Hatte die allgemeine Energieknappheit, wie wir sie diesen Winter erlebt haben, nicht auch etwas mit Mängeln der Energiestrategie des Bundesrats zu tun? Wie müsste man diese Ihrer Meinung nach korrigieren?
Es gibt sicher gewisse Versäumnisse. Die Situation letzten Winter war jedoch von äusseren Faktoren induziert. Da hat also weder die Energiestrategie der Schweiz noch deren verschleppte Umsetzung Schuld. Fakt ist jedoch, dass weitergehende Massnahmen in Richtung erneuerbare Energiezukunft vor diesen Ereignissen nicht möglich gewesen wären. Die aktuelle Krise – sie ist nämlich noch nicht vorbei – hat die Wichtigkeit einer langfristig gesicherten und erneuerbaren Energieversorgung aufgezeigt und hilft uns nun, deren Entwicklung zu beschleunigen.
Das Energiesystem der Zukunft wird nicht auf der grünen Wiese geplant
Die Schweizer Energieversorgung soll bis 2050 elektrifiziert werden. Gleichzeitig muss die Stromversorgung jederzeit gesichert sein. Lassen sich diese beiden Ziele Ihrer Meinung nach auf dem aktuell eingeschlagenen Weg vereinbaren?
Das Energiesystem der Zukunft wird nicht auf der grünen Wiese geplant und wird auch geprägt sein von zukünftigen technologischen und regulatorischen Entwicklungen. Entsprechend muss der Weg immer wieder angepasst werden. Wir werden ständig dazulernen, welche Massnahmen funktionieren und welche nicht. Das ist auch gut so, damit sich ein resilientes System mit vielen unterschiedlichen Pfeilern entwickeln kann. Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen mit den Technologien arbeiten, die wir aktuell zur Verfügung haben und die funktionieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass in den nächsten 10 Jahren grosse Schritte für die Umsetzung der Energiestrategie erforderlich sind. Wir müssen die Herausforderungen jetzt angehen. Sie betreffen vor allem drei Themenbereiche: zum einen das Portfolio der Stromerzeugung, um immer die richtige Menge an Strom verfügbar zu haben. Damit verbunden sind das Thema der Versorgungssicherheit und die Frage, wie stark wir unabhängig vom Ausland sein wollen. Und schliesslich ist auch die Elektrifizierung von Mobilität und Wärme ein wichtiger Bereich.
Können wir diesen erhöhten Strombedarf rein mit erneuerbaren Quellen decken? Wie könnte das funktionieren?
Ich bin davon überzeugt, dass der richtige Mix der Technologien entscheidend ist. Wir werden unseren Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken können, aber es ist nicht einfach oder gratis. Wenn man eine absolute Unabhängigkeit von Stromimporten anstrebt, wird es deutlich teurer werden. Es ist immer ein Kompromiss, den wir eingehen müssen.