Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?

Unser modernes Leben im 21. Jahrhundert ist ohne Mobilität undenkbar. Beim energietechnischen Umbau unserer Gesellschaft stellt sie uns jedoch vor viele Herausforderungen. Die möglichen Entwicklungen werden in den Schweizer Verkehrsperspektiven prognostiziert.

Irene M. Wrabel
17. Oktober 2022
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Text: Irene M. Wrabel, Visualisierung: Franziska Neugebauer

Sobald wir unser Zuhause verlassen, sind wir mobil. Der Weg zur Schule, zur Arbeit oder zu Freizeitaktivitäten wird unterschiedlich zurückgelegt. Im urbanen Umfeld lässt sich vieles zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem ÖV erledigen. In eher ländlichen Gegenden sind die Distanzen grösser und das ÖV-Angebot oft geringer. Hier wird das Auto öfter genutzt. Es geht aber nicht nur um unsere Wege von A nach B: Warentransporte und Lieferverkehr gehören ebenso zur Mobilität. Und unser Unterwegssein belastet Mensch und Umwelt. Die Kosten, die von der Mobilität in den Bereichen Umwelt, Unfälle und Gesundheit anfallen, werden nicht von den Nutzern, sondern von Dritten, der Allgemeinheit oder zukünftigen Generationen bezahlt. Diese sogenannten externen Kosten beliefen sich laut einer Studie des Bundesamts für Raumentwicklung 2019 auf rund 14 Milliarden Franken. Dazu gehören Schäden an Natur und Umwelt, Luftverschmutzung, Lärm und Unfälle mit allen Folgen für die Beteiligten. Um diese Schäden möglichst zu minimieren, muss eine Vielzahl an Zusammenhängen analysiert und verstanden werden.

Sobald wir unser Zuhause verlassen, sind wir mobil. Der Weg zur Schule, zur Arbeit oder zu Freizeitaktivitäten wird unterschiedlich zurückgelegt. Im urbanen Umfeld lässt sich vieles zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem ÖV erledigen. In eher ländlichen Gegenden sind die Distanzen grösser und das ÖV-Angebot oft geringer. Hier wird das Auto öfter genutzt. Es geht aber nicht nur um unsere Wege von A nach B: Warentransporte und Lieferverkehr gehören ebenso zur Mobilität. Und unser Unterwegssein belastet Mensch und Umwelt. Die Kosten, die von der Mobilität in den Bereichen Umwelt, Unfälle und Gesundheit anfallen, werden nicht von den Nutzern, sondern von Dritten, der Allgemeinheit oder zukünftigen Generationen bezahlt. Diese sogenannten externen Kosten beliefen sich laut einer Studie des Bundesamts für Raumentwicklung 2019 auf rund 14 Milliarden Franken. Dazu gehören Schäden an Natur und Umwelt, Luftverschmutzung, Lärm und Unfälle mit allen Folgen für die Beteiligten. Um diese Schäden möglichst zu minimieren, muss eine Vielzahl an Zusammenhängen analysiert und verstanden werden.

Dr. Nicole A. Mathys, Bundesamt für Raumentwicklung

Dr. Nicole A. Mathys

Dr. Nicole Andréa Mathys (geb. 1978) ist seit 2013 Leiterin der Sektion Grundlagen im Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Die Sektion Grundlagen stellt Daten in den Bereichen Raumentwicklung und Mobilität zur Verfügung, analysiert diese, entwickelt und pflegt Modelle und adressiert volkswirtschaftliche Fragestellungen. Die Sektion liefert damit die notwendigen Informationen für eine solide Raumordnungs- und Verkehrspolitik. Konkret ist sie auch zuständig für die Schweizerischen Verkehrsperspektiven 2050 des UVEK. Von 2008-2013 arbeitete Nicole Mathys beim Bundesamt für Energie (BFE), wo sie für das sozioökonomische Forschungsprogramm verantwortlich war und an der Ausarbeitung der neuen Energiestrategie 2050 mitwirkte. Nicole Mathys hat an der Universität Neuenburg einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre gemacht und ist heute dort auch noch als Titularprofessorin für Umweltökonomie tätig. Sie promovierte 2007 an der Universität Lausanne mit dem Titel "Five Essays in Trade and the Environment and Economic Geography".

Dr. Nicole Andréa Mathys (geb. 1978) ist seit 2013 Leiterin der Sektion Grundlagen im Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Die Sektion Grundlagen stellt Daten in den Bereichen Raumentwicklung und Mobilität zur Verfügung, analysiert diese, entwickelt und pflegt Modelle und adressiert volkswirtschaftliche Fragestellungen. Die Sektion liefert damit die notwendigen Informationen für eine solide Raumordnungs- und Verkehrspolitik. Konkret ist sie auch zuständig für die Schweizerischen Verkehrsperspektiven 2050 des UVEK. Von 2008-2013 arbeitete Nicole Mathys beim Bundesamt für Energie (BFE), wo sie für das sozioökonomische Forschungsprogramm verantwortlich war und an der Ausarbeitung der neuen Energiestrategie 2050 mitwirkte. Nicole Mathys hat an der Universität Neuenburg einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre gemacht und ist heute dort auch noch als Titularprofessorin für Umweltökonomie tätig. Sie promovierte 2007 an der Universität Lausanne mit dem Titel "Five Essays in Trade and the Environment and Economic Geography".

Vier Szenarien

«Wohin sich die Mobilität in Zukunft entwickeln wird, hängt von vielen Einflussgrössen ab», sagt Nicole A. Mathys, Chefin Sektion Grundlagen beim Bundesamt für Raumentwicklung (ARE). Sie ist Mitverantwortliche der Schweizerischen Verkehrsperspektiven 2050 des UVEK. Darin werden vier mögliche Szenarien dargestellt. Das Szenario «Basis» orientiert sich an den Handlungsgrundsätzen von «Mobilität und Raum 2050», dem Programmteil des Sachplans Verkehr. Es beschreibt eine Entwicklung hin zu ressourceneffizienter Mobilität von Personen und Gütern. Die anderen drei Szenarien sind alternative Entwicklungspfade: Das Szenario «Weiter-wie-bisher» ist als Fortführung des Status Quo zu verstehen und geht davon aus, dass sich der Rahmen nur wenig ändern wird. Die beiden Szenarien «Individualisierte Gesellschaft» und «Nachhaltige Gesellschaft» setzen voraus, dass der Verkehr stark durch technische Innovationen, etwa die Automatisierung von Personenwagen, geprägt ist. «Wir stellen in unseren Perspektiven das Szenario ‹Basis› ins Zentrum», sagt Nicole Mathys. «Es basiert auf Annahmen, die weiter in Richtung nachhaltige Mobilität gehen, als dies heute der Fall ist. Doch die Umsetzung ist durchaus realistisch und bildet die Basis der aktuellen Infrastrukturplanung.» 

Vier Szenarien

«Wohin sich die Mobilität in Zukunft entwickeln wird, hängt von vielen Einflussgrössen ab», sagt Nicole A. Mathys, Chefin Sektion Grundlagen beim Bundesamt für Raumentwicklung (ARE). Sie ist Mitverantwortliche der Schweizerischen Verkehrsperspektiven 2050 des UVEK. Darin werden vier mögliche Szenarien dargestellt. Das Szenario «Basis» orientiert sich an den Handlungsgrundsätzen von «Mobilität und Raum 2050», dem Programmteil des Sachplans Verkehr. Es beschreibt eine Entwicklung hin zu ressourceneffizienter Mobilität von Personen und Gütern. Die anderen drei Szenarien sind alternative Entwicklungspfade: Das Szenario «Weiter-wie-bisher» ist als Fortführung des Status Quo zu verstehen und geht davon aus, dass sich der Rahmen nur wenig ändern wird. Die beiden Szenarien «Individualisierte Gesellschaft» und «Nachhaltige Gesellschaft» setzen voraus, dass der Verkehr stark durch technische Innovationen, etwa die Automatisierung von Personenwagen, geprägt ist. «Wir stellen in unseren Perspektiven das Szenario ‹Basis› ins Zentrum», sagt Nicole Mathys. «Es basiert auf Annahmen, die weiter in Richtung nachhaltige Mobilität gehen, als dies heute der Fall ist. Doch die Umsetzung ist durchaus realistisch und bildet die Basis der aktuellen Infrastrukturplanung.» 

EKZ-Emobilität

Die grössten Mobilitätstreiber 

Die Faktoren, welche die Expertinnen und Experten bei der Entwicklung eines realistischen Szenarios berücksichtigen müssen, sind umfassend. Neben zukünftigen Technologien und deren Verwendung in der Gesellschaft beeinflussen langfristige demografische und wirtschaftliche Trends die Mobilität der Zukunft. Der Bevölkerungszuwachs etwa spielt eine wichtige Rolle: Mehr Menschen brauchen mehr Mobilität. Die Bevölkerungsentwicklung jeweils in städtischen und ländlichen Regionen hat ebenfalls einen Einfluss darauf, wohin sich die Mobilität entwickelt. Wer in der Stadt wohnt, hat meistens kürzere Wege und nutzt, so überhaupt vorhanden, seltener das Auto. Doch auch die demografische Alterung hat Auswirkungen. «Ältere Menschen sind weniger unterwegs als Menschen im Erwerbsalter», sagt die Expertin. Stichwort Erwerbstätigkeit: Immer mehr Menschen können zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice leisten. Das spart Arbeitswege und führt zu weniger Verkehr – oder? So einfach ist die Rechnung eben nicht. In den Verkehrsperspektiven geht man davon aus, dass sich die Arbeitswege 2050 im Vergleich zu heute um 13 Prozent reduzieren werden, trotz Bevölkerungswachstum. Diese Ersparnisse könnten aber zu einem guten Teil wieder aufgezehrt werden, denn wer nur einmal die Woche ins Büro fahren muss, nimmt einen längeren Anfahrtsweg in Kauf. So können auch Arbeitsstellen an weiter entfernten Orten attraktiver werden – oder der Wohnsitz gleich aufs Land oder gar in die Berge verlegt werden. 

Die Fahrzeuge im Freizeitverkehr sind in der Regel besser ausgelastet

Ebenfalls zu erwarten ist, dass wegfallende Arbeitswege durch eine Zunahme der Freizeitwege kompensiert werden. Der Freizeitverkehr ist bereits heute der wichtigste Zweck der Mobilität. Dies wird in Zukunft mit dem steigenden Anteil der Pensionierten, die unternehmenslustig sind, noch relevanter werden. Spontane, kurzfristig planbare Reisen dank Internetangeboten werden zunehmend gefragt sein. Einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen dem Arbeits- und dem Freizeitverkehr auf der Strasse, sagt Nicole Mathys: «Die Fahrzeuge im Freizeitverkehr sind in der Regel besser ausgelastet, weil – im Gegensatz zum Berufsverkehr – öfters mehrere Personen im Auto sitzen.» In einem Fahrzeug, mit dem zur Arbeitssstelle gefahren wird, sitzen im Schnitt 1,1 Personen. Im Freizeitverkehr liegt diese Zahl bei immerhin 1,5. Mehr Personen pro Fahrzeug reduzieren den Platzbedarf auf Strassen und Parking und haben so einen direkten positiven Einfluss auf die Umweltauswirkungen.

Die grössten Mobilitätstreiber 

Die Faktoren, welche die Expertinnen und Experten bei der Entwicklung eines realistischen Szenarios berücksichtigen müssen, sind umfassend. Neben zukünftigen Technologien und deren Verwendung in der Gesellschaft beeinflussen langfristige demografische und wirtschaftliche Trends die Mobilität der Zukunft. Der Bevölkerungszuwachs etwa spielt eine wichtige Rolle: Mehr Menschen brauchen mehr Mobilität. Die Bevölkerungsentwicklung jeweils in städtischen und ländlichen Regionen hat ebenfalls einen Einfluss darauf, wohin sich die Mobilität entwickelt. Wer in der Stadt wohnt, hat meistens kürzere Wege und nutzt, so überhaupt vorhanden, seltener das Auto. Doch auch die demografische Alterung hat Auswirkungen. «Ältere Menschen sind weniger unterwegs als Menschen im Erwerbsalter», sagt die Expertin. Stichwort Erwerbstätigkeit: Immer mehr Menschen können zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice leisten. Das spart Arbeitswege und führt zu weniger Verkehr – oder? So einfach ist die Rechnung eben nicht. In den Verkehrsperspektiven geht man davon aus, dass sich die Arbeitswege 2050 im Vergleich zu heute um 13 Prozent reduzieren werden, trotz Bevölkerungswachstum. Diese Ersparnisse könnten aber zu einem guten Teil wieder aufgezehrt werden, denn wer nur einmal die Woche ins Büro fahren muss, nimmt einen längeren Anfahrtsweg in Kauf. So können auch Arbeitsstellen an weiter entfernten Orten attraktiver werden – oder der Wohnsitz gleich aufs Land oder gar in die Berge verlegt werden. 

Die Fahrzeuge im Freizeitverkehr sind in der Regel besser ausgelastet

Ebenfalls zu erwarten ist, dass wegfallende Arbeitswege durch eine Zunahme der Freizeitwege kompensiert werden. Der Freizeitverkehr ist bereits heute der wichtigste Zweck der Mobilität. Dies wird in Zukunft mit dem steigenden Anteil der Pensionierten, die unternehmenslustig sind, noch relevanter werden. Spontane, kurzfristig planbare Reisen dank Internetangeboten werden zunehmend gefragt sein. Einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen dem Arbeits- und dem Freizeitverkehr auf der Strasse, sagt Nicole Mathys: «Die Fahrzeuge im Freizeitverkehr sind in der Regel besser ausgelastet, weil – im Gegensatz zum Berufsverkehr – öfters mehrere Personen im Auto sitzen.» In einem Fahrzeug, mit dem zur Arbeitssstelle gefahren wird, sitzen im Schnitt 1,1 Personen. Im Freizeitverkehr liegt diese Zahl bei immerhin 1,5. Mehr Personen pro Fahrzeug reduzieren den Platzbedarf auf Strassen und Parking und haben so einen direkten positiven Einfluss auf die Umweltauswirkungen.

Zu Land und zu Luft

Mobilität umfasst aber nicht nur den Personenverkehr. Ein wichtiger Bestandteil ist auch der Transport von Gütern. Dieser wird im Strassenverkehr auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Zwar wird sich der Güterverkehr von der Strasse leicht auf die Schiene verlagern. Und alternative Antriebe wie Elektro- und Wasserstoffantriebe werden auch im Transportwesen vermehrt eingesetzt.

Wir stehen vor noch viel grösseren Herausforderungen

Das wirkt sich günstig auf die Emissionen aus. Doch die Zahl der Lieferwagen auf unseren Strassen nimmt weiter zu – Onlineshopping hat diesen Trend weiter verstärkt. Und was ist mit dem Flugverkehr? «Hier stehen wir vor noch viel grösseren Herausforderungen. Die Schweiz ist im Flugverkehr bei der Dekarbonisierung zwar führend, da mit der Beimischungspflicht ein Anreiz zur Förderung synthetischer Treibstoffe geschaffen wird. Doch unsere Verkehrsperspektiven beschränken sich auf den Landverkehr und bilden diese Aspekte nicht ab», erläutert die Expertin. Pandemiebedingt hat der Flugverkehr 2020/21 einen massiven Einbruch erlebt. Doch die Entwicklung zeigt wieder in die andere Richtung. Der Internationale Luftverkehrsverband IATA (International Air Transport Association) rechnet mit einer vollständigen Erholung der Passagierzahlen bis 2024 und mit ungebremstem Wachstum für die Zukunft. Heute sind Flugzeuge für 2 bis 3 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) geht davon aus, dass sich der weltweite CO2-Ausstoss im Flugverkehr bis 2050 im Vergleich zu 2019 verdoppeln könnte.

Zu Land und zu Luft

Mobilität umfasst aber nicht nur den Personenverkehr. Ein wichtiger Bestandteil ist auch der Transport von Gütern. Dieser wird im Strassenverkehr auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Zwar wird sich der Güterverkehr von der Strasse leicht auf die Schiene verlagern. Und alternative Antriebe wie Elektro- und Wasserstoffantriebe werden auch im Transportwesen vermehrt eingesetzt.

Wir stehen vor noch viel grösseren Herausforderungen

Das wirkt sich günstig auf die Emissionen aus. Doch die Zahl der Lieferwagen auf unseren Strassen nimmt weiter zu – Onlineshopping hat diesen Trend weiter verstärkt. Und was ist mit dem Flugverkehr? «Hier stehen wir vor noch viel grösseren Herausforderungen. Die Schweiz ist im Flugverkehr bei der Dekarbonisierung zwar führend, da mit der Beimischungspflicht ein Anreiz zur Förderung synthetischer Treibstoffe geschaffen wird. Doch unsere Verkehrsperspektiven beschränken sich auf den Landverkehr und bilden diese Aspekte nicht ab», erläutert die Expertin. Pandemiebedingt hat der Flugverkehr 2020/21 einen massiven Einbruch erlebt. Doch die Entwicklung zeigt wieder in die andere Richtung. Der Internationale Luftverkehrsverband IATA (International Air Transport Association) rechnet mit einer vollständigen Erholung der Passagierzahlen bis 2024 und mit ungebremstem Wachstum für die Zukunft. Heute sind Flugzeuge für 2 bis 3 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) geht davon aus, dass sich der weltweite CO2-Ausstoss im Flugverkehr bis 2050 im Vergleich zu 2019 verdoppeln könnte.

Ansätze in vielen Bereichen

«Unsere Mobilität muss nachhaltiger werden», sagt Nicole Mathys. Möglichkeiten gibt es in verschiedenen Bereichen. Nicht nur die Verkehrsplanung, sondern auch die Raumplanung und die Energieforschung könnten in Zukunft massgebliche Beiträge leisten. Immer mehr Bauvorhaben in der Schweiz entwickeln eigene Mobilitätskonzepte. Ihr Ziel ist es, den Alltags-, Pendler- und Geschäftsverkehr mit einem möglichst geringen Anteil an motorisiertem Individualverkehr zu ermöglichen. Nachhaltige Siedlungsgestaltung ist mittlerweile ein globales Thema. So gibt es eine Fülle an vielversprechenden Initiativen wie etwa die Velostadt Kopenhagen, um nur ein Beispiel zu nennen. Dort hat man sich das Ziel gesetzt, bis 2025 die erste CO₂-neutrale Hauptstadt der Welt zu werden. Dafür werden die Voraussetzungen geschaffen, damit  75 Prozent aller Wege zu Fuss, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden können. Und die Millionenmetropole Paris möchte zur sogenannten 15-Minuten-Stadt werden. Das bedeutet, dass alle wichtigen Anlaufstellen für die Bürgerinnen und Bürger  innerhalb von rund 15 Minuten erreichbar sein sollen.

Auch im Bereich der Energieforschung ist einiges in Bewegung geraten. Synthetische Treibstoffe könnten in Zukunft eine interessante Möglichkeit sein. Bisher wurde aus Biomasse und Abfallstoffen wie Fetten oder Lebensmittelabfällen Biodiesel gewonnen. Nun gibt es aber vielversprechende Ansätze, um synthetische Treibstoffe mit Hilfe von erneuerbarem Strom herzustellen. Dabei produziert man aus Wasser Wasserstoff, der in Verbindung mit Kohlenstoff zu E-Diesel wird. Der Vorteil: Autos mit Verbrennungsmotor können damit betrieben werden, getankt wird an den bereits bestehenden Tankstellen. Synthetische Treibstoffe, die mit erneuerbarer Energie hergestellt werden, sind CO2-neutral. Allerdings entstehen durch den Verbrennungsprozess weiterhin Stickoxide, Feinstaub und Lärm. Projekte in dieser Richtung gibt es viele: So wurde an der ETH Zürich etwa eine Technologie entwickelt, die aus Sonnenlicht und Luft flüssige Treibstoffe herstellt. Dies sind nur einige wenige Beispiele, die Hoffnung machen.

Ansätze in vielen Bereichen

«Unsere Mobilität muss nachhaltiger werden», sagt Nicole Mathys. Möglichkeiten gibt es in verschiedenen Bereichen. Nicht nur die Verkehrsplanung, sondern auch die Raumplanung und die Energieforschung könnten in Zukunft massgebliche Beiträge leisten. Immer mehr Bauvorhaben in der Schweiz entwickeln eigene Mobilitätskonzepte. Ihr Ziel ist es, den Alltags-, Pendler- und Geschäftsverkehr mit einem möglichst geringen Anteil an motorisiertem Individualverkehr zu ermöglichen. Nachhaltige Siedlungsgestaltung ist mittlerweile ein globales Thema. So gibt es eine Fülle an vielversprechenden Initiativen wie etwa die Velostadt Kopenhagen, um nur ein Beispiel zu nennen. Dort hat man sich das Ziel gesetzt, bis 2025 die erste CO₂-neutrale Hauptstadt der Welt zu werden. Dafür werden die Voraussetzungen geschaffen, damit  75 Prozent aller Wege zu Fuss, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden können. Und die Millionenmetropole Paris möchte zur sogenannten 15-Minuten-Stadt werden. Das bedeutet, dass alle wichtigen Anlaufstellen für die Bürgerinnen und Bürger  innerhalb von rund 15 Minuten erreichbar sein sollen.

Auch im Bereich der Energieforschung ist einiges in Bewegung geraten. Synthetische Treibstoffe könnten in Zukunft eine interessante Möglichkeit sein. Bisher wurde aus Biomasse und Abfallstoffen wie Fetten oder Lebensmittelabfällen Biodiesel gewonnen. Nun gibt es aber vielversprechende Ansätze, um synthetische Treibstoffe mit Hilfe von erneuerbarem Strom herzustellen. Dabei produziert man aus Wasser Wasserstoff, der in Verbindung mit Kohlenstoff zu E-Diesel wird. Der Vorteil: Autos mit Verbrennungsmotor können damit betrieben werden, getankt wird an den bereits bestehenden Tankstellen. Synthetische Treibstoffe, die mit erneuerbarer Energie hergestellt werden, sind CO2-neutral. Allerdings entstehen durch den Verbrennungsprozess weiterhin Stickoxide, Feinstaub und Lärm. Projekte in dieser Richtung gibt es viele: So wurde an der ETH Zürich etwa eine Technologie entwickelt, die aus Sonnenlicht und Luft flüssige Treibstoffe herstellt. Dies sind nur einige wenige Beispiele, die Hoffnung machen.

Es beginnt im Kleinen

Dennoch erfordert der Weg in eine nachhaltige Mobilitätszukunft eine Kombination von Veränderungen auf allen Ebenen, angefangen beim Verhalten eines jeden einzelnen Menschen. Einen positiven Einfluss hat die verstärkte Ausrichtung des Lebens an lokalen Strukturen. Wer möglichst viele Bedürfnisse wie Einkauf, Erledigungen oder Freizeitgestaltung in kurzer Distanz befriedigen kann, kann zu Fuss gehen oder das Velo nutzen und spart Zeit, Geld und schont die Umwelt.

Generell sollten insgesamt weniger Distanzen zurückgelegt und mehr Wege mit dem ÖV oder dem Velo und zu Fuss bestritten werden

Hier ist die Bevölkerung im urbanen Umfeld im Vorteil. Diese stellt sich, wenn auch das ÖV-Angebot stimmt folgerichtig immer öfter die Frage, ob man überhaupt ein eigenes Auto besitzen muss – nicht zuletzt wegen der immer schwierigeren Parkplatzsituation. Wo das Auto gebraucht wird, sollte versucht werden, dieses besser auszulasten. Fahrgemeinschaften von Pendlern, lieber ein Grosseinkauf pro Woche als tägliche Fahrten zum Supermarkt oder die Nutzung von Carsharing-Angeboten finden immer mehr Verbreitung. Einen weiteren positiven Einfluss hat die zunehmende Nutzung des Home-Office, denn es reduziert die Pendlerströme. «In diesem Bereich kann das Potenzial durchaus noch besser ausgeschöpft werden», stellt Nicole Mathys fest. «Generell sollten insgesamt weniger Distanzen zurückgelegt und mehr Wege mit dem ÖV oder dem Velo und zu Fuss bestritten werden.» Der E-Bike-Boom kann hier durchaus weiteres Potenzial mit sich bringen. Denn es erlaubt auch weite Strecken ressourceneffizient auf zwei Rädern zurückzulegen. Damit das alles möglich werde, müssten entsprechende Angebote geschaffen werden, betont die Expertin. Mit dem Programm Agglomerationsverkehr wird das Verkehrsangebot dort ausgebaut, wo tatsächlich Bedarf besteht. Multimodale Mobilität, also die sinnvolle Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsarten, Verkehrsdrehscheiben, bessere Angebote in den Agglomerationen wie zum Beispiel sichere Velowege, Ruftaxis – Möglichkeiten gibt es bereits viele und es werden immer mehr.

Eine gute Raumplanung und die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander abzustimmen ist zentral

Es beginnt im Kleinen

Dennoch erfordert der Weg in eine nachhaltige Mobilitätszukunft eine Kombination von Veränderungen auf allen Ebenen, angefangen beim Verhalten eines jeden einzelnen Menschen. Einen positiven Einfluss hat die verstärkte Ausrichtung des Lebens an lokalen Strukturen. Wer möglichst viele Bedürfnisse wie Einkauf, Erledigungen oder Freizeitgestaltung in kurzer Distanz befriedigen kann, kann zu Fuss gehen oder das Velo nutzen und spart Zeit, Geld und schont die Umwelt.

Generell sollten insgesamt weniger Distanzen zurückgelegt und mehr Wege mit dem ÖV oder dem Velo und zu Fuss bestritten werden

Hier ist die Bevölkerung im urbanen Umfeld im Vorteil. Diese stellt sich, wenn auch das ÖV-Angebot stimmt folgerichtig immer öfter die Frage, ob man überhaupt ein eigenes Auto besitzen muss – nicht zuletzt wegen der immer schwierigeren Parkplatzsituation. Wo das Auto gebraucht wird, sollte versucht werden, dieses besser auszulasten. Fahrgemeinschaften von Pendlern, lieber ein Grosseinkauf pro Woche als tägliche Fahrten zum Supermarkt oder die Nutzung von Carsharing-Angeboten finden immer mehr Verbreitung. Einen weiteren positiven Einfluss hat die zunehmende Nutzung des Home-Office, denn es reduziert die Pendlerströme. «In diesem Bereich kann das Potenzial durchaus noch besser ausgeschöpft werden», stellt Nicole Mathys fest. «Generell sollten insgesamt weniger Distanzen zurückgelegt und mehr Wege mit dem ÖV oder dem Velo und zu Fuss bestritten werden.» Der E-Bike-Boom kann hier durchaus weiteres Potenzial mit sich bringen. Denn es erlaubt auch weite Strecken ressourceneffizient auf zwei Rädern zurückzulegen. Damit das alles möglich werde, müssten entsprechende Angebote geschaffen werden, betont die Expertin. Mit dem Programm Agglomerationsverkehr wird das Verkehrsangebot dort ausgebaut, wo tatsächlich Bedarf besteht. Multimodale Mobilität, also die sinnvolle Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsarten, Verkehrsdrehscheiben, bessere Angebote in den Agglomerationen wie zum Beispiel sichere Velowege, Ruftaxis – Möglichkeiten gibt es bereits viele und es werden immer mehr.

Eine gute Raumplanung und die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander abzustimmen ist zentral

Ohne Steuerung geht es nicht

Es stellt sich die Frage, wie all diese Bereiche so gesteuert werden können, dass unsere Mobilität in Zukunft nachhaltiger wird. Der 2021 durch den Bundesrat verabschiedete Sachplan Verkehr gibt im  Programmteil Mobilität und Raum 2050 den Rahmen dazu vor. Nicole Mathys dazu: «Eine gute Raumplanung und die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander abzustimmen ist zentral. Weiter beeinflussen die zur Verfügung gestellten ÖV-Angebote und Strasseninfrastrukturen die Nachfrage. Eine Mobilitätslenkung beisielsweise durch eine geschickte Parkraumbewirtschaftung im städtischen Raum hat ebenfalls einen wichtigen Einfluss». Und ebenso können technologische Entwicklungen wertvolle Beiträge leisten. Allerdings haben auch sie nicht nur gewünschte Folgen. «Autonome Fahrzeuge werden sich nicht so schnell durchsetzen wie man noch vor wenigen Jahren angenommen hat», erläutert Nicole Mathys, die auch als Professorin für Umweltökonomie tätig ist. «Es wird über einen längeren Zeitraum Mischverkehr mit konventionellen Fahrzeugen geben – und dieser führt zu weniger fliessendem Verkehr.» Also das Gegenteil von dem, was man sich für die Zukunft erhofft. Immerhin, der Anteil an E-Fahrzeugen wird weiter steigen und so einen positiven Effekt auf den Ausstoss von CO2 und Feinstaubpartikeln aus dem Motor (Pneu- und Bremsabrieb bleiben) in der Schweiz haben. Entsprechend muss die Politik reagieren.

Ohne Steuerung geht es nicht

Es stellt sich die Frage, wie all diese Bereiche so gesteuert werden können, dass unsere Mobilität in Zukunft nachhaltiger wird. Der 2021 durch den Bundesrat verabschiedete Sachplan Verkehr gibt im  Programmteil Mobilität und Raum 2050 den Rahmen dazu vor. Nicole Mathys dazu: «Eine gute Raumplanung und die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander abzustimmen ist zentral. Weiter beeinflussen die zur Verfügung gestellten ÖV-Angebote und Strasseninfrastrukturen die Nachfrage. Eine Mobilitätslenkung beisielsweise durch eine geschickte Parkraumbewirtschaftung im städtischen Raum hat ebenfalls einen wichtigen Einfluss». Und ebenso können technologische Entwicklungen wertvolle Beiträge leisten. Allerdings haben auch sie nicht nur gewünschte Folgen. «Autonome Fahrzeuge werden sich nicht so schnell durchsetzen wie man noch vor wenigen Jahren angenommen hat», erläutert Nicole Mathys, die auch als Professorin für Umweltökonomie tätig ist. «Es wird über einen längeren Zeitraum Mischverkehr mit konventionellen Fahrzeugen geben – und dieser führt zu weniger fliessendem Verkehr.» Also das Gegenteil von dem, was man sich für die Zukunft erhofft. Immerhin, der Anteil an E-Fahrzeugen wird weiter steigen und so einen positiven Effekt auf den Ausstoss von CO2 und Feinstaubpartikeln aus dem Motor (Pneu- und Bremsabrieb bleiben) in der Schweiz haben. Entsprechend muss die Politik reagieren.

Verhaltensänderungen sind wichtig

Der Blick in die Zukunft ist schwierig – und wird durch das aktuelle Geschehen nur noch komplizierter. In den letzten beiden Jahren ist die Welt durch drei Krisen gegangen, zunächst die Pandemie, den Krieg in der Ukraine und nun durch die Energiekrise. Sehen wir also nun in eine dunkle Zukunft? Nicht unbedingt. «Ökonomen gehen aktuell davon aus, dass die Einbussen wegen COVID und dem Ukrainekrieg vorübergehend sind und sich die Wirtschaft schnell wieder erholen wird», sagt Nicole Mathys. Wie beeinflussen diese Ereignisse die Verkehrsperspektiven? «Die Langfristeffekte der aktuell hohen Energie- und Treibstoffpreise lassen sich derzeit kaum absehen, da sind Prognosen schwierig. Kurzfristig sehen wir keinen dämpfenden Effekt auf die Mobilität. Der Rohölpreis macht weniger als die Hälfte des Benzinpreises aus», sagt Nicole Mathys. Ohne eine Etablierung des Homeoffice und die Umsetzung wirksamer Massnahmen wie sie im Sachplan Verkehr aufgezeigt sind, dürfte die Verkehrsverlagerung eine grosse Herausforderung bleiben. Je grösser der Anteil an Elektrofahrzeugen wird, umso relevanter werden auch der Strompreis und die Art neuer Abgaben für E-Fahrzeuge anstelle der Mineralölsteuer für fossil betriebene Fahrzeuge. Wohin sich die Mobilität in der Schweiz entwickeln wird, hängt also von sehr vielen Faktoren ab. Unser Verhalten als Gesellschaft, etwa bei Abstimmungen und als Individuum bei täglichen Entscheiden spielt dabei die zentrale Rolle.

Verhaltensänderungen sind wichtig

Der Blick in die Zukunft ist schwierig – und wird durch das aktuelle Geschehen nur noch komplizierter. In den letzten beiden Jahren ist die Welt durch drei Krisen gegangen, zunächst die Pandemie, den Krieg in der Ukraine und nun durch die Energiekrise. Sehen wir also nun in eine dunkle Zukunft? Nicht unbedingt. «Ökonomen gehen aktuell davon aus, dass die Einbussen wegen COVID und dem Ukrainekrieg vorübergehend sind und sich die Wirtschaft schnell wieder erholen wird», sagt Nicole Mathys. Wie beeinflussen diese Ereignisse die Verkehrsperspektiven? «Die Langfristeffekte der aktuell hohen Energie- und Treibstoffpreise lassen sich derzeit kaum absehen, da sind Prognosen schwierig. Kurzfristig sehen wir keinen dämpfenden Effekt auf die Mobilität. Der Rohölpreis macht weniger als die Hälfte des Benzinpreises aus», sagt Nicole Mathys. Ohne eine Etablierung des Homeoffice und die Umsetzung wirksamer Massnahmen wie sie im Sachplan Verkehr aufgezeigt sind, dürfte die Verkehrsverlagerung eine grosse Herausforderung bleiben. Je grösser der Anteil an Elektrofahrzeugen wird, umso relevanter werden auch der Strompreis und die Art neuer Abgaben für E-Fahrzeuge anstelle der Mineralölsteuer für fossil betriebene Fahrzeuge. Wohin sich die Mobilität in der Schweiz entwickeln wird, hängt also von sehr vielen Faktoren ab. Unser Verhalten als Gesellschaft, etwa bei Abstimmungen und als Individuum bei täglichen Entscheiden spielt dabei die zentrale Rolle.