Das erste gemeinsame Projekt
Abgeschreckt hat das weder Merlin noch Oliver – im Gegenteil. «Natürlich hatten wir schon als Kinder immer wieder darüber nachgedacht, in Vaters Fussstapfen zu treten, aber erst mit dem Microlino nahm das konkret Gestalt an», sagt Oliver. Bei der Entwicklung des Microlino waren beide mit im Boot. Nun aber nicht mehr als halbwüchsige Tüftler, sondern als vollwertige Geschäftspartner mit eigenen Aufgabengebieten.
Ich habe in dem Projekt so viel praktische Erfahrung gewonnen, das hätte ich im Studium nicht gelernt
Wims Bedingung: «Ihr müsst während des Studiums mitmachen und danach in die Firma einsteigen.» So geschah es dann auch. Oliver studierte Betriebswirtschaft in St. Gallen und ist heute Finanzchef bei Microlino. Merlin studierte Designmanagement, kam jedoch zeitlich immer mehr in Konflikte, als das Projekt Fahrt aufnahm. Sein Bruder riet ihm dazu, das Studium abzubrechen. «Du hast ihn dazu gebracht», unterbricht Wim trocken. Merlin tat es, doch vor allem die Mutter war nicht begeistert. Bereut hat er den Schritt aber nie. «Ich habe in dem Projekt so viel praktische Erfahrung gewonnen, das hätte ich im Studium nicht gelernt», sagt Merlin. Er ist heute zuständig für das Marketing. Microlino ist im Kern ein Familienbetrieb, dazu gehört auch die Ehefrau und Mutter. Sie kümmert sich um die Finanzen, möchte ansonsten aber im Hintergrund bleiben. Den Enthusiasus ihrer drei Männer teilt sie nur bedingt, sagt Wim: «Manchmal wird es ihr schon zuviel, wenn wir drei ständig über den Microlino diskutieren.».
Gemeinsam starteten die Ouboters in das Abenteuer Microlino. Ziel war es, ein Fahrzeug zu entwickeln, das als kleines Zweitauto für kürzere Distanzen dient. «Das Bedürfnis, sich individuell und wettergeschützt fortzubewegen, besteht nun einmal. Der Microlino eröffnet eine Möglichkeit, das mit einem möglichst kleinem CO2-Fussabdruck zu tun.» In einem Projekt in Zusammenarbeit mit der ZHAW wurden das Design und die technischen Spezifikationen entwickelt. In China liessen die Ouboters einen Prototyp herstellen. 2016 wurde dieser erste Microlino dann auf dem 86. Genfer Auto-Salon vorgestellt und sorgte gleich für Furore. Optisch erinnert der Microlino stark an die legendäre BMW Isetta, damals auch liebevoll Knutschkugel genannt. «Wir wollten etwas haben, das man vorzeigen konnte», sagt Merlin. «Für uns hatte das den Charakter einer Marktstudie. Wir schalteten eine einfache Website auf und nahmen uns vor, den Microlino zu produzieren, wenn wir 500 Reservationen haben.» Der Plan ging auf, die drei waren auf dem richtigen Weg. Doch dieser wurde dann erst einmal ziemlich steinig.