«Mit dem Grid Cockpit erleichtern wir kleinen Energieversorgern die Netzplanung»

Das Team von EKZ-Netzdienstleistungen hat das Grid Cockpit entwickelt – ein Dienstleistungspaket zur effizienten Netzberechnung für kleinere Energieversorger. Im Gespräch erklärt Julian Wruk, wie es die Netzplanung revolutionieren könnte.

Luc Descombes
17. November 2025
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Julian Wruk leitet das Engineering-Team bei EKZ-Netzdienstleistungen. Er ist davon überzeugt, dass das Grid Cockpit bald ein fester Bestandteil in der Netzplanung vieler Energieversorger sein wird. BILDER: Tanja Hurni & Norbert Egli

Immer mehr PV-Anlagen, Wärmepumpen und E-Autos fordern das Verteilnetze heraus. Damit die Infrastruktur Schritt hält, braucht es intelligente Lösungen für Planung und Ausbau. Genau hier setzt das Grid Cockpit an. 

Julian, kannst du uns das Grid Cockpit kurz erklären? 

Das Grid Cockpit ist eine Cloud-Plattform, auf der ein Stromnetz vollständig digital abgebildet und berechnet werden kann. So lassen sich Fragen beantworten wie beispielsweise: Können wir direkt eine neue PV-Anlage ans Netz nehmen? Oder muss das Stromnetz vorher verstärkt werden? Unsere Kunden, das sind kleine bis mittlere Energieversorger, erwerben das Grid Cockpit bei uns immer in Kombination mit unserer technischen Beratung. Wir helfen, die Ergebnisse richtig zu interpretieren und konkrete Massnahmen abzuleiten – zum Beispiel, welche Trafo-Grösse oder Leitungskapazität nötig ist. Die Dienstleistung bieten wir zu einem attraktiven Pauschalpreis an, was Planung und Budgetierung für unsere Kunden einfach hält. 

Eine EKZ-Mitarbeiterin sitzt vor dem Grid Cockpit
Eine EKZ-Mitarbeiterin navigiert durch das einfache Interface der innovativen Netzplanungs-Lösung. Das EKZ Grid Cockpit ist eine Cloud-Lösung, die die Netzqualität sichert, fundierte und datenbasierte Entscheidungen ermöglicht und... (1/2)
Ein Bildschirm zeigt das EKZ Grid Cockpit
...unnötigen Netzausbau verhindert. Mit dem Grid Cockpit können Netzbetreiber genau erkennen, wo Engpässe entstehen, und Investitionen dort tätigen, wo sie wirklich nötig sind. (2/2)

Was war der Antrieb hinter der Entwicklung des Dienstleistungspakets?

Unsere Motivation entwickelte sich aus mehreren Beobachtungen heraus. Zum einen sehen wir, dass die Zahl der Netzanschlussgesuche rasant steigt – etwa für Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen oder Ladesäulen für Elektroautos. Das bringt viele Energieversorger zunehmend an die Grenzen ihrer Netzkapazität.

Wir wollten eine digitale Lösung schaffen, die die Netzqualität sichert, fundierte Entscheidungen ermöglicht und unnötigen Netzausbau verhindert

Gleichzeitig kam in der Branche die Frage auf, welchen Mehrwert Smart-Meter-Daten liefern könnten – neben Ihrer Aufgabe den Ableseprozess zu vereinfachen. Das hat uns inspiriert. Wir wollten eine digitale Lösung schaffen, die die Netzqualität sichert, fundierte und datenbasierte Entscheidungen ermöglicht und unnötigen Netzausbau verhindert. So entstand schrittweise das Grid Cockpit mit einem klaren Ziel: die Netzplanung smarter zu machen.

Was ist das Grid Cockpit?

Mit dem Grid Cockpit lässt sich ein digitaler Zwilling des Stromnetzes darstellen. So kann die aktuelle Situation im Netz verständlich dargestellt werden, wodurch Anschlussgesuche schneller bewertet, Engpässe früher erkannt und Massnahmen gezielter geplant werden können.

Warum braucht es heute ein solches Grid Cockpit?

Weil die Stromnetze immer komplexer werden. Neue Erzeugungsanlagen, Elektromobilität und ein steigender Energiebedarf erhöhen den Druck auf die Verteilnetze. Früher hat man aus Sicherheitsgründen oft grosse Reserven eingeplant. Heute muss gezielter investiert werden. Mit dem Grid Cockpit können Netzbetreiber genau erkennen, wo Engpässe entstehen, und Investitionen dort tätigen, wo sie wirklich nötig sind. Damit sparen sie nicht nur Geld, sondern auch Zeit – und sichern die Versorgungsqualität langfristig.

Jedes Projekt ist ein Stück weit individuell 

Wie läuft ein Grid-Cockpit-Projekt ab, wenn sich ein EVU dafür entscheidet?

Jedes Projekt beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Gemeinsam mit dem Kunden analysieren wir, welche Daten vorhanden sind – etwa aus GIS-Systemen, ERP oder Smart Metern – und wo noch Lücken bestehen. Viele kleinere EVU arbeiten heute noch mit separaten Excel-Tabellen oder sogar noch mit Plänen auf Papier. Das bedeutet, dass die Daten zunächst digitalisiert, strukturiert und zusammengeführt werden müssen, bevor wir ein belastbares Netzmodell aufbauen können. Jedes Projekt ist ein Stück weit individuell. Manche Kunden bringen bereits sehr gut strukturierte Daten mit, andere brauchen etwas mehr Unterstützung.

Manche Kunden bekommen durch das Grid Cockpit zum ersten Mal einen belastbaren Eindruck, ob ihr Netz den derzeitigen und zukünftigen Anforderungen gewachsen ist

Der Initialaufwand auf Seiten der EVU ist teilweise nicht zu unterschätzen. Er zahlt sich aber später aus. Sobald die Datenbasis steht, erstellen wir aus den vorhandenen Informationen ein digitales Abbild des Netzes. Unsere Fachleute reichern dieses Modell mit zusätzlicher Netzexpertise an, plausibilisieren die Ergebnisse und bereiten sie für die Nutzung im Grid Cockpit auf. Das Ergebnis ist aber immer dasselbe: ein präzises, digitales Netzmodell, das als Grundlage für fundierte Entscheidungen dient.

Julian Wruk sitzt vor einem PC, der das Grid Cockpit zeigt
«Mit dem Grid Cockpit reduzieren wir für unsere Kunden viel manuelle Arbeit. Gleichzeitig bieten wir ihnen eine fundierte Grundlage für Entscheidungen nach geltenden Normen», Julian Wruk, Leiter Engineering bei EKZ-Netzdienstleistungen.

Welche Vorteile bringt das Tool im Alltag von Netzplanerinnen und Netzplanern?

Ein grosser Mehrwert liegt in der Effizienz. Mit dem Grid Cockpit lassen sich Anschlussgesuche strukturiert prüfen, Kapazitäten bestimmen, Engpässe erkennen und Massnahmen planen – Schritt für Schritt auf einer Plattform. Unsere Kunden sparen damit viel manuelle Arbeit und haben gleichzeitig eine fundierte Grundlage für Entscheidungen nach geltenden Normen. So bekommen manche Kunden zum ersten Mal einen belastbaren Eindruck, ob das Netz den derzeitigen und zukünftigen Anforderungen gewachsen ist.

Die Energiezukunft braucht nicht nur mehr Strom, sondern vor allem auch intelligentere Stromnetze

Wie profitieren am Ende auch die Endkundinnen und Endkunden davon?

Indem die Netzplanung präziser und effizienter wird. Das Grid Cockpit schafft Transparenz im Netz, verbessert die Netzqualität und ermöglicht einen gezielten, ressourcenschonenden Ausbau. Das sichert langfristig eine stabile Versorgung und hilft, Kosten im Zaum zu halten.

Wo steht das Grid Cockpit in ein paar Jahren?

Ich bin überzeugt, dass Tools wie das Grid Cockpit schon bald zum Standard in der Netzplanung gehören werden. Mit der zunehmenden Verbreitung von PV, Wärmepumpen und Elektromobilität steigt der Bedarf an datenbasierten Entscheidungen enorm. Mit Blick auf den Fachkräftemangel sollten sie zudem einfach zu bedienen und zu unterhalten sein. Wir wollen unsere Kunden dabei langfristig begleiten – mit unserer Expertise, unserer Beratung und einer Plattform, die sich kontinuierlich weiterentwickelt. Die Energiezukunft braucht nicht nur mehr Strom, sondern vor allem auch intelligentere Stromnetze.

EKZ Grid Cockpit - Smarte Netzplanung für EVU

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