10 Jahre LED: Die wichtigsten Entwicklungen

Beleuchtung versus Dunkelheit, Sicherheit und Sichtbarkeit im Einklang mit der Ökologie: Das sind Faktoren, die beim Beleuchten im öffentlichen Raum stets in abgewogen werden. Unser Beleuchtungsexperte Jörg Haller bietet eine Einordung und wirft einen kritischen Blick in die grell beleuchteten Privatgärten.

Anja Rubin
3. Januar 2022
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Die Adventszeit ist vorüber und die meisten Weihnachtsbeleuchtungen sind abmontiert. Für Sie als Experte in Fragen rund ums Beleuchten: Was halten Sie von diesem Lichtermeer?

Jörg Haller: Ich beschäftige mich beruflich mit Licht, da ich Licht und gute Beleuchtung grundsätzlich gerne mag. Für mich bringen Weihnachtsbeleuchtungen eine positive Stimmung in die dunkle Jahreszeit. Allerdings sind mir persönlich gewisse Beispiele dann doch etwas zu hell und zu dynamisch. Aber genau bei diesem Beispiel zeigt sich: Ein Zuviel an Licht hat auch eine negative Seite – nicht nur, dass es schlecht für unsere Umwelt sein kann, auch Nachbarn fühlen sich manchmal gestört. Licht sollte also in seiner Intensität und Dauer bewusst eingesetzt werden und sich bestmöglich dem Zweck und dem Anlass anpassen.

Am Licht scheiden sich nicht selten die Geister.

Ja. Licht im öffentlichen Raum wird oft kontrovers diskutiert. Manche hätten gerne mehr Licht für ein stärkeres Sicherheitsempfinden, andere lieber gar keins wegen der nachtaktiven Lebewesen oder auch, weil sie sich selber gestört fühlen. Wir als Fachleute müssen hier stets die verschiedenen Ansprüche abwägen und einen guten Mittelweg finden. Und es gibt ja auch Vorgaben, die eingehalten werden müssen.

 

Die Adventszeit ist vorüber und die meisten Weihnachtsbeleuchtungen sind abmontiert. Für Sie als Experte in Fragen rund ums Beleuchten: Was halten Sie von diesem Lichtermeer?

Jörg Haller: Ich beschäftige mich beruflich mit Licht, da ich Licht und gute Beleuchtung grundsätzlich gerne mag. Für mich bringen Weihnachtsbeleuchtungen eine positive Stimmung in die dunkle Jahreszeit. Allerdings sind mir persönlich gewisse Beispiele dann doch etwas zu hell und zu dynamisch. Aber genau bei diesem Beispiel zeigt sich: Ein Zuviel an Licht hat auch eine negative Seite – nicht nur, dass es schlecht für unsere Umwelt sein kann, auch Nachbarn fühlen sich manchmal gestört. Licht sollte also in seiner Intensität und Dauer bewusst eingesetzt werden und sich bestmöglich dem Zweck und dem Anlass anpassen.

Am Licht scheiden sich nicht selten die Geister.

Ja. Licht im öffentlichen Raum wird oft kontrovers diskutiert. Manche hätten gerne mehr Licht für ein stärkeres Sicherheitsempfinden, andere lieber gar keins wegen der nachtaktiven Lebewesen oder auch, weil sie sich selber gestört fühlen. Wir als Fachleute müssen hier stets die verschiedenen Ansprüche abwägen und einen guten Mittelweg finden. Und es gibt ja auch Vorgaben, die eingehalten werden müssen.

 

Jörg Haller, Leiter öffentliche Beleuchtung und Smart City bei EKZ
«LED haben die Beleuchtungsbranche im letzten Jahrzehnt nicht weniger als revolutioniert.» Jörg Haller, Leiter Öffentliche Beleuchtung und Smart City bei EKZ

Sie tönen es an: Das Bundesamt für Umwelt hat gerade eine neue Vollzugshilfe veröffentlicht, an der Sie als Experte in der Begleitgruppe mitgewirkt haben. Worum geht es darin?

Die Vollzugshilfe ist eine Wegleitung für Städte, Gemeinden und Behörden mit allem rund ums Thema Lichtemissionen. Es ist ein umfassendes Werk, an dem rund fünf Jahre gearbeitet wurde. Darin ist im Prinzip alles zu finden: Beispiele, Definitionen, Hinweise auf geltendes Recht, teilweise auch Grenzwerte. Es geht um alle Arten von Lichtquellen, die einen Einfluss haben im öffentlichem Raum, also nebst Beleuchtungsanlagen beispielsweise auch das Blenden von Photovoltaik-Anlagen. Mein persönliches Fazit ist: Beleuchtungskonzepte und eine professionelle Lichtplanung sind wichtige Bausteine. Sie helfen, dass das Thema Licht ganzheitlich angeschaut wird.

Können Sie ein gutes Beispiel ausführen, bei dem das Thema Beleuchtung ganzheitlich betrachtet wurde?

Zahlreiche Gemeinden haben gemeinsam mit uns in den vergangenen Jahren Beleuchtungskonzepte erarbeitet. Hervorheben möchte ich einen umfassenden Plan Lumière für eine kleine Stadt, da dieser neben öffentlichen Beleuchtungsanlagen auf Plätzen, Strassen oder Sportstätten auch ganz konkret auf private Beleuchtungen wie Schaufenster und beispielsweise Werbung eingeht. Neben dem Ziel, Lichtemissionen zu reduzieren, versucht er, mit gezielten Leuchtturmprojekten die Stadtidentität zu stärken, bestimmte Orte aufzuwerten und zur Verschönerung der nächtlichen Stadt beizutragen. Für mich ein gelungenes Beispiel, wie das Thema Licht ganzheitlich angegangen werden kann. Wir werden noch darüber berichten.

Aber im Prinzip will man heute lieber weniger Licht als mehr.

Leider nahmen unerwünschte Lichtimmissionen in den letzten Jahrzehnten tendenziell eher zu, dies zum Beispiel wegen der Ausdehnung von Siedlungsgebieten, mehr Verkehr, offenerer Bauweise, der Zunahme von Beleuchtungen im Privatsektor und nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass Licht noch nie so günstig zu erzeugen war wie heute.

Wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen hat die LED-Technologie. Ihr Fazit über die letzten zehn Jahre?

LED haben die Beleuchtungsbranche im letzten Jahrzehnt nicht weniger als revolutioniert und so eine gewaltige Entwicklung in die öffentliche Beleuchtung und die gesamte Lichtindustrie gebracht. Heute kann man mit der Umrüstung von Natriumdampflampen auf LED-Leuchten im Schnitt gut 70 Prozent Energie einsparen – und dies bei insgesamt qualitativ meist besser Beleuchtung als zuvor. Mit der präziseren Lichtlenkung und damit verbunden der hervorragenden Effizienz der LED-Leuchten geht auch eine Veränderung der Art und Weise des Beleuchtens einher. LED-Leuchten wirken mit ihrem Licht zwar etwas härter als ihre Vorgängerinnen, streuen dafür aber weniger Licht in die Umgebung. Dank LED verfügen wir über feine Werkzeuge, Licht zu planen und Beleuchtungslösungen präziser als früher einzustellen.

LED wurde von den Menschen lange als unangenehm empfunden.

Die ersten LED-Anlagen waren alle kalt- oder neutralweiss. Das hatte ganz schlicht Effizienzgründe, da diese gegenüber den heute üblichen warmweissen LED etwa 25 Prozent weniger Energie benötigten. Inzwischen kann man auch mit LED weiches und wämeres Licht erzeugen, dies geht dann allerdings ein Stück weit zu Lasten der Energieeffizienz. Wir haben in den letzten Jahren generell eine Entwicklung hin zu wärmerem Licht gesehen, was für eine angenehmere Empfindung sorgte.

Sie forschen seit längerem und auch aktuell an den Auswirkungen von Licht auf nachtaktive Lebewesen. Wie fliessen die Erkenntnisse in die Praxis ein?

Wir lassen neue Erkenntnisse laufend in die Planung für neue Projekte einfliessen. So zum Beispiel am Rhein in Flurlingen, wo es seltene Fledermäuse hat (hier mehr erfahren). Die Forschung hilft uns, Prioritäten zu setzen, die je nach Ort ganz verschieden sein können. Über Medien, Fachtagungen, wissenschaftliche Beiträge und Beratung sorgen wir dafür, dass auch Dritte von diesen Erkenntnissen profitieren.

Welche Entwicklungen werden wir in nächster Zeit sehen?

Derzeit testen wir in Richterswil etwas völlig Neues: eine Beleuchtungssteuerung, welche die Beleuchtung bei Regen so anpasst, dass es weniger spiegelt und man dadurch beim Autofahren besser sehen kann (hier mehr erfahren). Generell freue ich mich darüber, dass Licht heute einen hohen Stellenwert geniesst und Beleuchtung nicht mehr nur nach Effizienz beurteilt wird, sondern zunehmend auch nach Qualität.

Bei all den technischen Möglichkeiten versuchen wir jedoch immer ein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Es geht darum, gute Sichtbarkeit im Strassenverkehr herzustellen und gleichzeitig die Umwelt dadurch möglichst wenig zu beeinträchtigen. Wir wollen lebenswerte Städte und Gemeinden. Je mehr wir testen und dadurch lernen, desto gezielter können wir Technologien einsetzen und uns auf das Notwendige beschränken.

Sie tönen es an: Das Bundesamt für Umwelt hat gerade eine neue Vollzugshilfe veröffentlicht, an der Sie als Experte in der Begleitgruppe mitgewirkt haben. Worum geht es darin?

Die Vollzugshilfe ist eine Wegleitung für Städte, Gemeinden und Behörden mit allem rund ums Thema Lichtemissionen. Es ist ein umfassendes Werk, an dem rund fünf Jahre gearbeitet wurde. Darin ist im Prinzip alles zu finden: Beispiele, Definitionen, Hinweise auf geltendes Recht, teilweise auch Grenzwerte. Es geht um alle Arten von Lichtquellen, die einen Einfluss haben im öffentlichem Raum, also nebst Beleuchtungsanlagen beispielsweise auch das Blenden von Photovoltaik-Anlagen. Mein persönliches Fazit ist: Beleuchtungskonzepte und eine professionelle Lichtplanung sind wichtige Bausteine. Sie helfen, dass das Thema Licht ganzheitlich angeschaut wird.

Können Sie ein gutes Beispiel ausführen, bei dem das Thema Beleuchtung ganzheitlich betrachtet wurde?

Zahlreiche Gemeinden haben gemeinsam mit uns in den vergangenen Jahren Beleuchtungskonzepte erarbeitet. Hervorheben möchte ich einen umfassenden Plan Lumière für eine kleine Stadt, da dieser neben öffentlichen Beleuchtungsanlagen auf Plätzen, Strassen oder Sportstätten auch ganz konkret auf private Beleuchtungen wie Schaufenster und beispielsweise Werbung eingeht. Neben dem Ziel, Lichtemissionen zu reduzieren, versucht er, mit gezielten Leuchtturmprojekten die Stadtidentität zu stärken, bestimmte Orte aufzuwerten und zur Verschönerung der nächtlichen Stadt beizutragen. Für mich ein gelungenes Beispiel, wie das Thema Licht ganzheitlich angegangen werden kann. Wir werden noch darüber berichten.

Aber im Prinzip will man heute lieber weniger Licht als mehr.

Leider nahmen unerwünschte Lichtimmissionen in den letzten Jahrzehnten tendenziell eher zu, dies zum Beispiel wegen der Ausdehnung von Siedlungsgebieten, mehr Verkehr, offenerer Bauweise, der Zunahme von Beleuchtungen im Privatsektor und nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass Licht noch nie so günstig zu erzeugen war wie heute.

Wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen hat die LED-Technologie. Ihr Fazit über die letzten zehn Jahre?

LED haben die Beleuchtungsbranche im letzten Jahrzehnt nicht weniger als revolutioniert und so eine gewaltige Entwicklung in die öffentliche Beleuchtung und die gesamte Lichtindustrie gebracht. Heute kann man mit der Umrüstung von Natriumdampflampen auf LED-Leuchten im Schnitt gut 70 Prozent Energie einsparen – und dies bei insgesamt qualitativ meist besser Beleuchtung als zuvor. Mit der präziseren Lichtlenkung und damit verbunden der hervorragenden Effizienz der LED-Leuchten geht auch eine Veränderung der Art und Weise des Beleuchtens einher. LED-Leuchten wirken mit ihrem Licht zwar etwas härter als ihre Vorgängerinnen, streuen dafür aber weniger Licht in die Umgebung. Dank LED verfügen wir über feine Werkzeuge, Licht zu planen und Beleuchtungslösungen präziser als früher einzustellen.

LED wurde von den Menschen lange als unangenehm empfunden.

Die ersten LED-Anlagen waren alle kalt- oder neutralweiss. Das hatte ganz schlicht Effizienzgründe, da diese gegenüber den heute üblichen warmweissen LED etwa 25 Prozent weniger Energie benötigten. Inzwischen kann man auch mit LED weiches und wämeres Licht erzeugen, dies geht dann allerdings ein Stück weit zu Lasten der Energieeffizienz. Wir haben in den letzten Jahren generell eine Entwicklung hin zu wärmerem Licht gesehen, was für eine angenehmere Empfindung sorgte.

Sie forschen seit längerem und auch aktuell an den Auswirkungen von Licht auf nachtaktive Lebewesen. Wie fliessen die Erkenntnisse in die Praxis ein?

Wir lassen neue Erkenntnisse laufend in die Planung für neue Projekte einfliessen. So zum Beispiel am Rhein in Flurlingen, wo es seltene Fledermäuse hat (hier mehr erfahren). Die Forschung hilft uns, Prioritäten zu setzen, die je nach Ort ganz verschieden sein können. Über Medien, Fachtagungen, wissenschaftliche Beiträge und Beratung sorgen wir dafür, dass auch Dritte von diesen Erkenntnissen profitieren.

Welche Entwicklungen werden wir in nächster Zeit sehen?

Derzeit testen wir in Richterswil etwas völlig Neues: eine Beleuchtungssteuerung, welche die Beleuchtung bei Regen so anpasst, dass es weniger spiegelt und man dadurch beim Autofahren besser sehen kann (hier mehr erfahren). Generell freue ich mich darüber, dass Licht heute einen hohen Stellenwert geniesst und Beleuchtung nicht mehr nur nach Effizienz beurteilt wird, sondern zunehmend auch nach Qualität.

Bei all den technischen Möglichkeiten versuchen wir jedoch immer ein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Es geht darum, gute Sichtbarkeit im Strassenverkehr herzustellen und gleichzeitig die Umwelt dadurch möglichst wenig zu beeinträchtigen. Wir wollen lebenswerte Städte und Gemeinden. Je mehr wir testen und dadurch lernen, desto gezielter können wir Technologien einsetzen und uns auf das Notwendige beschränken.