Die Wärmepumpe im Faktencheck

Planen Sie einen Heizungsersatz? Die Entscheidung für das richtige System ist eine Mammutaufgabe. Welche Argumente sind die richtigen, welche Behauptungen stimmen? Wir prüfen die fünf gängigsten Vorurteile gegen Wärmepumpen auf ihren Wahrheitsgehalt.

Martina Bieler
27. Oktober 2025
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Alte Gebäude sind für Wärmepumpen nicht geeignet? Von wegen! Foto: Norbert Egli

Bei Kundenbesuchen stossen unsere Energieexpertinnen und -experten immer wieder auf dieselben Vorbehalte. «Mein Haus ist zu alt und für eine Wärmepumpe nicht geeignet», hören sie häufig. Oder: «Eine Wärmepumpe ist mit Radiatoren leider nicht kompatibel.» Wie viel Wahrheit steckt hinter diesen Aussagen? Wir haben es überprüft.

Vorurteil 1: Meine Liegenschaft ist für den Einbau einer Wärmepumpe nicht geeignet.

Die Meinung, alte Gebäude liessen sich mit einer Wärmepumpe nicht genug beheizen, hält sich hartnäckig. Häufig wird dabei auf die Vorlauftemperatur verwiesen – also die Temperatur des Heizwassers für Radiatoren oder Bodenheizungen. Tatsächlich benötigen ältere Heizkörper oft höhere Temperaturen, um die benötigte Wärme in die Räume zu bringen. In der Praxis zeigt sich jedoch: Auch  Wärmepumpen können diese problemlos liefern. Teure Nachrüstungen sind in den meisten Fällen unnötig. Verbreitet ist auch die Annahme, dass ein Gebäude zuerst isoliert werden sollte, bevor man ein neues Heizsystem einbaut. Was sagen die EKZ-Experten dazu? «Natürlich wäre das die ideale Variante.» Zwingend ist diese Reihenfolge aber nicht. Kommt dazu: CO2-Neutralität erreicht man mit einem Heizungsersatz – nicht mit Isolierung.

FAZIT: «Nicht geeignet» ist fast immer ein Mythos. Dank moderner Technik kann eine Wärmepumpe in fast allen Liegenschaften installiert werden.

Vorurteil 2: Eine Wärmepumpe braucht zu viel Platz. 

Wer denkt, Wärmepumpen seien nur für grosse Gärten oder Keller geeignet, kann beruhigt sein. Erdsonden-Wärmepumpen benötigen weder im Innen- noch im Aussenbereich mehr Platz als eine fossile Heizung. Luft-Wasser-Wärmepumpen lassen sich bei wenig Raum auf einem Flach- oder Garagendach installieren. Auch innen aufgestellte Modelle stehen zur Verfügung – genauso wie kompakte Speicherlösungen. Aussengeräte wiederum gibt es in zahlreichen Varianten – hoch oder quer, klein oder gross und in verschiedenen Farben. Sie passen sich so individuell an die Umgebung an. Und nicht zuletzt: Wird ein Öltank demontiert, entsteht ohnehin zusätzlicher Raumgewinn. 

FAZIT: Das Platzargument hält einer genauen Prüfung nicht stand. Auf dem Markt sind individuelle Lösungen für so gut wie jede Situation erhältlich.

Vorurteil 3: Wärmepumpen sind viel zu teuer und amortisieren sich nicht.

Der Blick auf die Gesamtkosten relativiert diese Vermutung schnell: Über 20 Jahre betrachtet kosten eine Erdsonden- und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe trotz höheren Investitionskosten etwa gleich viel wie eine fossile Heizung – und deutlich weniger als eine Elektroheizung. Dies, weil die Unterhalts- und Betriebskosten deutlich tiefer sind. Ausserdem stehen für erneuerbare Lösungen Fördergelder zur Verfügung, denn sie haben die erheblich bessere Umweltbilanz.

FAZIT: Wärmepumpen sind keine überteuerte Investition, sondern rechnen sich langfristig – wirtschaftlich wie ökologisch.

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Foto: Norbert Egli
.. und ist mit der Funktion der neuen Wärmepumpe mehr als zufrieden.
Foto: Norbert Egli

Vorurteil 4: Wärmepumpen sind in kalten Wintern unbrauchbar.

Fakt ist: Eine Wärmepumpe arbeitet bei kühleren Temperaturen weniger effizient. Sinkt die Temperatur auf Minusgrade, braucht die Anlage mehr elektrische Energie, um angenehme 20 Grad im Haus zu erzeugen. Hohe Temperaturunterschiede bedeuten für die Maschine mehr Arbeit – ähnlich wie es uns deutlich mehr Kraft kostet, das Matterhorn, statt den Üetliberg zu erklimmen. Moderne Wärmepumpen sind jedoch genau für solche Bedingungen konzipiert. Luft-Wasser-Modelle liefern selbst bei extremen Minustemperaturen zuverlässig Wärme. Nicht ohne Grund sind sie in Skandinavien weit verbreitet. Und selbst bei klirrender Kälte, die in der Schweiz ohnehin selten vorkommt, bleiben sie effizienter als herkömmliche Öl-, Gas- oder Elektroheizungen.

FAZIT: Wärmepumpen sind keineswegs Winterverweigerer. Sie haben ihre Zuverlässigkeit auch bei  starken Minustemperaturen bewiesen.

Vorurteil 5: Wärmepumpen sind nur dann umweltfreundlich, wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt. 

Im EKZ-Versorgungsgebiet profitieren bereits heute alle Kundinnen und Kunden von Strom aus 100 Prozent erneuerbarer Produktion. Die Kritik richtet sich vor allem gegen den vermeintlich «dreckigen» Importstrom. Doch die Situation hat sich deutlich verbessert: Deutschland erzeugt mittlerweile rund 60 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Selbst im Winter 2024 waren es stets über 50 Prozent. Kohlestrom spielt nur noch eine Nebenrolle. Ausserdem: Selbst wenn ein Teil des Stroms aus fossilen Quellen stammt, ist die CO₂- Bilanz von Wärmepumpen deutlich besser als bei Öl- und Gasheizungen. Denn sie beziehen bis zu drei Viertel der Energie aus der Umgebung und nicht aus dem Stromnetz.

FAZIT: Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz und Europa werden Wärmepumpen laufend umweltfreundlicher.

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