«Mir ist es das wert, für den ökologischen Strom etwas mehr zu bezahlen.»

Das OrtsNetz in Winkel ist angelaufen, knapp 300 Personen haben sich schon auf der Plattform registriert. Idee des Pilotprojekts mit der ETH Zürich ist es, das Netz zu entlasten, indem Solarstrom direkt vor Ort verbraucht wird.

Anja Rubin
28. März 2023
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Mich interessiert am OrtsNetz der technische Aspekt.

Solaranlagen boomen. So sehr gar, dass es inzwischen Wartezeiten gibt beim Bau und bei der Installation. Doch diese lokale Stromproduktion, konzentriert auf sonnige Mittagsstunden, stellt das Stromnetz vor Herausforderungen. Ideal wäre deshalb, wenn dieser dezentral produzierte Strom gleich vor Ort verbraucht würde. Mit dieser Vision startete EKZ zusammen mit der ETH Zürich und mit der Unterstützung des Bundesamts für Energie (BFE) das Pilotprojekt OrtsNetz in Winkel. Für die Nutzerinnen und Nutzer vor Ort bringt das Modell zudem den Vorteil, dass unmittelbar ersichtlich ist, woher der ökologische Strom kommt, für den man einen Aufpreis zahlt. Also eigentlich, wie wenn man seine Bio-Eier gleich beim Bauern im Dorf kauft: Der Käufer weiss, was er bekommt. Die  Hühnerhalterin bekommt einen guten Preis für ihre hochwertigen Eier. Und Transportwege entfallen. Diese Win-win-win-Situation haben bereits 280 Winklerinnen und Winkler erkannt und sich auf der Plattform des OrtsNetzes registriert. Darunter sind 23 Personen, die die Herkunftsnachweise 
ihres Solarstroms direkt vom Dach im Ort verkaufen. Ihnen gegenüber stehen 107 Nutzerinnen und Nutzer, die bereit sind, für diesen Strom einen Aufpreis zu zahlen. Einer der Stromanbieter ist Patrick Wettstein*, der die Herkunftsnachweise des Solarstroms von seinem eigenen Dach übers OrtsNetz anbietet. «Wir haben unser Haus vor zwei Jahren umfassend energetisch saniert. An die Stelle der Ölheizung trat eine Erdsonde, und das Gebäude wurde komplett neu isoliert, auch das Dach. Im Zuge dessen haben wir unser grosses Satteldach mit Solarpanels bestückt», erzählt Wettstein. Der Stromverbrauch sei dadurch massiv gesunken. Doch ob er schon Strom in Winkel absetzen konnte, kann Wettstein nicht sagen: «Mich interessiert am OrtsNetz der technische Aspekt. Ich möchte das Sammeln von Erfahrungen mit dem lokalen Verbrauch unterstützen. Der finanzielle Aspekt ist für mich zweitrangig.» Doch dann sucht er doch eine Rechnung hervor. Leider sind die Angaben nicht zu finden, wie viele Herkunftsnachweise er vor Ort verkaufen konnte und folglich damit verdient hat. «Schade», findet er. «Das sollte man fürs gute Gefühl eigentlich auf einen Blick erkennen.»

Mich interessiert am OrtsNetz der technische Aspekt.

Solaranlagen boomen. So sehr gar, dass es inzwischen Wartezeiten gibt beim Bau und bei der Installation. Doch diese lokale Stromproduktion, konzentriert auf sonnige Mittagsstunden, stellt das Stromnetz vor Herausforderungen. Ideal wäre deshalb, wenn dieser dezentral produzierte Strom gleich vor Ort verbraucht würde. Mit dieser Vision startete EKZ zusammen mit der ETH Zürich und mit der Unterstützung des Bundesamts für Energie (BFE) das Pilotprojekt OrtsNetz in Winkel. Für die Nutzerinnen und Nutzer vor Ort bringt das Modell zudem den Vorteil, dass unmittelbar ersichtlich ist, woher der ökologische Strom kommt, für den man einen Aufpreis zahlt. Also eigentlich, wie wenn man seine Bio-Eier gleich beim Bauern im Dorf kauft: Der Käufer weiss, was er bekommt. Die  Hühnerhalterin bekommt einen guten Preis für ihre hochwertigen Eier. Und Transportwege entfallen. Diese Win-win-win-Situation haben bereits 280 Winklerinnen und Winkler erkannt und sich auf der Plattform des OrtsNetzes registriert. Darunter sind 23 Personen, die die Herkunftsnachweise 
ihres Solarstroms direkt vom Dach im Ort verkaufen. Ihnen gegenüber stehen 107 Nutzerinnen und Nutzer, die bereit sind, für diesen Strom einen Aufpreis zu zahlen. Einer der Stromanbieter ist Patrick Wettstein*, der die Herkunftsnachweise des Solarstroms von seinem eigenen Dach übers OrtsNetz anbietet. «Wir haben unser Haus vor zwei Jahren umfassend energetisch saniert. An die Stelle der Ölheizung trat eine Erdsonde, und das Gebäude wurde komplett neu isoliert, auch das Dach. Im Zuge dessen haben wir unser grosses Satteldach mit Solarpanels bestückt», erzählt Wettstein. Der Stromverbrauch sei dadurch massiv gesunken. Doch ob er schon Strom in Winkel absetzen konnte, kann Wettstein nicht sagen: «Mich interessiert am OrtsNetz der technische Aspekt. Ich möchte das Sammeln von Erfahrungen mit dem lokalen Verbrauch unterstützen. Der finanzielle Aspekt ist für mich zweitrangig.» Doch dann sucht er doch eine Rechnung hervor. Leider sind die Angaben nicht zu finden, wie viele Herkunftsnachweise er vor Ort verkaufen konnte und folglich damit verdient hat. «Schade», findet er. «Das sollte man fürs gute Gefühl eigentlich auf einen Blick erkennen.»

Mir ist es das wert, für den ökologischen Strom etwas mehr zu bezahlen.

Einer, der Wettsteins Strom gegebenenfalls in seinem Betrieb verbraucht, ist Erich Stutz. Er betreibt im Dorf zusammen mit seinem Sohn die Zimmerei Stutz Holzbau AG. «Als ich im letzten Jahr in der Dorfziitig vom Projekt OrtsNetz las, hat mich das gleich interessiert», erzählt er. Nach der Registrierung auf der Plattform habe er recht unbedarft, wie er sagt, am Regler geschoben und schliesslich einem Aufpreis zugestimmt, den er für seinen Strom zu zahlen bereit ist. «Unsere  Stromkosten betragen pro Jahr zwischen 3000 und 4000 Franken. Wenn ich da noch ein paar hundert Franken drauflege, bricht mir das nicht das Genick.» Auf seiner ersten Rechnung, die er seit seiner Teilnahme am Projekt erhalten hat, betrug der Aufpreis um 200 Franken. «Da habe ich schon dümmer Geld ausgegeben», lacht er. Er will einen Beitrag leisten, dass in Winkel mehr Solarstrom produziert wird, insbesondere da es für ihn selber derzeit nicht möglich ist, eine Solaranlage zu realisieren. «Aber von wem genau der Strom kommt, kümmert mich eigentlich nicht so sehr. Es ist auch kein Thema im Dorf», erklärt er. Er ist gespannt, wie sich das Projekt entwickelt. Und auch seine Stromrechnung, denn für ein finanzielles Fazit ist es nach dieser kurzen Zeit noch zu früh. Er hat sich wenig mit dem Thema auseinandergesetzt und erwartet deshalb, dass in den sonnenreichen Sommermonaten ein prägnanterer Aufpreis folgen wird. Doch hierfür gibt es eine Lösung: Bezüger von Solarstrom können im Portal definieren, welchen Mehrbetrag sie maximal zahlen möchten – also einen Aufpreisdeckel definieren. Das beugt Überraschungen vor. 

Erich Stutz bleibt weiterhin entspannt: «Das Licht brennt weiter, und auch die Stromrechnung kam wie zuvor. Mir ist es das wert, für den ökologischen Strom etwas mehr zu bezahlen.» 

* Name geändert

Mir ist es das wert, für den ökologischen Strom etwas mehr zu bezahlen.

Einer, der Wettsteins Strom gegebenenfalls in seinem Betrieb verbraucht, ist Erich Stutz. Er betreibt im Dorf zusammen mit seinem Sohn die Zimmerei Stutz Holzbau AG. «Als ich im letzten Jahr in der Dorfziitig vom Projekt OrtsNetz las, hat mich das gleich interessiert», erzählt er. Nach der Registrierung auf der Plattform habe er recht unbedarft, wie er sagt, am Regler geschoben und schliesslich einem Aufpreis zugestimmt, den er für seinen Strom zu zahlen bereit ist. «Unsere  Stromkosten betragen pro Jahr zwischen 3000 und 4000 Franken. Wenn ich da noch ein paar hundert Franken drauflege, bricht mir das nicht das Genick.» Auf seiner ersten Rechnung, die er seit seiner Teilnahme am Projekt erhalten hat, betrug der Aufpreis um 200 Franken. «Da habe ich schon dümmer Geld ausgegeben», lacht er. Er will einen Beitrag leisten, dass in Winkel mehr Solarstrom produziert wird, insbesondere da es für ihn selber derzeit nicht möglich ist, eine Solaranlage zu realisieren. «Aber von wem genau der Strom kommt, kümmert mich eigentlich nicht so sehr. Es ist auch kein Thema im Dorf», erklärt er. Er ist gespannt, wie sich das Projekt entwickelt. Und auch seine Stromrechnung, denn für ein finanzielles Fazit ist es nach dieser kurzen Zeit noch zu früh. Er hat sich wenig mit dem Thema auseinandergesetzt und erwartet deshalb, dass in den sonnenreichen Sommermonaten ein prägnanterer Aufpreis folgen wird. Doch hierfür gibt es eine Lösung: Bezüger von Solarstrom können im Portal definieren, welchen Mehrbetrag sie maximal zahlen möchten – also einen Aufpreisdeckel definieren. Das beugt Überraschungen vor. 

Erich Stutz bleibt weiterhin entspannt: «Das Licht brennt weiter, und auch die Stromrechnung kam wie zuvor. Mir ist es das wert, für den ökologischen Strom etwas mehr zu bezahlen.» 

* Name geändert

Ziel des OrtsNetzes

  • Nutzer werden für «netzdienliches Verhalten» belohnt. Das heisst vor allem: Stromverbrauch dann, wenn viel Solarstrom vorhanden ist. Das entlastet das Stromnetz. 
  • Die lokale und ökologische Solarproduktion wird gefördert, indem Produzenten ihre Herkunftsnachweise vor Ort verkaufen können und dadurch finanziell profitieren
  • Nutzer werden für «netzdienliches Verhalten» belohnt. Das heisst vor allem: Stromverbrauch dann, wenn viel Solarstrom vorhanden ist. Das entlastet das Stromnetz. 
  • Die lokale und ökologische Solarproduktion wird gefördert, indem Produzenten ihre Herkunftsnachweise vor Ort verkaufen können und dadurch finanziell profitieren

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Sie wohnen in Winkel und möchten am Pilotprojekt teilnehmen? Mehr Infos und die detaillierten Teilnahmebedingungen finden Sie auf unserer Website.

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