«Wir werden unseren Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken können» (1/2)

Gemeinsam mit seinem Team untersucht Tobias Keel bei EKZ die Chancen und Herausforderungen der Energiewende. Seiner Einschätzung nach wird die Schweiz ihren Strombedarf zukünftig mit erneuerbaren Energien decken können. Doch dies sei nicht einfach und erfordere es, jetzt rasch zu handeln.

Irene M. Wrabel
19. März 2023
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Foto: EKZ - Tobias Keel, Leiter New Business bei EKZ

Herr Keel, was sind Ihre Kernaufgaben als Leiter New Business bei EKZ?

Bei uns geht es um die Chancen und Herausforderungen der Energiewende. Dies hat sehr viel mit neuen Technologien und neuen Produkten zu tun. Wir versuchen herauszufinden, was damit erreicht werden kann, und beobachten den Markt und die Technologieentwicklungen sehr genau. Wir wollen neue Produkte für unsere Kunden entwickeln und ihnen so helfen, ihre persönliche Energiewende umzusetzen. So arbeiten wir beispielsweise daran, die Digitalisierung in die Verteilnetze zu bringen. Zu unseren Aufgaben gehört aber auch, Kunden darin zu unterstützen, ihre Gebäude fit für die Energiewende zu machen. Persönlich habe ich dabei eine starke Verbindungsrolle und darf mit sehr vielen Menschen reden. Mit meinem Team bin ich am Markt unterwegs und kann konkret an Projekten arbeiten, wie etwa im Bereich der Elektromobilität. Das macht meine Aufgabe so spannend und reizvoll.

Herr Keel, was sind Ihre Kernaufgaben als Leiter New Business bei EKZ?

Bei uns geht es um die Chancen und Herausforderungen der Energiewende. Dies hat sehr viel mit neuen Technologien und neuen Produkten zu tun. Wir versuchen herauszufinden, was damit erreicht werden kann, und beobachten den Markt und die Technologieentwicklungen sehr genau. Wir wollen neue Produkte für unsere Kunden entwickeln und ihnen so helfen, ihre persönliche Energiewende umzusetzen. So arbeiten wir beispielsweise daran, die Digitalisierung in die Verteilnetze zu bringen. Zu unseren Aufgaben gehört aber auch, Kunden darin zu unterstützen, ihre Gebäude fit für die Energiewende zu machen. Persönlich habe ich dabei eine starke Verbindungsrolle und darf mit sehr vielen Menschen reden. Mit meinem Team bin ich am Markt unterwegs und kann konkret an Projekten arbeiten, wie etwa im Bereich der Elektromobilität. Das macht meine Aufgabe so spannend und reizvoll.

Wie beurteilen Sie aktuell den Fortschritt der Schweiz im Bereich erneuerbare Energiezukunft?

Es ist gerade recht beliebt, Bashing zu betreiben. Aber ich bin kein Pessimist, sonst wäre ich in meinem Job falsch. Wir haben schon einige wichtige Schritte geschafft, müssen die Energiewende nun aber schneller vollziehen. In den letzten 10 Jahren hätte durchaus mehr passieren können. Die notwendigen Massnahmen, insbesondere der starke Ausbau von Photovoltaik und Windenergie, waren aber noch nicht konsensfähig. Ein neuer Kräfteansatz ist notwendig. Mit den aktuellen politischen Diskussionen rund um die Überarbeitung der Gesetzgebung erfolgt dies nun. Bisher wurden die Konsequenzen zu stark gescheut. Das ändert sich jetzt.

Wo sind Ihrer Meinung nach die Widerstände am grössten?

Die Energiewende beinhaltet einen massiven und umfassenden Wandel, was auch Widerstände hervorruft. Es herrscht generell die Angst, ob wir es überhaupt schaffen werden, eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Die hohe Bedeutung der Energieversorgung ist der Bevölkerung im letzten Jahr schlagartig ins Bewusstsein gerückt. Was wir jetzt machen, ist eine Operation am offenen Herzen und da sind Bedenken und Ängste natürlich verständlich. Leider wird das Thema im Vorfeld der Abstimmung zum Klima- und Innovationsgesetz stark polemisiert. Die Energiewende ist zu wichtig, als dass sie zur Abgrenzung von unterschiedlichen politischen Ideologien dienen sollte. Es bleibt somit sehr wichtig, weiterhin viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Wie beurteilen Sie aktuell den Fortschritt der Schweiz im Bereich erneuerbare Energiezukunft?

Es ist gerade recht beliebt, Bashing zu betreiben. Aber ich bin kein Pessimist, sonst wäre ich in meinem Job falsch. Wir haben schon einige wichtige Schritte geschafft, müssen die Energiewende nun aber schneller vollziehen. In den letzten 10 Jahren hätte durchaus mehr passieren können. Die notwendigen Massnahmen, insbesondere der starke Ausbau von Photovoltaik und Windenergie, waren aber noch nicht konsensfähig. Ein neuer Kräfteansatz ist notwendig. Mit den aktuellen politischen Diskussionen rund um die Überarbeitung der Gesetzgebung erfolgt dies nun. Bisher wurden die Konsequenzen zu stark gescheut. Das ändert sich jetzt.

Wo sind Ihrer Meinung nach die Widerstände am grössten?

Die Energiewende beinhaltet einen massiven und umfassenden Wandel, was auch Widerstände hervorruft. Es herrscht generell die Angst, ob wir es überhaupt schaffen werden, eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Die hohe Bedeutung der Energieversorgung ist der Bevölkerung im letzten Jahr schlagartig ins Bewusstsein gerückt. Was wir jetzt machen, ist eine Operation am offenen Herzen und da sind Bedenken und Ängste natürlich verständlich. Leider wird das Thema im Vorfeld der Abstimmung zum Klima- und Innovationsgesetz stark polemisiert. Die Energiewende ist zu wichtig, als dass sie zur Abgrenzung von unterschiedlichen politischen Ideologien dienen sollte. Es bleibt somit sehr wichtig, weiterhin viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Foto zeigt Tobias Keel, Leiter New Business bei EKZ
«In den nächsten 10 Jahren werden grosse Schritte für die Umsetzung der Energiestrategie erforderlich sein» - Tobias Keel, Leiter New Business bei EKZ

Hatte die allgemeine Energieknappheit, wie wir sie diesen Winter erlebt haben, nicht auch etwas mit Mängeln der Energiestrategie des Bundesrats zu tun? Wie müsste man diese Ihrer Meinung nach korrigieren?

Es gibt sicher gewisse Versäumnisse. Die Situation letzten Winter war jedoch von äusseren Faktoren induziert. Da hat also weder die Energiestrategie der Schweiz noch deren verschleppte Umsetzung Schuld. Fakt ist jedoch, dass weitergehende Massnahmen in Richtung erneuerbare Energiezukunft vor diesen Ereignissen nicht möglich gewesen wären. Die aktuelle Krise – sie ist nämlich noch nicht vorbei – hat die Wichtigkeit einer langfristig gesicherten und erneuerbaren Energieversorgung aufgezeigt und hilft uns nun, deren Entwicklung zu beschleunigen.

Das Energiesystem der Zukunft wird nicht auf der grünen Wiese geplant

Die Schweizer Energieversorgung soll bis 2050 elektrifiziert werden. Gleichzeitig muss die Stromversorgung jederzeit gesichert sein. Lassen sich diese beiden Ziele Ihrer Meinung nach auf dem aktuell eingeschlagenen Weg vereinbaren?

Das Energiesystem der Zukunft wird nicht auf der grünen Wiese geplant und wird auch geprägt sein von zukünftigen technologischen und regulatorischen Entwicklungen. Entsprechend muss der Weg immer wieder angepasst werden. Wir werden ständig dazulernen, welche Massnahmen funktionieren und welche nicht. Das ist auch gut so, damit sich ein resilientes System mit vielen unterschiedlichen Pfeilern entwickeln kann. Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen mit den Technologien arbeiten, die wir aktuell zur Verfügung haben und die funktionieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass in den nächsten 10 Jahren grosse Schritte für die Umsetzung der Energiestrategie erforderlich sind. Wir müssen die Herausforderungen jetzt angehen. Sie betreffen vor allem drei Themenbereiche: zum einen das Portfolio der Stromerzeugung, um immer die richtige Menge an Strom verfügbar zu haben. Damit verbunden sind das Thema der Versorgungssicherheit und die Frage, wie stark wir unabhängig vom Ausland sein wollen. Und schliesslich ist auch die Elektrifizierung von Mobilität und Wärme ein wichtiger Bereich.

Können wir diesen erhöhten Strombedarf rein mit erneuerbaren Quellen decken? Wie könnte das funktionieren?

Ich bin davon überzeugt, dass der richtige Mix der Technologien entscheidend ist. Wir werden unseren Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken können, aber es ist nicht einfach oder gratis. Wenn man eine absolute Unabhängigkeit von Stromimporten anstrebt, wird es deutlich teurer werden. Es ist immer ein Kompromiss, den wir eingehen müssen.

Hatte die allgemeine Energieknappheit, wie wir sie diesen Winter erlebt haben, nicht auch etwas mit Mängeln der Energiestrategie des Bundesrats zu tun? Wie müsste man diese Ihrer Meinung nach korrigieren?

Es gibt sicher gewisse Versäumnisse. Die Situation letzten Winter war jedoch von äusseren Faktoren induziert. Da hat also weder die Energiestrategie der Schweiz noch deren verschleppte Umsetzung Schuld. Fakt ist jedoch, dass weitergehende Massnahmen in Richtung erneuerbare Energiezukunft vor diesen Ereignissen nicht möglich gewesen wären. Die aktuelle Krise – sie ist nämlich noch nicht vorbei – hat die Wichtigkeit einer langfristig gesicherten und erneuerbaren Energieversorgung aufgezeigt und hilft uns nun, deren Entwicklung zu beschleunigen.

Das Energiesystem der Zukunft wird nicht auf der grünen Wiese geplant

Die Schweizer Energieversorgung soll bis 2050 elektrifiziert werden. Gleichzeitig muss die Stromversorgung jederzeit gesichert sein. Lassen sich diese beiden Ziele Ihrer Meinung nach auf dem aktuell eingeschlagenen Weg vereinbaren?

Das Energiesystem der Zukunft wird nicht auf der grünen Wiese geplant und wird auch geprägt sein von zukünftigen technologischen und regulatorischen Entwicklungen. Entsprechend muss der Weg immer wieder angepasst werden. Wir werden ständig dazulernen, welche Massnahmen funktionieren und welche nicht. Das ist auch gut so, damit sich ein resilientes System mit vielen unterschiedlichen Pfeilern entwickeln kann. Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen mit den Technologien arbeiten, die wir aktuell zur Verfügung haben und die funktionieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass in den nächsten 10 Jahren grosse Schritte für die Umsetzung der Energiestrategie erforderlich sind. Wir müssen die Herausforderungen jetzt angehen. Sie betreffen vor allem drei Themenbereiche: zum einen das Portfolio der Stromerzeugung, um immer die richtige Menge an Strom verfügbar zu haben. Damit verbunden sind das Thema der Versorgungssicherheit und die Frage, wie stark wir unabhängig vom Ausland sein wollen. Und schliesslich ist auch die Elektrifizierung von Mobilität und Wärme ein wichtiger Bereich.

Können wir diesen erhöhten Strombedarf rein mit erneuerbaren Quellen decken? Wie könnte das funktionieren?

Ich bin davon überzeugt, dass der richtige Mix der Technologien entscheidend ist. Wir werden unseren Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken können, aber es ist nicht einfach oder gratis. Wenn man eine absolute Unabhängigkeit von Stromimporten anstrebt, wird es deutlich teurer werden. Es ist immer ein Kompromiss, den wir eingehen müssen.

Zum zweiten Teil des Interviews