«Technologie alleine macht eine Gemeinde noch nicht smart»

Jörg Haller forscht mit seinem Team täglich an Lösungen, die das Zusammenleben in Zürcher Dörfern und Städten cleverer, effizienter und sparsamer machen könnten. Wir haben mit ihm über die aktuellen Entwicklungen gesprochen.

Luc Descombes
10. Mai 2022
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Was versteht man unter einer Smart City?

Eine allgemeingültige Definition für eine Smart City gibt es nicht. Vielmehr existieren auf der ganzen Welt unterschiedliche Vorstellungen davon. Grundsätzlich befassen sich aber alle Smart-City-Konzepte in irgendeiner Form mit der Organisation und der Optimierung des öffentlichen Zusammenlebens in Siedlungsgebieten. Bei EKZ fokussieren wir auf die öffentliche Infrastruktur einer Gemeinde – Bereiche wie den Verkehr, Parkplätze, Beleuchtung, Umwelt, etc. In einer Smart City betrachtet man diese verschiedenen Bereiche ganzheitlich, vernetzt sie und versucht, dadurch einen Mehrwert zu schaffen.

Welche Motivation steckt dahinter?

Am Anfang steht meist die Lösung einer Herausforderung beispielsweise aus den gerade genannten Themenfeldern. Oft möchten Gemeinden auch moderner werden. Hierbei sollte sich der Blick jedoch nicht zuerst auf technologische Aspekte richten. Ich glaube das ist der falsche Ansatz. Zuerst sollte es um die Geisteshaltung dahinter gehen – um die Frage, wie man besser zusammenleben und zusammenarbeiten kann.

Was versteht man unter einer Smart City?

Eine allgemeingültige Definition für eine Smart City gibt es nicht. Vielmehr existieren auf der ganzen Welt unterschiedliche Vorstellungen davon. Grundsätzlich befassen sich aber alle Smart-City-Konzepte in irgendeiner Form mit der Organisation und der Optimierung des öffentlichen Zusammenlebens in Siedlungsgebieten. Bei EKZ fokussieren wir auf die öffentliche Infrastruktur einer Gemeinde – Bereiche wie den Verkehr, Parkplätze, Beleuchtung, Umwelt, etc. In einer Smart City betrachtet man diese verschiedenen Bereiche ganzheitlich, vernetzt sie und versucht, dadurch einen Mehrwert zu schaffen.

Welche Motivation steckt dahinter?

Am Anfang steht meist die Lösung einer Herausforderung beispielsweise aus den gerade genannten Themenfeldern. Oft möchten Gemeinden auch moderner werden. Hierbei sollte sich der Blick jedoch nicht zuerst auf technologische Aspekte richten. Ich glaube das ist der falsche Ansatz. Zuerst sollte es um die Geisteshaltung dahinter gehen – um die Frage, wie man besser zusammenleben und zusammenarbeiten kann.

Jörg Haller
Jörg Haller ist Leiter Öffentliche Beleuchtung und Smart City bei EKZ
Jörg Haller ist Leiter Öffentliche Beleuchtung und Smart City bei EKZ

Aber die Frage nach der Technologie drängt sich doch dann rasch auf?

In vielen Fällen ist die Technologie sicher der Enabler, ja. Die Initialzündung für ein Smart-City-Konzept liegt aber in der Philosophie. Der blosse Einsatz neuer Technologie macht eine Stadt noch nicht smart.

Können Sie konkrete Beispiele für Smart-City-Lösungen nennen?

Typisches Beispiel ist der ganze Bereich Verkehr. Das Erheben von Verkehrsflüssen hilft dabei den Verkehr besser zu planen und zu lenken. Ein klassisches Beispiel stellen hierbei auch intelligente Parkplatzlösungen dar, in denen man die Parkplätze oder freie Ladestationen für Elektroautos in einer Gemeinde und deren Verfügbarkeit digital ermittelt und diese Informationen dann in geeigneter Form darstellt und so den Verkehr zur Parkplatzsuche reduziert. Wichtiger Aspekt sollte hierbei neben dem motorisierten auch der Velo- und Fussgängerverkehr sein. Die Abfallentsorgung ist ein weiteres Beispiel: Hier versucht man unter anderem mittels Sensorik und Vernetzung die Müllentsorgungsrouten zu optimieren.

Welche Gemeinden im Kanton Zürich gehen hier vorweg?

Im Kanton Zürich gibt es ganz unterschiedliche Projekte unter dem Sammelbegriff Smart-City. Dietikon ist auf vielen Ebenen sehr aktiv, verfolgt eine Strategie und möchte sich zukünftig mit einem nachhaltigen und modernen Ansatz positionieren. Die Entwicklungen Dietikons im Smart-City-Bereich sind eng verbunden mit dem Smart-City-Labor auf der EKZ-Insel, wo unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Applikationen im theoretischen Rahmen testen. Mit der Zeit entstand die Idee, unser Labor auf die Stadt auszudehnen.

Ein anderes Beispiel ist Richterswil, wo man einen ähnlichen Weg einschlägt und auch als kleine Gemeinde von den Möglichkeiten profitieren möchte. Für Richterswil konnten wir eine Smart-Village-Strategie erarbeiten, die auf Lösungen für den Verkehr, die Verbesserung der Umwelt mittels Klimadatenerfassung oder die Sicherheit mittels Wasserstandswarnungen fokussiert.

Aber die Frage nach der Technologie drängt sich doch dann rasch auf?

In vielen Fällen ist die Technologie sicher der Enabler, ja. Die Initialzündung für ein Smart-City-Konzept liegt aber in der Philosophie. Der blosse Einsatz neuer Technologie macht eine Stadt noch nicht smart.

Können Sie konkrete Beispiele für Smart-City-Lösungen nennen?

Typisches Beispiel ist der ganze Bereich Verkehr. Das Erheben von Verkehrsflüssen hilft dabei den Verkehr besser zu planen und zu lenken. Ein klassisches Beispiel stellen hierbei auch intelligente Parkplatzlösungen dar, in denen man die Parkplätze oder freie Ladestationen für Elektroautos in einer Gemeinde und deren Verfügbarkeit digital ermittelt und diese Informationen dann in geeigneter Form darstellt und so den Verkehr zur Parkplatzsuche reduziert. Wichtiger Aspekt sollte hierbei neben dem motorisierten auch der Velo- und Fussgängerverkehr sein. Die Abfallentsorgung ist ein weiteres Beispiel: Hier versucht man unter anderem mittels Sensorik und Vernetzung die Müllentsorgungsrouten zu optimieren.

Welche Gemeinden im Kanton Zürich gehen hier vorweg?

Im Kanton Zürich gibt es ganz unterschiedliche Projekte unter dem Sammelbegriff Smart-City. Dietikon ist auf vielen Ebenen sehr aktiv, verfolgt eine Strategie und möchte sich zukünftig mit einem nachhaltigen und modernen Ansatz positionieren. Die Entwicklungen Dietikons im Smart-City-Bereich sind eng verbunden mit dem Smart-City-Labor auf der EKZ-Insel, wo unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Applikationen im theoretischen Rahmen testen. Mit der Zeit entstand die Idee, unser Labor auf die Stadt auszudehnen.

Ein anderes Beispiel ist Richterswil, wo man einen ähnlichen Weg einschlägt und auch als kleine Gemeinde von den Möglichkeiten profitieren möchte. Für Richterswil konnten wir eine Smart-Village-Strategie erarbeiten, die auf Lösungen für den Verkehr, die Verbesserung der Umwelt mittels Klimadatenerfassung oder die Sicherheit mittels Wasserstandswarnungen fokussiert.

Das Smart City Labor in Dietikon kurz erklärt
Erfahren Sie mehr über Smart Citys

Welchen Nutzen haben die Bewohnerinnen und Bewohner einer Smart City? Können Sie ein paar Beispiele benennen?

Je nach Lösung profitiert man zum Beispiel dadurch, dass man schneller einen Parkplatz oder eine Ladestation findet. Werden Daten gesammelt und in der Stadtplanung berücksichtigt, kann man Zusammenhänge im Verkehr mittelfristig besser erkennen und Hotspots entschärfen. So steht man weniger im Stau oder profitiert von einer besseren Luftqualität. Durch solche Massnahmen kann längerfristig eine höhere Lebensqualität erreicht werden. Für viele Städte hat auch die rasche Verfügbarkeit von Informationen für Bürgerinnen und Bürger via App einen hohen Stellenwert. Umgekehrt möchte man oft auch einen unkomplizierten Feedbackkanal eröffnen und allgemein für mehr Interaktion mit der Bevölkerung sorgen.

Welche Bedeutung haben Smart Citys für eine nachhaltige Energiezukunft?

Eine Smart City bietet interessante Lösungen im Sinne der Energieeffizienz – auch wenn diese nicht primär im Zentrum steht. In Urdorf haben wir 2015 zum Beispiel die erste verkehrsbeobachtende Strassenbeleuchtung installiert. Dabei haben wir die Strassenbeleuchtung mit einer Verkehrsmessung verknüpft und damit zwei Bereiche zusammengeführt, die zuvor  getrennt waren. Das Licht wird hier reduziert,  sobald das Verkehsaufkommen dies zulässt. Urdorf kann so in diesem Bereich viel Energie einsparen.

Was unternimmt EKZ, um die Gestaltung smarter Gemeindeinfrastruktur voranzutreiben?

Das Thema Smart City hat in den letzten Jahren in der Schweiz stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Erste Städte haben eine Smart-City Strategie und mit der Umsetzung verschiedener Teilprojekt begonnen. Vieles ist jedoch noch immer sehr theoretisch. Es stehen noch wenig praktische Beispiele und Anschauungsmaterial zur Verfügung. Deshalb ist es uns wichtig, Gemeinden gründlich zu beraten – denn viele sind sich unsicher bezüglicher der Möglichkeiten. Wir testen auch viele Dinge selber in unserem Smart-City-Labor in Dietikon aus und erforschen was funktioniert und was nicht. In Zusammenarbeit mit Pilotgemeinden wie Dietikon analysieren wir was sinnvoll ist und einen Mehrwert bieten kann.

Geht EKZ dabei aktiv auf die Gemeinden zu oder kommen diese von sich aus? 

Wir betreiben keine Verkaufsaktivitäten in grossem Stil. Wir informieren sehr viel und in Dietikon ist die Initiative aufgrund der Nähe des Labors sicher auch ein Stück weit auf uns zurückzuführen. Richterswil hingegen ist aktiv auf uns zugekommen. Ganz allgemein ist das Interesse an solchen Lösungen über die vergangenen Jahre konstant hoch geblieben – in der Praxis sieht man jedoch immer noch recht wenig.

Sollten solche Konzepte nicht auf kantonaler Ebene für alle erarbeitet werden?

Finde ich persönlich nicht. Ich denke genau das ist der Schweizer Weg, dass man die Dinge von der Basis her angeht. Zudem möchten wir bei der Entwicklung immer die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden in den Mittelpunkt stellen. Der Kanton könnte hierbei allenfalls mit sinnvollen Massnahmen unterstützen. Mit der Zeit werden dann auch auf diesem Weg Beispiele vorliegen, bei denen Gemeinden voneinander lernen können und welche man übertragen kann. Wir sind aber zurzeit schon dran, ein Angebot zu schaffen, welches die Bedürfnisse abdeckt, denen wir häufiger begegnen.

Welches sind aktuell die wichtigsten Projekte von EKZ in diesem Bereich?

Sicher das Projekt in Dietikon. Es geniesst auch schweizweit eine erhöhte Aufmerksamkeit aufgrund der vielen Bereiche, die wir hier miteinander vernetzen und aufgrund der Auszeichnung im Rahmen der «Smart City Innovation Challenge 2020». Zurzeit laufen in Dietikon viele Dinge parallel. Als nächstes werden wir gewisse Teilprojekte aus den Bereichen E-Mobilität, öffentliches Internet, Verkehrsmessung, Messung der Luftqualität und Parkplatzmonitoring realisieren.

Welche Entwicklungen erwarten Sie mittel- bis langfristig?

Ich denke, dass sich über die nächsten Jahre herauskristallisieren wird, welche Lösungen es tatsächlich benötigt. Die heutigen Smart-City-Konzepte müssen sich erst noch beweisen. Man wird über die nächsten fünf bis zehn Jahre aber wohl immer mehr praktischen Beispielen begegnen und dabei Schritt für Schritt die Dinge übernehmen welche efftiv einen Mehrwert für die Gesellschaft haben.

Welchen Nutzen haben die Bewohnerinnen und Bewohner einer Smart City? Können Sie ein paar Beispiele benennen?

Je nach Lösung profitiert man zum Beispiel dadurch, dass man schneller einen Parkplatz oder eine Ladestation findet. Werden Daten gesammelt und in der Stadtplanung berücksichtigt, kann man Zusammenhänge im Verkehr mittelfristig besser erkennen und Hotspots entschärfen. So steht man weniger im Stau oder profitiert von einer besseren Luftqualität. Durch solche Massnahmen kann längerfristig eine höhere Lebensqualität erreicht werden. Für viele Städte hat auch die rasche Verfügbarkeit von Informationen für Bürgerinnen und Bürger via App einen hohen Stellenwert. Umgekehrt möchte man oft auch einen unkomplizierten Feedbackkanal eröffnen und allgemein für mehr Interaktion mit der Bevölkerung sorgen.

Welche Bedeutung haben Smart Citys für eine nachhaltige Energiezukunft?

Eine Smart City bietet interessante Lösungen im Sinne der Energieeffizienz – auch wenn diese nicht primär im Zentrum steht. In Urdorf haben wir 2015 zum Beispiel die erste verkehrsbeobachtende Strassenbeleuchtung installiert. Dabei haben wir die Strassenbeleuchtung mit einer Verkehrsmessung verknüpft und damit zwei Bereiche zusammengeführt, die zuvor  getrennt waren. Das Licht wird hier reduziert,  sobald das Verkehsaufkommen dies zulässt. Urdorf kann so in diesem Bereich viel Energie einsparen.

Was unternimmt EKZ, um die Gestaltung smarter Gemeindeinfrastruktur voranzutreiben?

Das Thema Smart City hat in den letzten Jahren in der Schweiz stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Erste Städte haben eine Smart-City Strategie und mit der Umsetzung verschiedener Teilprojekt begonnen. Vieles ist jedoch noch immer sehr theoretisch. Es stehen noch wenig praktische Beispiele und Anschauungsmaterial zur Verfügung. Deshalb ist es uns wichtig, Gemeinden gründlich zu beraten – denn viele sind sich unsicher bezüglicher der Möglichkeiten. Wir testen auch viele Dinge selber in unserem Smart-City-Labor in Dietikon aus und erforschen was funktioniert und was nicht. In Zusammenarbeit mit Pilotgemeinden wie Dietikon analysieren wir was sinnvoll ist und einen Mehrwert bieten kann.

Geht EKZ dabei aktiv auf die Gemeinden zu oder kommen diese von sich aus? 

Wir betreiben keine Verkaufsaktivitäten in grossem Stil. Wir informieren sehr viel und in Dietikon ist die Initiative aufgrund der Nähe des Labors sicher auch ein Stück weit auf uns zurückzuführen. Richterswil hingegen ist aktiv auf uns zugekommen. Ganz allgemein ist das Interesse an solchen Lösungen über die vergangenen Jahre konstant hoch geblieben – in der Praxis sieht man jedoch immer noch recht wenig.

Sollten solche Konzepte nicht auf kantonaler Ebene für alle erarbeitet werden?

Finde ich persönlich nicht. Ich denke genau das ist der Schweizer Weg, dass man die Dinge von der Basis her angeht. Zudem möchten wir bei der Entwicklung immer die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden in den Mittelpunkt stellen. Der Kanton könnte hierbei allenfalls mit sinnvollen Massnahmen unterstützen. Mit der Zeit werden dann auch auf diesem Weg Beispiele vorliegen, bei denen Gemeinden voneinander lernen können und welche man übertragen kann. Wir sind aber zurzeit schon dran, ein Angebot zu schaffen, welches die Bedürfnisse abdeckt, denen wir häufiger begegnen.

Welches sind aktuell die wichtigsten Projekte von EKZ in diesem Bereich?

Sicher das Projekt in Dietikon. Es geniesst auch schweizweit eine erhöhte Aufmerksamkeit aufgrund der vielen Bereiche, die wir hier miteinander vernetzen und aufgrund der Auszeichnung im Rahmen der «Smart City Innovation Challenge 2020». Zurzeit laufen in Dietikon viele Dinge parallel. Als nächstes werden wir gewisse Teilprojekte aus den Bereichen E-Mobilität, öffentliches Internet, Verkehrsmessung, Messung der Luftqualität und Parkplatzmonitoring realisieren.

Welche Entwicklungen erwarten Sie mittel- bis langfristig?

Ich denke, dass sich über die nächsten Jahre herauskristallisieren wird, welche Lösungen es tatsächlich benötigt. Die heutigen Smart-City-Konzepte müssen sich erst noch beweisen. Man wird über die nächsten fünf bis zehn Jahre aber wohl immer mehr praktischen Beispielen begegnen und dabei Schritt für Schritt die Dinge übernehmen welche efftiv einen Mehrwert für die Gesellschaft haben.

Erfahren Sie mehr über Smart Citys