Welchen Nutzen haben die Bewohnerinnen und Bewohner einer Smart City? Können Sie ein paar Beispiele benennen?
Je nach Lösung profitiert man zum Beispiel dadurch, dass man schneller einen Parkplatz oder eine Ladestation findet. Werden Daten gesammelt und in der Stadtplanung berücksichtigt, kann man Zusammenhänge im Verkehr mittelfristig besser erkennen und Hotspots entschärfen. So steht man weniger im Stau oder profitiert von einer besseren Luftqualität. Durch solche Massnahmen kann längerfristig eine höhere Lebensqualität erreicht werden. Für viele Städte hat auch die rasche Verfügbarkeit von Informationen für Bürgerinnen und Bürger via App einen hohen Stellenwert. Umgekehrt möchte man oft auch einen unkomplizierten Feedbackkanal eröffnen und allgemein für mehr Interaktion mit der Bevölkerung sorgen.
Welche Bedeutung haben Smart Citys für eine nachhaltige Energiezukunft?
Eine Smart City bietet interessante Lösungen im Sinne der Energieeffizienz – auch wenn diese nicht primär im Zentrum steht. In Urdorf haben wir 2015 zum Beispiel die erste verkehrsbeobachtende Strassenbeleuchtung installiert. Dabei haben wir die Strassenbeleuchtung mit einer Verkehrsmessung verknüpft und damit zwei Bereiche zusammengeführt, die zuvor getrennt waren. Das Licht wird hier reduziert, sobald das Verkehsaufkommen dies zulässt. Urdorf kann so in diesem Bereich viel Energie einsparen.
Was unternimmt EKZ, um die Gestaltung smarter Gemeindeinfrastruktur voranzutreiben?
Das Thema Smart City hat in den letzten Jahren in der Schweiz stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Erste Städte haben eine Smart-City Strategie und mit der Umsetzung verschiedener Teilprojekt begonnen. Vieles ist jedoch noch immer sehr theoretisch. Es stehen noch wenig praktische Beispiele und Anschauungsmaterial zur Verfügung. Deshalb ist es uns wichtig, Gemeinden gründlich zu beraten – denn viele sind sich unsicher bezüglicher der Möglichkeiten. Wir testen auch viele Dinge selber in unserem Smart-City-Labor in Dietikon aus und erforschen was funktioniert und was nicht. In Zusammenarbeit mit Pilotgemeinden wie Dietikon analysieren wir was sinnvoll ist und einen Mehrwert bieten kann.
Geht EKZ dabei aktiv auf die Gemeinden zu oder kommen diese von sich aus?
Wir betreiben keine Verkaufsaktivitäten in grossem Stil. Wir informieren sehr viel und in Dietikon ist die Initiative aufgrund der Nähe des Labors sicher auch ein Stück weit auf uns zurückzuführen. Richterswil hingegen ist aktiv auf uns zugekommen. Ganz allgemein ist das Interesse an solchen Lösungen über die vergangenen Jahre konstant hoch geblieben – in der Praxis sieht man jedoch immer noch recht wenig.
Sollten solche Konzepte nicht auf kantonaler Ebene für alle erarbeitet werden?
Finde ich persönlich nicht. Ich denke genau das ist der Schweizer Weg, dass man die Dinge von der Basis her angeht. Zudem möchten wir bei der Entwicklung immer die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden in den Mittelpunkt stellen. Der Kanton könnte hierbei allenfalls mit sinnvollen Massnahmen unterstützen. Mit der Zeit werden dann auch auf diesem Weg Beispiele vorliegen, bei denen Gemeinden voneinander lernen können und welche man übertragen kann. Wir sind aber zurzeit schon dran, ein Angebot zu schaffen, welches die Bedürfnisse abdeckt, denen wir häufiger begegnen.
Welches sind aktuell die wichtigsten Projekte von EKZ in diesem Bereich?
Sicher das Projekt in Dietikon. Es geniesst auch schweizweit eine erhöhte Aufmerksamkeit aufgrund der vielen Bereiche, die wir hier miteinander vernetzen und aufgrund der Auszeichnung im Rahmen der «Smart City Innovation Challenge 2020». Zurzeit laufen in Dietikon viele Dinge parallel. Als nächstes werden wir gewisse Teilprojekte aus den Bereichen E-Mobilität, öffentliches Internet, Verkehrsmessung, Messung der Luftqualität und Parkplatzmonitoring realisieren.
Welche Entwicklungen erwarten Sie mittel- bis langfristig?
Ich denke, dass sich über die nächsten Jahre herauskristallisieren wird, welche Lösungen es tatsächlich benötigt. Die heutigen Smart-City-Konzepte müssen sich erst noch beweisen. Man wird über die nächsten fünf bis zehn Jahre aber wohl immer mehr praktischen Beispielen begegnen und dabei Schritt für Schritt die Dinge übernehmen welche efftiv einen Mehrwert für die Gesellschaft haben.