. Zum einen möchte EKZ also das Stromnetz für den weiteren Ausbau der dezentralen Stromerzeugung vorbereiten. Darüber hinaus soll das OrtsNetz Erkenntnisse liefern darüber, wie eine zukünftige verursachergerechte Tarifierung gestaltet werden muss, damit lokal produzierte Energie auch möglichst lokal verbraucht wird.
Auch für die Bevölkerung vor Ort ergibt sich daraus natürlich ein Nutzen, denn Solaranlagenbesitzer können ihren Strom lokal verkaufen, die Nachbarn diesen preiswert beziehen. Neben der Möglichkeit Geld zu sparen dank dem Strombezug zu Zeiten mit niedriger Netzauslastung, leisten diese gleichzeitig einen Beitrag an die Energiezukunft und somit an die Nachhaltigkeit. Und gibt es ein besseres Gefühl als zu wissen, dass das E-Auto mit sauberem Strom aus der Nachbarschaft unterwegs ist?